Unausgeschlafen ins Herz des Orchesters

IM PORTRÄT / RICCARDO MINASI

20/12/16 "Nie werde ich den ersten Probentag vergessen: ich hatte den Anschlussflug in Frankfurt verpasst, reiste nun die Nacht hindurch und kam erst ganz knapp vor der Probe an, aber der Enthusiasmus, der Zusammenhalt, die Vielseitigkeit und die Elastizität des Ensembles ließen mich buchstäblich vergessen, dass ich kein Auge zugedrückt hatte."

Das erzählt Riccardo Minasi über sein erstes Zusammentreffen mit dem Mozarteumorchester Mitte September dieses Jahres. "Das Repertoire war extrem anspruchsvoll: drei Jahrhunderte Musik in einem einzigen Programm. Ohne Zweifel ein großes Wagnis für jedes Orchester. Die Musiker des Mozarteumorchesters waren jedoch in der Lage, dieses in ein einzigartiges und ganz besonderes Erlebnis zu transformieren."

Der Dirigent und Geiger Riccardo Minasi hat sich in den letzten Jahren schnell als eines der fesselndsten Talente in der europäischen Musikszene etabliert. Die britische Tageszeitung The Guardian beschrieb ihn als „einen außerordentlichen Musiker“.

Seit 2008 zählt der Venezianer Riccardo Minasi zu den festen Gastdirigenten des Helsinki Baroque Orchestra. 2012 war er Mitgründer des Ensembles "Il Pomo d’Oro" und hat seitdem mit einer Vielzahl herausragender Opernhäuser in Europa zusammengearbeitet. Jüngste und bevorstehende Engagements beinhalten ein neues Ballett von Christian Spuck mit dem Titel "Der Sandmann", sowie die Opern "Don Giovanni" und "Il matrimonio segreto" am Opernhaus Zürich, "Iphigénie en Tauride" an der Hamburgischen Staatsoper, "Carmen" an der Opéra National de Lyon, "Rinaldo" am Theater an der Wien sowie Konzerte mit dem Orquesta Barroca de Sevilla, dem London Chamber Orchestra, dem Ensemble Resonanz, dem Stavanger Symfoniorkester, dem Australian Brandenburg Orchestra, dem Züricher Kammerorchester und La Scintilla.

Als Mitwirkender bei Einspielungen an der Seite von Solisten von Weltrang ist der Künstler extrem gefragt. Dieses Jahr ist er an vier mit dem ECHO Klassik ausgezeichneten Alben beteiligt, darunter sein Album mit den Haydn-Konzerten (Konzert-Einspielung in der Kategorie Musik des 19. Jahrhunderts) sowie seine Aufnahme von Leonardo Vincis "Catone in Utica" mit Max Emanuel Cencic (gekürt als Opern-Einspielung in der Kategorie Musik des 17./18. Jahrhunderts). Weitere preisgekrönte Projekte sind "Stella di Napoli" mit Joyce DiDinato (Diapason d’Or des Jahres, BBC Music Magazine Award und nominiert für den Grammy Award), "Aggripina" mit Ann Hallenberg (International Opera Awards Recital Disc of the Year) und "Partenope" mit Philippe Jaroussky und Karina Gauvin (Gramophone Magazine Disc of the Month). Zudem war seine eigene Aufnahme der Rosenkranz-Sonaten von Biber Finalist bei den Midem Classical Awards.

Seine Aufführungen bestächen durch musikologische Integrität, wird ihm immer wieder bescheinigt. Minasi stand nicht nur dem Orchestre Symphonique de Montréal als historischer Berater zur Seite, sondern wirkte gemeinsam mit Maurizio Bondi auch als Kurator und Herausgeber der kritischen Bärenreiter-Edition der Oper "Norma" von 2016. An der Juilliard School, der Longy School of Music, der Sibelius Academy und an der Hochschule für Musik in Hannover hielt er Vorlesungen in historischer Aufführungspraxis.

Als Solist und Konzertmeister ist Riccardo Minasi mit Klangkörpern wie dem Orquestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, der Accademia Bizantina, Il Giardino Armonico, Le Concert des Nations, Al Ayre Español, mit dem Orquesta Barroca de Sevilla und dem Orquesta Sinfónica de Madrid aufgetreten. Auch mit namhaften Solisten wie Viktoria Mullova, Reinhard Goebel, Luca Pianca, Christophe Coin und Albrecht Mayer hat er zusammengearbeitet.

Der aus Rom stammende Dirigent und Violinist gilt jedenfalls als eines der fesselndsten Talente der europäischen Musikszene. Er ist sowohl im symphonischen als auch im Opernbereich zuhause und verfügt über ein Repertoire, das von der Barockmusik bis zur Musik des 20. Jahrhunderts reicht. "Ich kann es kaum erwarten zu beginnen!“, sagt Riccardo Minardi jetzt.
(Harrison Parrott / Mozarteumorchester/dpk)

Bilder: Mozarteumorchester / Drew Gardner
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