Als Ottensamer ist man Klarinettist

IM PORTRÄT / ANDREAS OTTENSAMER

09/05/17 Mehr noch als Klarinettist: Soloklarinettist. Vater und Bruder sind das bei den Wiener Philharmonikern, und Andreas Ottensamer, der am 12. und 14. Mai mit der Camerata Salzburg musiziert, hat dieselbe Funktion bei den Berliner Philharmonikern.

Von Elisabeth Aumiller

Zu dritt spielen sie im Trio „The Clarinotts“. Da muss man eigentlich gar nicht fragen, ob es innerfamiliäre Rivalitäten gibt bei den Ottensamers. „Wir waren altersmäßig genug weit auseinander“, sagt Andreas Ottensamer rückblickend. „Als mein Bruder seine Orchesterstelle bekam, war ich erst 17. Wir haben alle unsere eigene Kerbe, Daniel in Wien, ich in Berlin und wir spielen auch mit dem Vater zu Dritt im guten Miteinander.“

Bei einem solchen familiären Hintergrund war die Affiniät zur Klarinette natürlich hoch, „aber ich habe zuerst auch andere Instrumente gespielt, Klavier und Cello“, erzählt der jüngste Ottensamer (Jahrgang 1989) im DrehPunktKultur-Interview. „Die Entscheidung, es beruflich zu machen, ist bei mir erst spät gefallen. So mit 18, 19 Jahren. Es ist ein Unterschied, ob man zum Vergnügen spielt oder es als Beruf ausübt.“

2015 wurde Andreas Ottensamer als „Instrumentalist des Jahres“ mit dem Echo Klassik ausgezeichnet. Von der Saison 2015/16 bis 2017/18 ist Andreas Ottensamer Künstler der Reihe „Junge Wilde“ im Konzerthaus Dortmund. Mit der Camerata Salzburg spielt er am kommenden Wochenende zum ersten Mal. „Aber es war schon seit Längerem geplant und jetzt ist es soweit. Ich freue mich auf Salzburg, wo ich in der Jugend viele Sommer mit der Familie verbrachte.“

Für dieses Konzert hat er sich ein Konzert für Klarinette und Orchester von Carl Stamitz gewünscht. „Es passt ideal zur Spielweise der Camerata und ist in sehr dynamischer und flexibler Besetzung ein Projekt, das Spaß macht. Stamitz ist ein großer Name der Mannheimer Schule im 18. Jahrhundert. Vater Johann und Sohn Carl Stamitz waren überhaupt die Ersten, die die Klarinette solistisch einsetzten und erste Konzerte veranstalteten. Beim Studium der Klarinette ist ein Konzert von Stamitz unumgänglich, aber es wird von den Konzertveranstaltern nicht so häufig auf die Programme gesetzt. So sehe ich es ein bisschen als meine Mission, das Werk dem Publikum näherzubringen.“

Mit einer Symphonie von Johann Anton Fils (1733-1760) steht in diesem Konzert noch ein Werk eines, weil früh verstorben, eher unbekannten „Mannheimers“. Eine Auswahl aus den Ungarischen Tänzen von Johannes Brahms gibt Andreas Ottensamer in einer Bearbeitung für Klarinette und Streichorchester. „Sie wurde von meinem Kollegen und Freund, dem Cellisten Stefan Koncz, eigens für mich für meine letzte CD arrangiert.

„Wer nur solistisch auftritt, deckt wichtige Bereiche in der Musik nicht ab“, sagt Ottensamer. „Ich möchte in den drei großen Bereichen tätig sein: In der Kammermusik, als Solist und im Orchester. Ließe ich davon etwas weg, würde ich es als eine Persönlichkeitsbeschneidung empfinden.“ Der Musiker erzählt von seinem eigenen Festival in der Schweiz, „zu dem ich Künstler einlade, wofür ich Sponsoren suchen und die Programmgestaltung leisten muss, eventuell auch mit Residenzen von Orchestern. Oder ich mache Tournee-Planungen. Das ist das tägliche Brot, dass man sich Gedanken macht, was kommt als Nächstes, was ist mir wichtig.“

„New Era“ heißt Andreas Ottensamers jüngste CD mit Emmanuel Pahud (Ltg.) und der Kammerakademie Potsdam, erschienen bei Decca. Die bevorstehenden Konzerte im Camerata-Zyklus sind am 12.5. (19.30 Uhr) und am 14.5. (11 Uhr) im Großen Saal des Mozarteums – www.camerata.at
Bild: Katja Ruge