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Ein Fressen für Boulevard und bessere Leute

FESTSPIELE / OSTERFESTSPIELE

08/02/10 Übers Wochenende waren die Aufdecker am Werk. Schon am Freitag Abend (5.2.) verlautete, dass sich Michael Dewitte nach Belgien "abgesetzt" habe.

Von Reinhard Kriechbaum

Das klingt zwar effektvoll, hat aber nicht viel zu sagen: Schließlich hat keiner Michael Dewitte angeschafft (am allerwenigsten die Staatsanwaltschaft), dass er gefälligst hier bleiben solle. Dewittes Heimat Belgien wäre sowieso nicht weit genug weg, als dass er von dort den Gang der Salzburger Dinge ganz ruhig beobachten könnte.

Was auch noch herumgeistert: Dewitte sei strafrechtlich immun, weil er ja seit 2006 belgischer Honorarkonsul ist. Die Immunität schützt ihn nur bei "Amtsgeschäften" (dazu gehören die Osterfestspiele gewiss nicht). Bestenfalls noch beim Autofahren, wenn er amtsgeschäftlich verkehrt. Wer konsularische Hilfe in Sachen Belgien braucht, ist jetzt gerade jedenfalls schlecht bedient.

Abserviert wird also, "wer den Festspielen geschadet hat". Das verspricht die Festspielpräsidentin. Schadet den Festspielen, wer viele, viele Arbeitsstunden in die Osterfestspiele investiert und dafür ordentlich Cash abgesahnt hat? Das hat Helga Rabl-Stadler so explizit noch nicht dazu gesagt. Kriminelle Handlungen dürfen halt nicht ruchbar werden.

Dass sich die Osterfestspiele der Mitarbeit von Fachleuten versichert haben, verwundert nicht. Und drum ist klar, dass es bei den Provisionszahlungen und Nebengeschäften (seien sie jetzt vor oder hinter den Augen der Festspielleitung passiert) nicht um Kulissenschieber und Billeteure geht, sondern um Flaggschiffe. Dass da ausgerechnet der Name der Protokollchefin durchgesickert ist (für die selbstverständlich, wie für alle anderen, die Unschuldsvermutung gilt), ist mehr als peinlich: für sie selbst, aber auch für die Institution Festspiele.

Von 40.000 Euro Provisionen spricht die APA, von 50.000 der "Standard". Das sind zwar Peanuts gegenüber den Summen, die in Verbindung mit Dewitte und Kretschmer genannt werden, aber doch eine schöne Stange Geld und die Optik ist so schief wie nur. Das heißt, wenn's wahr ist, zumindest: Was zwischen Ostern und Sommer zwar in den Buchhaltungen fein säuberlich getrennt ist, hat in der Außen-Wahrnehmung weniger scharfe Grenzen: Ist Sponsoren wie dem greisen Donald Kahn, die von der Protokollchefin so kompetent wie charmant umgirrt werden, wohl immer klar, an welche der beiden Festspiele sie ihr gutes und wichtiges Geld überweisen?

Auch die Osterfestspiele brauchen Sachkompetenz - Fachfrauen wie Evamaria Wieser, Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros der Festspiele, laufen nicht einfach so herum, wie Buchhalterinnen. Im ihrem Fall muss man zumindest dagegen halten, dass der Aufwand für eine Oper, drei Orchesterkonzerte und ein paar Selbstläufer an den Nebenfronten geradezu nebbich ist: Wegen einer solchen Nebenbeschäftigung geht den Festspielen absolut nichts verloren.

Die Steuerberaterin der Festspiele ist seit Freitag (5.2.) beurlaubt. Steuerberater haben mehrere Klienten, das hat noch niemanden gewundert. Im Fall von zwei so hochrangigen Institutionen und angesichts der Verdächtigungen, die gegen die Dame vorgebracht werden (sie könnte von Dewittes und Kretschmers Machenschaften gewusst haben), ist eine personelle Trennung unabhängig von jedem Strafverfahren unumgänglich.

LH Gabi Burgstaller drängt auf Tempo in der Aufklärung, sie darf sich aber nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen: Die Sache mit dem Groß-Sponsor der Osterfestspiele, Igor Vidyaev, bietet zumindest Gesprächsstoff. 2,5 Millionen Euro (verteilt auf viele Jahre) hat er den Osterfestspielen zukommen lassen, und ein ordentlicher Teil des Geldes ist auch schon angekommen in Salzburg. Vidyaev will, so heißt es, die österreichische Staatsbürgerschaft und man habe seitens der SPÖ schon im Innenministerium interveniert. Nichts soll er haben für 2,5 Millionen? Was bei arabischen AUA-Rettern "recht" ist, sollte bei Kultur-Sponsoren wohl nur billig sein. Und einen Wohnsitz laut Melderigister hatte er auch: Bei Klaus Kretschmer in Anthering.

Alles in allem: ein gefundenes Fressen für den Boulevard. Es hinterlässt aber auch im Mund von Feinschmeckern deutlich mehr als einen schalen Beigeschmack.

 

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