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Was macht man eigentlich in diesem Amt?

HINTERGRUND / KULTURELLE SONDERPROJEKTE

19/12/11 Braucht das Land eine eigene Stelle für kulturelle Sonderprojekte? Und damit eine Nachfolge für den scheidenden Landesbeauftragten Alfred Winter? Der Dachverband Salzburger Kulturstätten ortet ein „ungenutztes Sparpotential“ und fragt unverhohlen nach der Sinnhaftigkeit dieser Einrichtung.

Auffallend schnell und ohne öffentliche Ausschreibung sei die Stelle Winters nachbesetzt worden, bekrittelt der Dachverband Salzburger Kulturstätten: „Bereits drei Wochen vor dem offiziellen Ausscheiden von Prof. Alfred Winter mit Ende Dezember 2011 als ‚Landesbeauftragter für kulturelle Sonderprojekte‘ wurde von LHStv. Wilfried Haslauer (ÖVP) die Nachfolgerin präsentiert. Die SPÖ benötigte drei Monate für die Nachbesetzung der Abteilungsleitung ‚Referat Kunstförderung‘ Anfang Oktober 2011 nach der Pensionierung von Hans Berginz.“

Wer die Winter-Nachfolge antritt, ist bisher nur unterschwellig, auf der Homepage der ÖVP Salzburg, kommuniziert worden: Es ist Elisabeth Resmann. Die promovierte Juristin (Studium in Salzburg, Florenz und Wien) verfüge „sowohl über eine umfassende Ausbildung als auch über eine breite berufliche Erfahrung in der freien Wirtschaft und im Landesbereich“, heißt es dort. „So war sie unter anderem für die Beratung internationaler Klienten in steuer-, arbeits- und sozialversicherungsrechtlichen Angelegenheiten bei PriceWaterhouseCoopers in Wien zuständig. Im Landesdienst war sie unter anderem im Regierungsbüro von Dr. Haslauer, in der Wirtschaftsabteilung und in der Landesamtsdirektion tätig. Danach arbeitete sie als Beraterin in der Österreichischen Außenhandelsstelle in München. Zudem verfasste sie im Rahmen ihrer MBA-Ausbildung im Projekt- und Prozessmanagement eine Masterthesis über die Museumslandschaft in Salzburg.“

Für die kulturellen Sonderprojekte habe sie „bereits zur Umsetzung erfolgreicher Projekte wie der Neupositionierung Henndorfs als Literaturgemeinde mit einer reichen Vergangenheit (Carl Zuckmayr, Johannes Freumbichler, Thomas Bernhard etc.) und der Ermöglichung einer Marcus Sitticus Ausstellung im Jahr 2012 im Dommuseum beigetragen“.

Der Dachverband Salzburger Kulturstätten ist alles andere als überzeugt und wirft Wilfried Haslauer vorschnelles Handeln vor. „Besser vorher laut nachdenken und dann erst sinnvoll handeln – das könnte Geld sparen helfen, Geld, das andere dringend benötigen“, so Dachverbands-Vorsitzender Tomas Friedmann.

Braucht die Verwaltung des Landes Salzburg, deren Kosten 2012 laut Voranschlag um 2,5 Prozent auf rund 250 Millionen Euro steigen werden (bei gleichzeitiger Kürzung von Kulturförderungen) überhaupt einen derartigen Posten? Dachverband-Geschäftsführer Thomas Randisek vermutet, dass eine Auslagerung der Agenden an einen Kulturmanager bzw. eine Kulturmanagerin wesentlich günstiger komme.

Was macht man überhaupt als „Landesbeauftragte für kulturelle Sonderprojekte“? „Landesausstellungen gibt es im Bundesland Salzburg – aus guten Gründen – keine mehr.“ Seinerzeit entstand das Büro „Kulturelle Sonderprojekte“ in Zusammenhang mit einem umfassenden Projekt zur kulturellen Regionalisierung, das bei der Schaffung des Nationalparks Hohe Tauern (1984) initiiert wurde. „Wer jedoch heute unter aktuellen Veranstaltungen auf der Homepage des Landes Salzburg sucht, der findet als jüngste Eintragung die Ankündigung einer Veranstaltung vom Oktober 2010, sowie – zweitaktuell – eine Ankündigung des ‚Haydn Jahr 2006‘.“

Der Dachverband verweist darauf, dass die Mittel aus dem Topf „Kulturelle Sonderprojekte“ im Jahr 2010 laut Landes-Rechungsabschluss 349.000 Euro betrugen und kritisiert, dass im Unterschied zu allen anderen Kulturförderungen „nicht öffentlich nachvollziehbar ist, an welche Institutionen oder Personen welche Förderungen zu welchem Zweck ausbezahlt wurden bzw. werden“.

Der Dachverband Salzburger Kulturstätten spricht sich dafür aus, das Büro für kulturelle Sonderprojekte solle „mit Beginn des Ruhestandes von Alfred Winter per 1. Jänner 2012 ersatzlos geschlossen“ werden. Die dadurch frei werdenden Mittel sähe der Dachverband gerne zur Erhöhung des „freien Kulturbudgets“ verwendet. (ÖVP Salzburg/Dachverband Salzburger Kulturstätten/dpk-krie)

Bild: Büro Haslauer / Thomas Kerschbaum
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