„Entartete“ Kunst war hier schon vorher verdächtig

HINTERGRUND / SALZBURG IN DER NS-ZEIT

12/10/12 Susanne Rolinek ist in Salzburg die Spezialistin für die Herkunftsforschung von Bildern. Sie sprach am Donnerstag (11.10.) in der TriBühne Lehen über Bildende Kunst während der NS-Zeit.

altDer Wert der Kunst wurde damals daran gemessen, ob sie für das „deutsche Volk“ verständlich war und der NS-Ideologie entsprach. Susanne Rolinek: „Die Kunst erhielt politische Aufgaben zugewiesen.“

Bevor der „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich erfolgte, hatte sich in Deutschland bereits eine relativ eindeutige Linie im Umgang mit „entarteter“ und „volksverbundener“ bildender Kunst entwickelt, die danach auch in Salzburg propagiert wurde. Freilich hatten im Salzburger Raum schon in den Jahrzehnten zuvor Künstlerinnen und Künstler, die expressionistische oder abstrakte Strömungen aufgriffen, wenig Resonanz. Alles, was nun avantgardistisch, abstrakt, zu „modern“, von jüdischen, sozial oder politisch unerwünschten Personen war, galt im NS-Regime nun ganz offiziell als „entartet“.

Mit der Präsentation der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ in Salzburg, die von rund 40.000 Menschen besucht wurde, sollte die neue Linie der NS-Führung dargelegt werden. Die Vielfalt wich gerade in der Bildenden Kunst in den Jahren bis 1945 einer angeordneten offiziellen Eintönigkeit – mit nur wenig variierbaren Themen und Stilen. Allerdings setzte eine rege Ausstellungstätigkeit ein.

Alle Bereiche der bildenden Kunst fielen auch in Salzburg unter Kontrolle von NS-Funktionären. Sepp Piffrader, Richard Spitz und Karl Reisenbichler erhielten wichtige Funktionen in der Verwaltung. Piffrader war zunächst Leiter des „Gaukulturamtes“ der NSDAP und Reisenbichler „Fachschaftswalter für bildende Kunst“. Nach einer Umstrukturierung übernahm Richard Spitz als Landesleiter der Reichskammer der Bildenden Künste alle Funktionen, bis Karl Reisenbichler ihm nach der Einberufung in die Wehrmacht in dieser Funktion nachfolgte.

Piffrader, Spitz und Reisenbichler kontrollierten die Aufnahme der in Salzburg tätigen Künstlerinnen und Künstler in die Reichskammer – eine Ablehnung der Mitgliedschaft aus politischen, religiösen oder Abstammungsgründen bedeutete Arbeitsverbot.

Künstlerinnen und Künstler wie Anton Steinhart, Alois Lidauer, Veva Toncic, Albert Birkle, Poldi Wojtek oder Jakob Adlhart (obwohl einige Werke von Birkle, Wojtek, Adlhart als „entartet“ galten und aus dem öffentlichen Raum entfernt wurden) machten Karriere, während andere – wie Slavi Soucek, Eduard und Valerie Bäumer, Josef Schulz oder Franz Schaffgotsch –Ausstellungsverbot erhielten und verfolgt wurden.

Josef Thorak, Hitlers Lieblingsbildhauer neben Arno Breker, und der Maler Paul Mathias Padua kehrten als erfolgreiche Künstler nach Salzburg zurück und beteiligten sich hier an Ausstellungen. Spuren von während der NS-Zeit in einem klar definierten politischen und künstlerischen Rahmen entstandenen Werken finden sich noch heute in der Stadt Salzburg – und die Diskussion um Straßennamen, die nach NS-Funktionären im Bereich der Bildenden Kunst benannt sind, schwelt nach wie vor. (InfoZ)

Die weiteren Vorträge in der Reihe „Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus“ - www.stadt-salzburg.at
Bilder: Stadtarchiv/Sammlung Krieger (1); InfoZ (1)
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