Ein Ort in der Größe von Radstadt

HINTERGRUND / KIRCHENAUSTRITTE

13/01/10 Von jenen, die aus der Katholischen Kirche austreten, kommt jeder zehnte wieder zurück. Die Zahl der Katholiken ist in der Erzdiözese Salzburg - so wie in ganz Österreich - deutlich rückläufig.

Im Jahr 2009 sind in der Erzdiözese Salzburg 4441 Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten, davon 1010 in den Tiroler Pfarren. Das sind um 1134 Leute mehr als im Jahr 2008. In fünfzehn der 210 Pfarrgemeinden in Salzburg und im zur Erzdiözese gehörenden Tiroler Unterland gab es übrigens im Vorjahr keinen einzigen Kirchenaustritt.

Vor allem in den ersten Monaten des Vorjahres gab es eine Austrittswelle: Die Aufhebung der Exkommunikation lefebvrianischer Bischöfe, insbesondere die Aussagen des Holocaust-Leugners Richard Williamson, und die Irritationen rund um die beabsichtigte Ernennung eines Weihbischofs für die Diözese Linz haben ein sehr negatives Bild der Kirche in den Medien erzeugt. "Die klärenden Worte der österreichischen Bischöfe sowie von Papst Benedikt XVI. wurden positiv aufgenommen, für nicht wenige kamen sie aber zu spät", heißt es in einem bericht der Kathpress vom Dienstag (12.1.).

Wie das Amt für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Erzdiözese Salzburg meldet, sind nicht nur Schäfchen verloren gegangen. Auch die Zahl der Wiedereintritte in die Kirche sei gestiegen: So kamen im Vorjahr 418 Leute wieder zurück - also fast jeder zehnte der Ausgetretenen ändert seine Meinung.

Sehr bewährt, so heißt es seitens der Erzdiözese, hätten sich die Bemühungen, mit jenen in Kontakt zu kommen, die den Kirchenaustritt vor der staatlichen Behörde erklärt haben. Innerhalb der dreimonatigen Bedenkzeit (diese Regelung gilt in Österreich seit Herbst 2007) haben in der Erzdiözese 103 Personen ihre Entscheidung revidiert. Entweder der jeweilige Ortspfarrer oder Adalbert Stifter, der Katholikenanwalt der Erzdiözese, führen die Gespräche. Außerdem gibt es einen Brief vom Erzbischof an die zum Austritt Entschlossenen.

Meistens ist die Hauptursache für einen Kirchenaustritt, dass jemand nie oder fast nicht mit dem kirchlichen Leben in Berührung gekommen ist. Aus diesem Grund bemüht sich die Kirche, aktiv auf die Gläubigen zuzugehen. In der Erzdiözese Salzburg entstehen unter anderem in der jährlichen Begegnungswoche „Offener Himmel“ (2009 im Tennengau, 2010 im Dekanat Thalgau) viele persönliche Kontakte mit der Kirche vor Ort.

Eine Rolle bei der Entwicklung der Austrittszahlen spielt auch die Wirtschaftskrise. Die Kirche spürt so wie andere Institutionen, die einen Solidarbeitrag ihrer Mitglieder einheben, den Druck jener, die ihre Ausgaben kritisch hinterfragen. Die Verdoppelung der steuerlichen Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags von 100 auf 200 Euro sei, so heißt es, für die Beitragszahler wie für die Kirche "eine große Erleichterung". Auf diese Weise "würdigt der Staat auch die Leistungen der Kirche in den Bereichen Seelsorge, Soziales, Entwicklungshilfe, Bildung und Kultur".

Die Gesamtzahl der Katholiken in Österreich hat sich von 5,58 Millionen auf 5,53 Millionen verringert. Das ist - in Prozent - einen Rückgang von 0,9 Prozent, was nicht so gravierend erscheinen mag. In Zahlen gefasst, ist es schon alarmierend: Zweieinhalb Städte in der Größe von Hallein gingen für die Katholische Kirche binnen eines Jahres verloren. Die Erzdiözese Salzburg hat Gläubige etwa in der Einwohnerzahl von Radstadt eingebüßt.
(Erzdiözese Salzburg/dpk)