Leidenschaften – produktiv oder toxisch

IM PORTRÄT / MARTIN DÜRNBERGER

28/07/16  Martin Dürnberger, derzeit Assistenz-Professor für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie an der Universität Salzburg, hat die Leitung der „Katholischen Hochschulwochen“ von Gregor-Maria Hoff übernommen. Die Tagung heuer ist die erste von ihm ausgerichtete.

Martin Dürnberger wurde 1980 in Steyr (Oberösterreich) geboren. Er studierte in Salzburg. 2006 war er Gewinner des Publikumspreises der Salzburger Hochschulwochen für wissenschaftliche Kommunikation mit seinem Vortrag „Die Heterotopie des Fegefeuers. Über das Befreiende im Schrecklichen“. Als solcher war er verantwortlich für die konzeptuelle Gestaltung der „ProScientia“-Sommerakademie in Nitra (Slowakei) zum Generalthema „Familie“. Derzeit ist Dürnberger Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Religionsphilosophie in Köln. Bei seinem Vorgänger als Leiter der Hochschulwochen Gregor Maria Hoff promovierte er mit einer Arbeit im Bereich Fundamentaltheologie.

Zum ersten Mal sind die „Salzburger Hochschulwochen“ der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg angegliedert. Bislang waren sie eine eigenständige Veranstaltung.„Leidenschaften“ sind heuer das Thema, von 1. bis 7. August. Das Wort habe in seiner Vielschichtigkeit große Aktualität, so Martin Dürnberger gegenüber der „Kathpress“. Es gebe derzeit kaum ein Thema, das nicht eben mit großer Leidenschaft und Verve öffentlich diskutiert werde – seien es die Flüchtlingskrise, Fragen der Kirchenreform und des kirchlichen Kurses unter Papst Franziskus oder etwa die am 10. Juni startende Fußball-Europameisterschaft. „In all diesen Debatten regieren Leidenschaften den Ton – und unser Ziel ist es, zu untersuchen, wo diese produktiv sind oder wo sie toxisch werden“, so Dürnberger. Insofern seien Leidenschaften, Passionen und Obsessionen stets „eine zweischneidige Angelegenheit“.

Dass das Thema auch innerkirchlich relevant sei, könne man etwa am jüngsten Papst-Schreiben „Amoris laetitia“ zum Abschluss der Familiensynode sehen. Dort spreche Papst Franziskus sehr offen und direkt von Leidenschaften, etwa wo er formuliert: „Der Mensch ist ein Lebewesen dieser Erde, und alles, was er tut und sucht, ist mit Leidenschaften befrachtet“.

Das Programm der Hochschulwoche bietet auch heuer wieder eine Mischung aus Vorträgen, Diskussionsrunden und einem kulturellen und spirituellen Rahmenprogramm. Zu den Hauptreferenten zählen u.a. der Paderborner Theologe Klaus von Stosch, die Würzburger Alttestamentlerin Barbara Schmitz, der italienische Architekturtheoretiker Vittorio Magnago Lampugnani, der US-amerikanische jüdische Religionswissenschaftler Yaakov Ariel, der Wiener Astrophysiker Franz Kerschbaum und der Tübinger Literaturwissenschaftler Georg Braungart. Den Festvortrag zum Abschluss der Hochschulwochen wird heuer der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, halten.

Von besonderer Aktualität sind die Hochschulwochen heuer auch im Blick auf die zeitgleich stattfindende „Religionstriennale“, eine eigene Vortrags- und Diskussionsveranstaltung für Nachwuchswissenschaftler. Man hat speziell Osteuropa im Blick mit dem Thema „Religion auf der Flucht – Die Auswirkungen der Migration auf die Religion in säkularisierten Gesellschaften Europas“.

Die Hochschulwochen fanden 1931 zum ersten Mal statt mit dem Ziel, dass sich die Theologie dem Dialog über aktuelle Fragen mit säkularen Wissenschaften stellt. Jährlich locken sie bis zu 800 Interessierte aus dem gesamten deutschen Sprachraum nach Salzburg. (Kathpress/dpk-krie)

Salzburger Hochschulwochen - 1. bis 7. August – www.salzburger-hochschulwochen.at
Zum Text Infragesteller des Monotheismus?
Bild: Universität Salzburg