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Der Frühling wird digital

ARGEkultur / JAHRESVORSCHAU 1

08/01/16 Medienkunst ist in der ARGEkultur immer schon beheimatet. Ihr Stellenwert wird höher, auch wenn es das „basic“-Festival, das zehn Jahre lang stattgefunden hat, nicht mehr gibt. Die Nachfolge heißt „digital spring festival“ und wird biennal ausgerichtet.

Von 6. bis 13. März wird es das erste Mal so weit sein, war in einem Pressegespräch heute Freitag (8.1.) zu erfahren: Cornelia Anhaus, die bewährte Festival-Kuratorin der ARGEkultur, wird das erste „digital spring festival“ unter das Schlagwort „ARTIVISM“ stellen. Dahinter verbergen sich die Wörter „Art“ und „Activism“.

Was für Kunst-Betriebsamkeit darf man sich darunter vorstellen? Es geht darum, mit Mitteln der Medienkunst auf Themen wie verfehlte Flüchtlingspolitik, rechte Vandalenakte, die Beschneidung der freien Meinungsäußerung und auf andere Diskriminierungen hinzuweisen. „Endet die Theorie auf der Straße, oder kann die Zivilgesellschaft digitale Technologien nutzen, um gesellschaftliche und politische Veränderungen zu bewirken?“ Das ist eine von vielen Fragen, die Cornelia Anhaus ansprechen möchte.

Zum Selbstverständnis der ARGEkultur gehört die Rolle einer Netzwerk-Knüpferin. „Die künstlerischen Beiträge wurden via Open Call ermittelt und beschäftigen sich konkret mit Salzburg und seinen demokratischen Defiziten“, erklärt Cornelia Anhaus. Je nach Thema und Umfang des Projekts stünden bis zu 3.000 Euro an Fördergeld und natürlich Räumlichkeiten zur Vorbereitung der jeweiligen Produktion zur Verfügung. Der Verein „subnet“, der Salzburger Kunstverein, „Kunst am Bau“ sowie das Toihaus sind schon an Bord.

ARGEkultur-Leiter Markus Grüner-Musil generell zum Bereich Medienkunst: Hauptzweck sei nicht mehr das Experimentieren mit neuen Technologien, sondern ihre konkrete inhaltliche Anwendung. „Digitale Kultur wird dann interessant, wenn Kunst sich neuer Technologien ganz selbstverständlich bedient, statt sie zu betonen“, zitiert man Warren Neidich. „Diese Art von erweiterter, manchmal fast beiläufiger Medienkunst verzichtet mitunter gar auf den Einsatz technischer Medien und behält sich stattdessen für die Bewusstmachung der Rolle von Medien in unserem Alltag die freie Wahl der Mittel vor“, erklärt man bei der ARGEkultur. Die Medienkunst beginne so, sich vom Zwang der Verwendung neuer Medien und neuer Technologien zu emanzipieren.

Medienpolitik und Netzkultur haben also im Frühjahr hohen Stellenwert. Erstmals wird Salzburg Schauplatz des internationalen „Easterhegg“ sein, einer jährlichen Veranstaltung des Chaos Computer Club (CCC). 2016 organisiert die lokale Gruppe des Chaostreff Salzburg den „Easterhegg“ und veranstaltet ihn eben gemeinsam mit der ARGEkultur. Man rechnet mit rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Was Grüner-Musil auch grundsätzlich betont: Durch die interdisziplinäre Verbindung unterschiedlicher Kompetenzen nehme die ARGEkultur „eine singuläre Position für zeitgenössisches Kunst- und Kulturschaffen im Raum Salzburg und darüber hinaus“ ein. „Durch unterschiedliche künstlerische wie theoretische Herangehensweisen an ein Thema ist eine differenzierte Auseinandersetzung aus verschiedenen Blickwinkeln mit gesellschaftspolitisch relevanten Fragestellungen möglich.“

Auch für das Open Mind Festival Mitte November wird Cornelia Anhaus verantwortlich zeichnen. Sie hat als Arbeitstitel „The Great Escape“ gewählt. “Die Sehnsucht nach dem Verschwinden der Wirklichkeit in der Kunst ist wohl genauso alt wie die Angst vor dem Verschwinden der Wirklichkeit.“ Also etwas wie „Aus dem Auge, aus dem Sinn“?

Das Open Mind Festival werde sich „Orten der Erleuchtung wie des Zerfalls widmen, (Steuer-)Flüchtlingen und (Schub-)Häftlingen, sozialem Aufstieg und kommerziellem Verzicht, Hedonismus und Askese, der Wortgewalt von Sprachlosigkeit (Stichwort „Deaf Slams“) und der Architektur des Temporären“, heißt es. Kein geringer Anspruch für zehn Tage, sollen doch auch Obdachlose und ihr Bild im öffentlichen Raum thematisiert werden (dazu ein Theaterprojekt der Nestroy-Preisträgerin Renate Aichinger, im Bild oben). Von den Sparten Film, Musik, Satire, Poetry Slam, Medienkunst, Literatur und Performance aus will man „The Great Escape“ in den Griff kriegen. (ARGEkultur/dpk)
(Wird fortgesetzt)

digital spring festival 6. bis 13. März
Open Mind Festival 10. bis 20. November
www.argekultur.at
Bild: ARGEkultur / Chri Strassegger
Zum zweiten Teil der Jahresvorschau Die Zukunft lauert überall und nirgends

 

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