Ungewiss ist alle Zukunft

SALZBURG 20.16 / ZUKUNFTSLABOR

09/07/14 Einen Halbsatz hat man sich im schriftlichen Informationsmaterial zum „Salzburger Zukunftslabor“ doch in Sachen Kultur abgerungen. Wir zitieren: „Kultur, wie zum Beispiel Förderung und Ermöglichung kulturellen Engagements; neue Impulse für Gemeinden und Regionen.“

Von Reinhard Kriechbaum

Dürftiger geht’s nicht. Die Befürchtungen, die der Dachverband Salzburger Kulturstätten jüngst in der Causa „Salzburg 20.16“ äußerte, scheinen absolut nicht aus der Luft gegriffen.

Möglichst viele sollen jedenfalls zum Wettbewerb „Salzburger Zukunftslabor“ Ideen einbringen, wie es mit unserem Bundesland weitergehen soll: in den Bereichen Arbeit und Wirtschaft, Soziales und Gemeinden, Kultur und Bildung . Das „Salzburger Zukunftslabor“ soll also helfen, dass das Jubiläumsjahr 2016 „nicht nur als End- sondern auch als Ausgangspunkt der Salzburger Geschichte“ fungieren solle. Salzburg 20.16 sei ein work in progress, erklärte Landeshauptmann Wilfried Haslauer heute Donnerstag (9.7.) bei einem Informationsgespräch im Chiemseehof. „Den Ansatz, alle Salzburgerinnen und Salzburger und Institutionen einzuladen, befürworte ich sehr.“

Wie also könnte man Salzburg weiter bringen? Der Zukunftslabor-Wettbewerb richtet sich an Privatpersonen und Unternehmen, an Vereine, Kultureinrichtungen, Gemeinden und Schulen. Ab Mitte September können Projekte eingereicht werden. „Dieser offene Diskussionsprozess, der auch unkonventionelle Ideen und Ansätze für die Lösung von aktuellen und zukünftigen Herausforderungen bringen soll, soll ohne Vorgaben geführt werden“, so der Landeshauptmann. „Daher erwarte ich kreative, innovative Lösungen aus Salzburg für Salzburg.“

Ein Jubiläumsjahr dürfe nicht nur Anlass für historische Aufarbeitung oder eine Neubewertung der Geschichte sein. „Die viel zentralere Frage lautet: Wie soll es denn mit Salzburg weitergehen?“, betonte auch Cyriak Schwaighofer, Klubobmann der Grünen, langjähriger Kulturmanager und stellvertretender Vorsitzender des Salzburg 20.16-Kuratoriums. „Wir wollen uns in der Landesausstellung bewusst auch damit auseinandersetzen, welche Entwicklung Salzburg in Zukunft nehmen soll. Wir leben in einer Welt, in der sich das Klima dramatisch zu verändern beginnt – sowohl in ökologischer wie auch ökonomischer und sozialer Hinsicht.“ Die herausfordernde Frage sei also, was man auf regionaler Ebene unternehmen könne. „Das betrifft uns alle. Auf der Suche nach Lösungsmodellen ist deshalb auch das gesamte Kreativ- und Wissenspotenzial des Bundeslandes gefragt", so Schwaighofer.

Teilnahmeberechtigt am Salzburger Zukunftslabor sind grundsätzlich alle Salzburgerinnen und Salzburger. „Ein wesentliches Kriterium für die Teilnahme ist allerdings die Praxistauglichkeit der eingereichten Projekte und Ideen“, sagte dazu Günther Marchner von Consalis Entwicklungsberatung, zuständig für die Organisation des Zukunftslabors.

Es geht nicht nur um gedankliche Luftschlösser, denn es gibt ja Good-Practice-Beispiele, wenn auch meist in vielen kleinen, oft wenig bekannten Unternehmungen im Land. Träger von bereits umgesetzten Projekten und Ideen sind also ebenfalls eingeladen, ihre bisherige Arbeit als Vorzeigebeispiele für die Zukunftsentwicklung Salzburgs einzureichen. „Die ausgezeichneten Projekte sollen als Vorbild vor den Vorhang geholt und zur Nachahmung empfohlen werden.“

Außerdem interessieren die Auslober des Wettbewerbs noch nicht realisierte Projekt-Ideen, zwar einen innovativen, zukunftsweisenden und modellhaften Charakter aufweisen, die aber ohne eine finanzielle Unterstützung oder Förderung nicht realisiert beziehungsweise gestartet werden können.

Im Bereich Arbeit und Wirtschaft soll der besondere Fokus auf Kleinunternehmen liegen, heißt es. Gefragt sind zum Beispiel nachhaltige Wertschöpfungs- und Erwerbsmöglichkeiten, neue Berufsbilder und Branchen. Sicherung von Lebensqualität, Standortentwicklung (neue Kooperationsmodelle), soziale Inklusion und Zusammenhalt in Gemeinden, Belebung von Ortszentren, Partizipation, Beteiligungsmodelle von Bürgerinnen und Bürgern werden für den Aspekt „Soziales, Gemeinschaften, Gemeinden“ genannt.

Die Angaben im Bereich Bildung sind nicht ganz so einsilbig, aber kaum inhaltsreicher als jene zum Item Kultur: „Zum Beispiel neue Angebote für besondere Bedarfe und Zielgruppen; Zusammenarbeit zwischen Schulen und Gemeinden, Regionen, Unternehmen.“

Man kann also wirklich nicht sagen, dass die potentiellen Salzburger Entwicklungs-Vordenker von Politiker-Vorgaben eingeengt würden. Wirklich angeregt freilich auch nicht. Schaun wir mal, was kommt! Für die Beurteilung der Projekte gibt es tolle Schlagworte: „Neuartigkeit, Innovationsgrad, Bedeutsamkeit, Nachhaltigkeit, Mehrdimensionalität, Kooperationsorientierung, Förderung von Beteiligung, Chancengleichheit, Demokratie, Berücksichtigung von Vielfalt, Übertragbarkeit und Lernbarkeit, Förderung von Inklusivität und Zusammenhalt und Anregung zum Nachahmen.“ Diese für die Bewertung der Projekte herangezogenen Kriterien gelten wohl ehern, denn „sie wurden in einer Expertinnen- und Expertengruppe mit viel Erfahrung im Bereich Innovation entwickelt und bilden die zentrale Entscheidungsgrundlage für die Empfehlungen durch eine unabhängige Jury“.

Jedenfalls sollen sich alle beteiligen dürfen, spezielle angefragt sind Gemeinden, Regionen, Vereine, Sozialeinrichtungen, Nichtregierungsorganisation (NGO), junge Kreative, Unternehmen, Jugendeinrichtungen, Jugendinitiativen und Schulen, Kunst- und Kulturschaffende, Kultureinrichtungen, Künstlerinnen und Künstler. Einreichfrist ist von Mitte September bis Mitte Dezember. Man verweist auf die Jury überwiegend aus „externen Expertinnen und Experten“. Nicht für die Zukunft, das wäre vermessen. „Die Jury-Mitglieder verfügen über Erfahrung und Kompetenz im Bereich der Kriterien sowie der Themenbereiche und über Kenntnisse des Bundeslandes Salzburg und seiner Regionen. Sie werden ihre begründeten Empfehlungen über vorgeschlagene Auszeichnungen und Förderungen an den Beirat zu Jahresbeginn 2016 bekanntgeben.“

Informationen: www.zukunftslabor-salzburg2016.at, Kontakt Tel. 0664/1825018, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . Ansprechpartner ist Günther Marchner.
Bilder: LMZ / Otto Wieser