Der Kosmos in der Resonanzplatte

IM PORTRÄT / GEORG IGNATIUS

20/11/12 Der Klang ist es, der Georg Ignatius von Jugend an fasziniert. Er kann stundenlang davon erzählen. Er taucht in physikalische Welten ein, die musikalische Räume sind. Man muss ihm gebannt zuhören, auch wenn man eigentlich ein der Technik fern stehender Mensch ist.

Von Gottfried Franz Kasparek

Ialtn der Werkstatt, in Malsburg bei Kandern, mit Blick auf die liebliche Landschaft des südlichen Schwarzwalds, stehen Sperrholzplatten und Klaviere, hängen Geigen. Georg Ignatius, russischer Abstammung, aufgewachsen in Deutschland, ist gelernter Bratscher,  spielte in Orchestern und beschäftigt sich bis heute mit dem Geigenbau. Mit dessen Geheimnissen hat seine Erforschung der Resonanz begonnen. „Der Kosmos ist ein harmonisches System, wie ein Klangspektrum“, erklärt Ignatius und deutet damit die Grundlage seines Denkens an.

Seine Resonanzplatten, die inzwischen große Anerkennung finden, gründen auf einer 30-jährigen Forschung. Sie sehen auf den ersten Blick wie normale Holzplatten aus. Doch sie haben ein Innenleben. Geometrische Strukturen sind darin, sie finden sich im ganzen Haus. Hinter den Fernsehapparat stellt Ignatius eine kleine Platte - direkt vor den Lautsprecher! - und siehe da, auf einmal glaubt man, in einem guten Kino zu sein, so füllig und gleichzeitig transparent wird der Klang.

altDie mit einer speziellen Farbe aufgetragenen Linien sind auch einfach ästhetisch, sind schön anzusehen. Dahinter steckt eine Menge Arbeit. Doch diese hat sich gelohnt. Das Ergebnis ist verblüffend. Stellt man sich auf den normalen Holzboden und dann auf eine der Platten, dann klingt die Stimme plötzlich voller, verdeutlicht sich sogar die Sprache. Ignatius erzielt mit rein akustischen Mitteln Schallwirkungen, die man ansonsten nur mit elektronischer Unterstützung erreicht. Doch ein wesentlicher Unterschied zur Elektronik ist, dass der Klang nicht künstlich verfremdet wird.

„Resonanz ist die einzigartige Erscheinungsform im Bereich der Physik, die Geben und Nehmen miteinander vereint, die den Nehmenden zugleich zum Gebenden macht und den Gebenden zum Nehmenden.“ So heißt es auf der Homepage der Firma RESPA, über die  Ignatius seine Erfindungen vertreibt. RESPA bedeutet „Resonanzspektralabstimmung“. Eine Technik, die sogar dem Skizirkus schon zugute gekommen ist: Mit Skis, die anhand der speziellen Erkenntnisse von Ignatius präpariert wurden, schaffte Bode Miller den Durchbruch, wurde Michael von Grünigen Weltmeister. Im Mittelpunkt blieb für Ignatius aber immer die Musik.

altIm schönen Gründerzeit-Kulturcasino von Bern ist das Orchesterpodium mit Resonanzplatten belegt, auch die hölzernen Notenpulte stammen von Ignatius. Der Autor dieser Zeilen kennt den akustisch etwas diffusen Zustand „vorher“ und den transparenten Raumklang nach der Verlegung aus der Perspektive des Publikums. Doch besonders begeistert sind die Musikerinnen und Musiker von der Neuerung. Auch im Stadttheater Bern wurde der neue Boden verlegt.

Dazu Chefdirigent Srvoljub Dinic: „Der neue Klangboden im Orchestergraben hat die Klangqualität nachhaltig und für alle Beteiligten deutlich verbessert. Die Musiker untereinander können sich nun viel besser hören, und auch das Publikum kann die Instrumente deutlich voneinander unterscheiden. ...“ Ähnliche Meinungen kommen aus der Oper in Zürich, vom Sinfonieorchester des SWR, aus Freiburg im Breisgau oder von den Theatern in Heidelberg und Mainz. Ob ein Raum zu viel Hall hat oder zu wenig, der Schöpfer der Platten setzt sie überall mit Erfolg ein. Bei der Resonanz entziehen sie dem Luftraum Schallenergie - aber über dieselbe Resonanz geben sie diese gefiltert dann wieder zurück – transparent, klangschön, obertonreich.

Wir sitzen im Musikraum des Georg Ignatius. An den Wänden sind Resonanzplatten, am Glasfenster geometrische Linien, die Lautsprecher der Anlage sind in Resonanzplatten eingebaut. Wir hören so unterschiedliche Musik wie Gustav Holsts Klangrauschmusik  „The Planets“ und Franz Schuberts diffiziles Streichquintett – in der größten Lautstärke phänomenal transparent, im Leisen bezwingend klangrein. Auch für das Wohnzimmer ist RESPA eine hervorragende Empfehlung. Doch denkt man an die akustischen Probleme auch noch so schöner alter und neuer Konzertsäle und Musiktheater, denkt man an die Leiden der Orchestermitglieder in den mitunter fast schalltoten Gräben – dann gibt es weltweit ein Betätigungsfeld für Georg Ignatius.

altJa, er würde es wagen, nicht nur problematische Säle, wie die Münchener Philharmonie, sondern sogar akustisch hoch gelobte Säle, wie den „Wiener Musikverein“ akustisch noch zu verbessern, vor allem was das Podium betrifft. Und Sprechtheater könnten sich die heute bedrohlich anwachsende Mikroport-Unkultur ersparen. Nach all dem verwundert es nicht, dass sich Georg Ignatius auf der Suche nach der Erklärung für die unglaubliche Wirkung seiner Resonanzformel, kreativ und phantasievoll auf Albert Einsteins Spuren, mit Grundfragen der Physik auseinandersetzt.

Doch so kompliziert die Arbeit des Georg Ignatius, Künstler und Wissenschaftler in einer Person, auch anmuten mag – es ist zugleich alles ganz einfach: „Auch die komplexesten und detailliertesten Zusammenhänge basieren auf Naturgesetzen, die deswegen ‚einfach’ sein müssen, weil nur das ‚Einfache’ in allem sein und in allem wirken kann.“

www.respa.de
Bilder: Anna Ignatius