Acht Leute gehen auf die Jugend zu

JUGENDARBEIT / STREUSALZ

13/03/12 „Im Winter sitzt niemand auf der Salzachböschung, und im Sommer treffen sich Jugendliche nicht so gerne in der Tiefgarage“, sagt Bürgermeister Schaden. „Die Jugendlichen erwarten, dass wir mit ihnen gehen.“ Das war die Idee, im Jänner 2009 die Initiative „Streusalz“ zu gründen.

Von Reinhard Kriechbaum

Nun geht „Streusalz“ also ins vierte Jahr. „Es ist die flexible, mobile Variante von sozialer Jugendarbeit“, sagt Georg Gruber, der Jugendbeauftragte der Stadt. Das Entscheidende an dieser Initiative sind die Vernetzung und das Zusammenbinden von Initiativen, die sich um Jugendliche bemühen. Die Stadt gibt diesen Organisationen Geld, und sie stellen Leute an, die dann in den Stadtteilen diese mobile Jugendarbeit übernehmen. 154.000 Euro bringt die Stadt derzeit für „Streusalz“ auf: „Geld, das ich leichten Herzens ausgebe, weil es dem Zusammenleben dient“, sagte Bürgermeister Heinz Schaden heute, Dienstag (13.3.) bei einem Pressegespräch in der TriBühne Lehen.

Als Pilotprojekt startete das mobile Jugendförderprojekt „Streusalz“ in sieben Salzburger Stadtvierteln. Nach einer umfassenden Evaluierung im Sommer 2011 und mittlerweile internationaler Anerkennung als Modellprojekt für sozialräumliche Jugendarbeit wurden Budget und Aktionsradius mit diesem Jahr erweitert – und zwar im Konsens aller Gemeinderatsfraktionen.

Heuer ist Maxglan neu hinzugekommen, Initiativen im Umfeld der Berger-Sandhof-Gründe. Auch die „Welle“ an der Alm rechnet dazu, eine der Konfliktregionen in der Stadt, die aber bereits deutlich entschärft ist. „In Maxglan erreicht man etwa zweitausend Jugendliche zusätzlich“, freut sich der Jugendbeauftragte Georg Gruber.

Man greift für „Streusalz“ zurück auf die Fachkompetenz von vereinen und Jugendzentren, von Bivak bis IGLU, von KICK bis Spektrum. Das Sozialamt ist ebenso eingebunden wie die Jugendpolizei. „Aber die haben wir noch nie gebraucht“, so Bürgermeister Schaden. Tatsächlich sollen die Jugendlichen die Streusalz-Mitarbeiter ja als Leute wahrnehmen, die Angebote für sie bereit halten – und nicht Verbote und Direktiven. „Nicht zuletzt die positiven Rückmeldungen der jungen Menschen, die sich von der Stadt respektiert und in ihren Anliegen ernst genommen fühlen, bestätigen die Qualität des Projekts.“

Heute, Dienstag, hat in der TriBühne Lehen ein „BarCamp“ stattgefunden, ein Ideenaustausch aller eingebundenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Vereine und Organisationen. „Miteinander reden und gemeinsam gestalten sind das Um und Auf für eine gelebte Jugendpolitik. Deshalb ist uns Partizipation besonders wichtig.“ Gerade das seien die Stärken der Initiative „Streusalz“: die flexible Präsenz des Teams und der unmittelbare, von Vertrauen und Verlässlichkeit geprägte Kontakt mit den Jugendlichen, der für hohe Akzeptanz und jeweils „maßgeschneiderte“ Aktivitäten in den Stadtvierteln sorge. So spiele „Streusalz“ auch eine Rolle als Mediator zwischen verschiedenen Interessensgruppen aus.

Im Vorfeld des Jugendkongresses organisiert man heuer eine Reihe von Dialog-Events in den Stadtvierteln. Auch das eben angelaufene sozialräumliche Fotoprojekt „Mein Stadtteil“ fungiert als Ideensammlung. Bei einer Plakataktion in Taxham steht das Image von Jugendlichen im Brennpunkt.

Neu, sobald es etwas wärmer wird: die „Mobile Radwerkstätte“. Verpackt auf ein Elektrofahrrad und ein Lastenfahrrad wird diese Werkstatt in den Stadtteilen unterwegs sein. „So sollen Jugendliche auch das Gefühl bekommen, dass die Dinge etwas wert sind.“ Ein Streusalz-Mitarbeiter sagt pointiert: „Wir wollen damit vermitteln: Bevor ihr eure kaputten Fahrräder in die Alm schmeißt und neue fladert, kommt und repariert eure alten.“

Eine Erfahrung der Streusalz-Initiatoren: Männliche Jugendliche nehmen schneller vom öffentlichen Raum Besitz als die Mädchen. Deshalb will man ihnen mit speziellen Angeboten entgegenkommen. Sogar ein Streusalz-Mädchenfußball-Team soll heuer zustande kommen.

Für „Streusalz“ stehen acht (bisher sieben) mobile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung. Sie leisteten zuletzt rund 6300 Arbeitsstunden.

Ein Film-Tipp: Die Jugend-Doku „Du bist Salzburg!“ – www.youtube.com
Bilder: Stadt Salzburg / J.Killer
Zum DrehPunktKultur-Bericht 47 Minuten junges Leben in unserer Stadt