Einladung zu einem „Kulturgipfel“

DOKUMENTATION / KULTURPOLITIK / DACHVERBAND 

07/07/14 Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Kultur-Landesrat Heinrich Schellhorn und die anderen Mitglieder der Landesregierung sind Adressaten eines offenen Briefs, in dem sie der Dachverband Salzburger Kulturstätten zu einem „Kulturgipfel“ im Herbst 2014 einlädt. Wir dokumentieren das Schreiben.

Wie Sie wissen engagiert sich der Dachverband Salzburger Kulturstätten – in Vertretung von 74 Kulturstätten in Stadt und Land mit gemeinsam rund einer Million BesucherInnen – für Salzburgs (freie) Kunst und Kultur, regt notwendige Reformen an, organisiert Fortbildungsworkshops, kritisiert ungünstige Entwicklungen, analysiert Budgets, macht Verbesserungsvorschläge und Bedarfserhebungen, bietet demokratische Wahlhilfen an, fordert faire Entlohnung und unterstützt die Partizipation aller sozialen Schichten, leistet Erinnerungsarbeit und tritt z.B. für Kulturhäuser in allen Salzburger Gauen ein (derzeit fehlen Lungau und Tennengau, aber auch andernorts gibt es Diskussionsbedarf).

Der Dachverband versteht die „freie Szene“ – d.h. alle nicht abgesicherten Theater, Kinos, Galerien, Musik-, Tanz- und Literaturhäuser, Kulturstätten, Kulturvereine etc. im sogenannten Ermessensbereich – nicht als Konkurrenz zu Festspielen, Landestheater, Mozarteum usw., sondern als unverzichtbare Ergänzung und lebensnotwendige Ganzjahresstruktur für das Kulturland Salzburg und seine Bevölkerung. Nun soll bei der freien Kunst & Kultur – also jenem Bereich, der ca. zehn Prozent des Kulturbudgets ausmacht – gespart werden. Da und dort herrscht Verunsicherung, tauchen Fragen zu Gegenwart und Zukunft auf, die eine Antwort benötigen. Es geht also nicht nur ums Geld, sondern auch um Aufklärung und Fairness, um Arbeit im und für das Kulturland Salzburg, also auch um Politik und Gesellschaft, um Bildung und Wirtschaft unter Berücksichtigung sozialer Aspekte.

Als kompetente Dachorganisation mit langjährigen KulturexpertInnen halten wir Basisstreichungen – wie aktuell beim Bund passiert – für falsch, inakzeptabel, ungerecht und den Standort schädigend. Wir wissen Bescheid um den Finanzskandal des Landes und hören von notwendigen Kürzungen in allen Bereichen. Gleichzeitig gibt es – auch in der Kultur – mehr Geld für gewisse Bereiche: z.B. Erhöhung der Festspielförderung, Investitionen ins Domquartier, geplante Landesausstellung und Events für „Salzburg 2016“ (finanziert aus verschiedenen Töpfen). Für das letztgenannte Projekt wurde dem Dachverband-Vorstand persönlich von Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer die Vorlage eines Konzepts bis längstens Mitte Mai 2014 versprochen, bis heute sind uns weder Pläne noch Finanzierung bekannt. Die Einbindung der (freien) Kultur, die Ausschreibung wichtiger Stellen, die ausreichend hohe Budgetierung für die (freie) Kultur sowie die notwendige intensive Diskussion eines solchen Projekts mit den Beteiligten erachten wir als unentbehrlich. Doch dieser Diskurs fehlt ebenso wie ein grundsätzliches Landeskulturleitbild, das wir nach dem Vorbild der Stadt Salzburg ebenso anregen wie die Einführung einer echten mittelfristigen Fördervereinbarung. Dazu kommen z.T. ungeklärte Aus- und Abrechnungsmodalitäten sowie Schwierigkeiten mit dem Bund; hier wird eine  notwendige politische Unterstützung durch das Land Salzburg zur Verbesserung der Situation vermisst und erwartet.

Wir sehen also Kommunikationsdefizite und dringenden Handlungsbedarf, um die Herausforderungen der kommenden Jahre gemeinsam bestmöglich zu meistern. Daher schlagen wir einen „Kulturgipfel“ mit KulturpolitikerInnen aller Parteien und BeamtInnen sowie VertreterInnen des Dachverbands, des Landeskulturbeirats und aller Bereiche der Salzburger Kunst und Kultur im Frühherbst 2014 vor.

Um die Dringlichkeit unseres Anliegens zu unterstreichen, wurde der Weg einer öffentlichen Briefform dieses Vorschlags gewählt. Gewiss haben Sie Verständnis, dass aus unserer Erfahrung über viele Jahre hin ein gewisser Druck für notwendige Reformen und die Auseinandersetzung darüber alternativlos erscheint. Wir wünschen uns jedoch keinen Schlagabtausch und streben keine Konfrontation an, sondern vielmehr eine schonungslos-ehrliche Auseinandersetzung auf sachlich hohem Niveau über die Zukunft der Kunst und Kultur in Stadt und Land Salzburg. Wir denken, dass Ihnen dies auch ein Anliegen sein muss.

In Erwartung Ihrer Antwort verleiben wir
mit freundlichen Grüßen
der neue Vorstand und die Geschäftsführung des Dachverbands Salzburger Kulturstätten: Tomas Friedmann (Vorsitzender, Literaturhaus Salzburg), Robert Wimmer (Stellvertreter, Lungauer Kulturvereinigung), Andrea Folie (Toihaus Theater), Karl Zechenter (gold extra), Alf Altendorf (Radiofabrik & FS1 Community TV), Cornelia Anhaus (ARGEkultur), Marie Hoppe (Theater Ecce), Gerd Pardeller (MARK.freizeit.kultur), Elisabeth Schmirl (periscope) sowie Thomas Randisek (Geschäftsführer des Dachverbands Salzburger Kulturstätten)