Der Erzbischof und die Liebe

HINTERGRUND / ST. VIRGIL / THEOTAG

07/01/14 In der Erzdiözese Salzburg arbeiten rund 700 Frauen und Männer. Neben Priestern und Seelsorgern gibt es verschiedenste Berufe, die beim ersten Gedanken nicht immer mit Kirche assoziiert werden. Rund 300 Schülerinnen und Schüler konnten sich am Donnerstag (6.2.) ein Bild vom breiten beruflichen Tätigkeitsfeld in der Erzdiözese bzw. in der Kirche machen.

Von Andrea Huttegger

032Unter anderem stellten sich Mitarbeiter der Caritas, der Krankenhausseelsorge und Krisenintervention, der Jugendarbeit, Mitarbeiter von Psychotherapie- und Beratungseinrichtungen, Experten aus Theologie und Kunst sowie aus Theologie und Wirtschaft vor. Erzbischof Franz Lackner in seinen Grußworten: Bei kirchlichen Berufen sei Kompetenz ebenso gefragt wie Kreativität und eine innere Motivation. In einem Impulsreferat warnte der Philosoph und Theologe Clemens Sedmak vor einer religiösen, aber auch vor einer „nicht religiösen Arroganz“. Man müsse „die Tür immer einen Spalt offen lassen“ und nicht versuchen, sie aufzureißen oder sie ganz zu schließen.

660.000 Menschen gehen in Österreich jeden Sonntag in die Kirche. Auch wenn die Zahl in den vergangenen 50 Jahren etwa um zwei Drittel zurückgegangen ist, sollte sie nicht schlecht geredet werden. „Schauen wir auf das Positive“, so Univ-Prof. Alois Halbmayr. Unbedingt müssten neue Wege der Verkündigung gegangen sowie außergewöhnliche Orte für seelsorgliche oder spirituelle Angebote genutzt werden. In Deutschland wurde zum Beispiel in einem Fußballstadion (Schalke) eine Kapelle eingerichtet. „Warum solle nicht auch in einem Einkaufszentrum eine Kapelle oder ein Ort der Ruhe sein“, fragte Halbmayr. Christina M. Kreinecker behandelte in ihrer Vorlesung „Sherlock Holmes‘ ungelöster Fall: Wo ist der Text des Neuen Testaments?“


Im Anschluss an die Vorlesungen wurden diverse Berufsbilder vorgestellt. Außerdem gab es die Möglichkeit über Kirche und Religion zu diskutieren, auch mit dem neuen Salzburger Erzbischof Franz Lackner. „Herr Erzbischof, was ist Liebe?“, fragte ein Schüler. Lackner erzählte, dass viele meinen würden, er habe als Priester eine Entscheidung gegen die Liebe getroffen. „Ich habe mich schweren Herzens für das Priestertum entschieden“, sagte der Erzbischof. Dabei habe das Thema „Liebe“ aber eine große Rolle gespielt. „Es war dies wahrscheinlich die größte Herausforderung in dem Prozess. Und es bedeutet nicht, dass ich mich gegen die Liebe entschieden habe.“ Liebe sei etwas Absolutes, da gebe es keine Opposition. „Wenn man Entscheidungen für die Liebe trifft, hat man sich nicht gegen etwas entschieden“, sagte Lackner. Auch wenn er als Priester ein Leben mit Ehelosigkeit und Zölibat wählte, habe er dafür die Erfahrung tiefer und inniger Freundschaften machen dürfen.

Bei der Diskussion interessierte das junge Publikum auch die Frage der Gleichberechtigung in der Kirche. „Eine Gruppe darf nicht immer zu kurz kommen“, so Lackner. Systeme wie die Kirche brächten leider immer gewisse Ungerechtigkeiten mit sich. Hier müsse mit einem großen Gerechtigkeitssinn ein Ausgleich geschaffen werden. „Ich bin um Ausgleich bemüht. Das habe ich auch in Rom gesagt.“

Der Theotag wurde heuer zum dritten Mal vom Referat für Berufungspastoral der Erzdiözese Salzburg und St. Virgil veranstaltet. Näheres unter www.theotagsalzburg.at.
Bild: EDS