Reiche Denk-Tradition, problematische Gegenwart

UNIVERSITÄT / SYRISCHE THEOLOGIE

21/10/15 Mit einem Festakt an der Universität Salzburg ist am Dienstag (20.10.) der neue Universitätslehrgang „Master of Arts in Syriac Theology“ eröffnet worden. Es ist das erste Studium dieser Art an einer öffentlichen Universität in Europa.

Der syrisch-orthodoxe Patriarch Moran Mor Ignatius Aphrem II. hielt die Festrede. Sorge um Geschehnisse im Nahen Osten prägte die Veranstaltung. Das Kirchenoberhaupt erinnerte eindringlich: „Das Ende der christlichen Präsenz im Nahen Osten ist nicht weit entfernt“, denn „mehr als 30 Prozent der christlichen Bevölkerung in Syrien haben das Land bereits verlassen, und es geht immer weiter.“ Auch für die muslimische Bevölkerung sei die Massenabwanderung ein Verlust, stellte der Festredner fest. „Während wir die Hilfsmaßnahmen und die Unterstützung für die Flüchtlinge schätzen und dankbar dafür sind, bitten wir Europa aber auch uns dabei zu helfen, in unserer Heimat zu bleiben“, sagte der Patriarch.

Aphrem II. hob unter anderem die Leistungen Kardinals Königs und der Stiftung „Pro Oriente“ hervor. „Bildung ist das Salz der Erde“, betonte das Kirchenoberhaupt und bezeichnete die Errichtung des Studienlehrgangs als „Geschenk für alle Wissenschaftler und die Anhänger syrischer Theologie“. „Wir haben zwar syrisch-orthodoxe Klöster, Kirchen und Gemeinden auf der ganzen Welt aber keine akademische Bildungseinrichtung.“ Als Anerkennung für die ökumenischen Bemühungen des ehemaligen Salzburger Erzbischofs, Alois Kothgasser, bat er diesen auf die Bühne und überreichte ihm unter Beifallssturm des Publikums als Auszeichnung ein aus libanesischem Zedernholz gefertigtes Holzkreuz. Die Erzdiözese Salzburg hat die ehemalige Leprosenanstalt in Salzburg-Mülln vom Land Salzburg um rund zwei Millionen Euro angekauft. Das Obergeschoß wurde für die Studenten um rund 300.000 Euro umgebaut.

Der Kirchenhistoriker und Dekan der Theologischen Fakultät, Dietmar Winkler, stellte eine Verbindung zu den Geschehnissen im Nahen Osten her: „Was wir hier heute tun, hat mit der Situation dort zu tun“, so der Dekan. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hob die religiös-kulturelle Dimension des neuen Studienlehrgangs hervor: „Es wird die Sprache Jesu nach Salzburg gebracht. Nach Heidegger ist die Sprache das 'Haus des Seins'.“ Heinrich Schmidinger, Rektor der Universität Salzburg, hielt fest, dass die Einrichtung des Studienlehrgangs eine „sinnvolle Ergänzung“ zum 2013 eingerichteten „Zentrum für die Erforschung des Christlichen Ostens“ darstelle, die Universität dadurch „bedeutend an Profil gewinnen“ und die Theologische Fakultät „einen großen und deutlichen Akzent setzen“ könne.

Auch für Peter Bruck, Leiter des „Syrischen Instituts Salzburg“, ist der Masterstudienlehrgang ein „Zeichen im Sinne der Ökumene“, wobei die „Erschütterung“ über gegenwärtige Ereignisse in Syrien „zurecht jede Feierlaune frisst“. Mit Initiativen wie der Studienmöglichkeit würde aber „dagegengehalten“, so der Politikwissenschaftler.

Im Rahmen des Festaktes hielt der neue Professor für Geschichte und Theologie des syrischen Christentums, Aho Shemunkasho, seine Antrittsvorlesung. (KAP/dpk)

Bild: Erzdiözese Salzburg
Zum DrehPunktKultur-Porträt Aho Shemunkasho
Die dritte Säule der antiken Christenheit