Zur Bürgerbühne kommt nun auch die Jugend

IM PORTRÄT / ASTRID GROSSGASTEIGER

14/02/13 „Ich hätte Salzburg nicht besser kennen lernen können als bei der Arbeit mit der Bürgerbühne“, sagt die Dramaturgin und Regisseurin Astrid Großgasteiger. Sie übernimmt mit der kommenden Spielzeit im Salzburger Landestheater auch die Leitung der Sparte „Junges Land“.

Von Reinhard Kriechbaum

In partizipativen Formen des Theaters – für die in Salzburg eben seit einigen Jahren die „Bürgerbühne“ steht – sieht die 1980 geborene Astrid Großgasteiger eine „bodenständige, ortsgebundene Form von Theater“. Das verbindende, gesellschaftliche Engagement“ bei dieser Laien-Beteiligung im Entstehen von Stücken schätzt sie besonders.

Die partizipativen Festivals „Fremde Heimat“, „Besetzt Salzburg!“ und zuletzt, Ende Jänner, „Menschen Markt“ hat Astrid Großgasteiger fürs Landestheater ausgerichtet. Mit der von ihr mitbegründeten Salzburger Bürgerbühne hat sie im Rahmen dieser Schwerpunktwochen größere Theaterprojekte entwickelt: „Fluchtwege: ein Stationendrama“, eine theatrale Installation über Asyl in Österreich; „Das Spiel des Lebens“, ein Planspiel über die Mechanismen unserer Gesellschaft. Darüber hinaus entstanden mehrere Aufführungen der Forumtheatergruppe, die nach den Grundregeln Augusto Boals gesellschaftspolitisch relevante Szenen mit Zuschauer-Beteiligung auf die Bühne brachten.

Astrid Großgasteiger studierte Theaterwissenschaft, Ethnologie und Pädagogik in München. Bereits während des Studiums war sie als Regiehospitantin in die Vorbereitung von Aufführungen in den Münchner Kammerspielen und im Münchner Volkstheater eingebunden. Während ihres Auslandsstudiums in Sydney, Australien, arbeitete sie mit der „Bell Shakespeare Company“ zusammen. Später ging sie nach Indien für eine Feldforschung über die Theatergruppe „Adishakti“. Adishakti und das postkolonial-indische Theater wurden auch zum Thema ihrer Magisterarbeit.

Erste eigene selbstverfasste Kinderstücke inszenierte Astrid Großgasteigerin in der freien Münchner Theaterszene auf dem Tollwood Kulturfestival: „Aloumar oder Die schlafende Prinzessin“ (2006) und „Lumulumu – eine Südseeabenteuergeschichte“ (2007). Seit der Spielzeit 2009/2010 ist sie am Salzburger Landestheater tätig, als Hausregisseurin, Dramaturgin und Schauspielreferentin. Das zweisprachige Kinderstück „Lost and Found“ war ihre erste Regiearbeit hier. Immer wieder hat sie sich für Dinge eingesetzt, mit denen das Salzburger Landestheater in den öffentlichen Raum ging: für den literarischen „Stefan Zweig Spaziergang“ oder für Nick Hornbys Monolog „Nipple Jesus“, der im Museum der Moderne gezeigt wurde. Das selbstverfasste Stück „Bankrott“ (als Teil des Abends „Wir gründen eine Bank“), war im vergangenen Herbst ein großes Vorhaben mit der Bürgerbühne.

Im Marionettentheater hat sie – als Koproduktion der beiden Einrichtungen – „Das Dschungelbuch“ mit Schauspielern und Marionetten erarbeitet, und sie war auch Dramaturgin für die musikalisch-szenische Lesereihe „Verlorene Träume“ mit Erzählungen von F. Scott Fitzgerald.

In der Sparte „Junges Land“ wird Astrid Großgasteiger nun also auch für Kinder und Jugendliche zuständig sein. In ihnen sieht sie „nicht nur das Publikum von morgen“, sondern eben Menschen, die hier und jetzt vom Theater angesprochen werden wollen. Partizipation werd auch da eine große Rolle spielen, sagt sie.

Bilder: Salzburger Landestheater
Zur Hintergrund-Geschichte {ln:Und jetzt ein Faust II in Cinemascope}