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Ein unaufgeregter Orchester-Förderer

TODESFALL / ERWIN NIESE

17/04/23 Eine solche Karriere in Richtung Musikmanagement wäre heutzutage wahrscheinlich gar nicht mehr möglich: Ein Musikliebhaber, der einen Orchester-Freundeverein gründet und als dessen Geschäftsführer so viel Vertrauen gewinnt, dass man ihn in einer heiklen Phase mit der Direktion eben dieses Orchesters betraut.

Von Reinhard Kriechbaum

Erwin Niese ist dieser Tage nach langer schwerer Krankheit gestorben, erst 72jährig. Zehn Jahre lang war er Direktor des Mozarteumorchesters Salzburg, von 1995 bis 2005. Sein Einsatz für das Mozarteumorchester währte da aber schon eine gute Weile, wie man auf der Homepage des Freundevereins nachlesen kann:

Der leidenschaftliche Musikfreund und Gymnasiallehrer Erwin Niese war es, der im Jahr 1988 eine Gruppe von Freunden des Orchesters um sich scharte. Die Gründungsmitglieder waren Persönlichkeiten des Salzburger Kulturlebens. Die Gründungsversammlung fand am 28. September 1988 in der Großen Aula der Universität Salzburg statt. Das Mozarteumorchester spielte unter der Leitung von Hans Graf die Unvollendete von Franz Schubert und die Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß Sohn. Fünfhundert Menschen saßen im Publikum. In den ersten Jahren gelang es, die Mitgliederanzahl bis auf rund tausend Personen zu steigern.“

Erwin Niese wurde 1951 in Bad Vöslau geboren, studierte Mathematik und Physik in Wien und unterrichtete ab 1975 am Akademischen Gymnasium sowie ab 1984 auch als Bundeslehrer im Hochschuldienst am Institut für Didaktik der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Salzburg.

Seine Liebe zur Musik – Erwin Niese war ein begeisteter Klavierspieler – gipfelte also im Einsatz für das Mozarteumorchester. Erst im Freundeverein, für den er bis 1995 die Geschäfte führte, und dann eben als Orchesterdirektor. Erwin Niese hat die Geschicke des Orchesters im besten Sinne unaufgeregt mitbestimmt. „Für mich war Erwin Niese ein 'Bildungsbürger' im besten Sinn und das Paradebeispiel eines Musikliebhabers, der es geschafft hat, eine schöne Zeit lang sein Hobby zum Beruf zu machen“, sagt Gottfried Franz Kasparek über den Verstorbenen. „Er hat das Orchester als Direktor (1995-2005) in seiner sehr menschlichen, verbindlichen, auch pädagogisch fundierten Art nach einer schwierigen Phase konsolidiert und auch wieder vermehrt bei den Salzburger Festspielen als Opernorchester (Entführung, Fledermaus, Iphigenie en Tauride usw.) eingebracht.“

Das Mozarteumorchester bei den Festspielen über den Matineen-Fixplatz hinaus zu positionieren, war stets ein Thema. In der Ägide von Gérard Mortier war es ja aus mit den Serenaden in der Felsenreitschule, in denen das Mozarteumorchester sommersüber einst auch dauerbeschäftigt war.

In Nieses Zeit als Orchesterdirektor fiel die Zeit mit Hubert Soudant als Chefdirigent, also Jahre, in denen das Orchester personell deutlich verjüngt und qualitativ auf eine deutlich höhere Stufe gehoben wurde. Auch die ersten Jahre mit Ivor Bolton (für dessen Engagement er sich stark gemacht hatte) als Chefdirigent hat Niese administriert.Niese fand die neue organisationsform der Donnerstag-Konzerte im Mozarteum als eigenveranstaltete Abo-Reihe.

Für das 1999 ins Leben gerufene stART-Festival war er bis 2005 sehr wichtig als Ermöglicher, offen für alles Neues, als „Quartiergeber“, Mitglied des Teams, zuletzt als Obmann des Vereins stART, erinnert sich Gottfried Franz Kasparek.

 

Nach seiner Zeit als Orchesterdirektor, wofür er mit dem Stadtsiegel in Gold geehrt wurde, ist Erwin Niese wieder in den Schuldienst zurückgekehrt, als Professor am Akademischen Gymnasium.

Bild: privat

 

 

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