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Heuer leider kein polnischer Apfelkuchen

IM PORTRÄT / PIOTR BECZALA

20/08/15 Die Rolle des Werther begleite ihn bereits seit 23 Jahren erzählt der Tenor Piotr Beczala, der gerade in der konzertanten Aufführung von Jules Massenet bei den Festspielen mitwirkt. „Ich habe immer wieder neue Geschichten darin entdeckt.“

Von Anne Zeuner

Gerade dieses Wechselbad der Gefühle gefalle ihm, sagt Piotr Beczala. Die Oper endet nicht in einem dramatischen Schluss, sondern lyrisch. „Das Zurück in diese intimen Momente ist eine große Herausforderung, genau das schätze ich sehr an der Partie“, sagt er. Werther als Schwankender zwischen Todessehnsucht, Hoffnung und Lebenskraft? „Ich denke das Stück ist eine religiöse Offenbarung, Goethe war ein absoluter Naturmensch, er hat die Natur als Religion wahrgenommen und genau das spürt man auch im Werther“, sagt Piotr Beczala.

Aussprache und Tongebung seien bei den französischen Opern einfach unzertrennlich, ist die Erfahrung des Tenors. „Die Genialität der französischen Komponisten liegt gerade darin, jede Phrase mit einer Sprachfarbe zu verbinden.“ Nur wenig vokale Ausbrüche seien im Werther zu finden, dann verdoppele sich der Text und werde verstärkt durch die Musik. Daher verlange das französische Repertoire stimmlich vor allem eine Vielfalt an Farben, sagt der aus Polen stammende Sänger. „Italienische Stücke verlangen mehr Glanz, bei den französischen braucht man eher Eleganz“, sagt er. Für ihn habe sich die Rolle des Werther von Anfang an „in der Kehle gut angefühlt“.

Seit 1997 ist Piotr Beczala regelmäßig zu Gast bei den Salzburger Festspielen. Seine Debütrolle war damals der Tamino in der „Zauberflöte“ unter Christoph von Dohnányi und in der Regie von Achim Freyer gegeben. „Eigentlich bin ich damals als Cover für Belmonte in der 'Entführung aus dem Serail' nach Salzburg gekommen“, erinnert sich Beczala. „Erst zwei Tage vor der Premiere habe ich erfahren, dass ich als Tamino einspringen muss, das war damals wirklich sehr aufregend.“

„Als ich damals in Polen studiert habe, war Salzburg ein unerfüllbarer Traum“, sagt der Sänger. Klar habe man gehört und gelesen von den Festspielen, aber dort tatsächlich zu singen, das habe man zur damaligen Zeit nicht einmal träumen dürfen. „Die Geschichte der Festspiele ist für mich vor allem die Geschichte der großen Persönlichkeiten, die ich sehr schätze und bewundere“, sagt er. „Ich konnte im ersten Jahr kaum fassen, dass ich wirklich hier singen darf.“

Lange sei er nur als Mozart-Tenor wahrgenommen worden, aber mittlerweile habe er auch viele andere Rollen hier gesungen. „Genau das liebe ich so an den Festspielen“, sagt Piotr Beczala. „Alle anderen Sommerfestspiele sind auf eine bestimmte Sache festgelegt, Bregenz hat den See, Bayreuth Wagner – in Salzburg aber ist alles möglich“, sagt er. Besonders die Felsenreitschule liebe er als Aufführungsort – die sei für ihn für immer mit der Aufführung von Roméo et Juliette von Charles Gounod im Jahr 2010 verbunden.

In der kommenden Saison 2015/16 ist Piotr Beczala als Herzog von Mantua (Rigoletto) an der Metropolitan Opera, als Edgardo (Lucia di Lammermoor) an der San Francisco Opera, als Riccardo (Un ballo in maschera) an der Wiener und der Bayerischen Staatsoper sowie als Werther an der Pariser Opéra zu erleben; außerdem gibt er an der Semperoper Dresden sein Rollendebüt als Lohengrin an der Seite von Anna Netrebko.

Die Produktion „Manon“ in der Metropolitan Opera, wo er den Des Grieux sang, ist in Kinos in über 60 Ländern übertragen wurde und auch auf DVD erschien. Seine Interpretation des Herzogs von Mantua im ebenfalls auf DVD veröffentlichten „Rigoletto“ an der Met brachte ihm 2014 den Echo Klassik als Sänger des Jahres ein. Bei den Salzburger Festspielen hat er unter anderem den Don Ottavio („Don Giovanni“), den Prinzen in Dvoraks „Rusalka“, den Roméo in Gounods „Roméo et Juliette“ und den Rodolfo („La Bohème“) gesungen. Auf seiner neuen CD „The French Collection“ singt Piotr Beczala Arien der französischen Opern, darunter auch Werther und Roméo.

Was hat es mit dem selbstgemachten Kuchen für eine Bewandtnis, der den Freunden des Tenors, der seine Karriere vom Linzer Landestheater aus startete, heuer so abgeht? Normalerweise bäckt Beczala vor jeder Premiere einen Kuchen. Da er aber heuer nicht so lange da ist und im Hotel , da er aber dieses Jahr im Hotel wohne, musste das Team auf den Genuss von polnischen Apfelkuchen verzichten. (PSF)

Die letzte konzertante Aufführung von Massenets „Werther“ am Samstag (22.8.) – www.salzburgerfestspiele.at
Hörfunkübertragung ebenfalls am 22. August um 19.30 Uhr, Ö1
Bild: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner
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