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Kein Mitläufer auf Langstrecke

IM PORTRÄT / FRANZ LACKNER

19/11/13 Das Festspielhaus hat er bisher nur von außen und im TV gesehen, der neue Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Aber das Festspielparkett ist für einen Franziskaner wie ihn wohl auch nicht das erste gesellschaftliche Spielfeld. Als erstes fällt Franz Lackner zu Salzburg Red Bull ein: „Sieben zu eins haben sie in Kapfenberg gewonnen.“

Von Reinhard Kriechbaum

Antritts-Pressekonferenz am Dienstag (19.11.), eine Woche, nachdem Lackners Wahl vom Dreiervorschlag ruchbar wurde und einen Tag, nachdem seine Ernennung in Rom auch tatsächlich öffentlich gemacht wurde: Da wurde schnell klar, dass der künftige Salzburger Erzbischof geübt ist im Umgang mit Journalisten. Er ist keiner, zu dem einem Wörter wie Weltfremdheit und monastische Entrückung einfielen. 1956 ist er in der Oststeiermark in eine „Keizler-Familie“ (auf Hochdeutsch: Keuschler) hineingeboren worden. Den Überlebenskampf habe er als Elektrikerlehrling (ohne Chance auf Anstellung damals im Grenzland), Betonierer und Hubstaplerfahrer erfahren. Da kamen das Bundesheer und freiwillige Länger-Verpflichtung gerade recht. So ist er als Blauhelm in Zypern gelandet. „Bei Nachteinsätzen hat man Zeit zum Nachdenken“, sagt Lackner. Das habe ihn, der zu dieser Zeit sehr weit weg war von der Kirche, erst zu den großen Fragen des Seins und dann eben zur Bibel gebracht. „Der größte Feind des Glaubens ist nicht die Sünde, sind nicht die Fehler“, räsoniert er, „sondern die vielen Oberflächlichkeiten“. „Wie aus dem Nichts“ sei damals in ihm als 23jährigem der Gedanke gekommen, Priester zu werden. Franziskaner schließlich deshalb, weil „ich die franziskanische Spiritualität für die menschenfreundlichste halte“.

Der Philosophie-Professor (zuerst in Rom an der franziskanischen Universität „Antonianum“, seither in Heiligenkreuz) spricht aus ihm, wenn er versichert: „Eine Wahrheit, wo alles klar ist, will erst erarbeitet sein.“ Johannes Scotus (einen Philosophenmönch aus dem 13. Jahrhundert) nennt er als einen für ihn wichtigen Vordenker, und den nicht minder exotischen Existenzphilosophen Peter Wust vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Lackner leistet sich außergewöhnliche Denk-Vorbilder, und das kontrastiert durchaus spannend mit dem Kirchenmann, der schon mal bei einer Predigt vor den Bischofskollegen darüber laut nachgedacht hat, dass Jesus eigentlich Laie war, dreißig Jahre jedenfalls. „Wird das genug berücksichtigt?“, fragt Lackner fast ein wenig provokant.

Darüber, wie ferne viele Menschen der Religion und der Kirche sind, macht Lackner sich keine Illusionen: „Der Mensch von heute hat gelernt, ohne Gott gut zu leben. Auch moralisch gut zu leben.“ Das sei die große Herausforderung für die Kirche. „Viele Menschen leben einen Glauben auf niedrigem Niveau, und es passt so.“ Klar, dass er als Geistlicher, als Weihbischof seit  elf Jahren in Graz und künftig als Erzbischof und Metropolit in Salzburg, für die Vollversion des Glaubens eintritt.

Elf Jahre hat Franz Lackner als Weihbischof an der Seite von Egon Kapellari (in der Bischofskonferenz für Kunst- und Kulturfragen zuständig) zugebracht. „Ich wollte immer an der Seite eines genialen menschen leben“, sagt er, „für mich ist Egon Kapellari ein solcher genialer Mensch.“

Von Sport redet Frau z Lackner – in der Bischofskonferenz dafür zuständig – immer wieder. Ganz hellhörig wurde er, als jemand in der Journalistenrunde vom Stadtmarathon erzählte. Der Erzbischof als Mitläufer auf Langstrecke? Ja, wenn sich eine Teilnahme ausgehe, deutet Lackner an… Einen ganzen Marathon (den er schon gelaufen ist) traue er sich gegenwärtig aber nicht zu. „Glaube braucht Allianzen“, sagt Lackner, und Sport sei ein guter Partner. Bloß Mitläufer auf Langstrecke wird Lackner wohl nicht werden.

Von Alois Kothgasser als Erzbischof verabschiedet sich die Erzdiözese am 29. Dezember um 15 Uhr im Dom. Lackners erster Auftritt als Salzburger Erzbischof wird am 12. Jänner 2014 um 15 Uhr im Salzburger Dom sein.

Bild: Erzdiözese / Huttegger

 

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