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Auch Kunst ist Arbeit

IM PORTRÄT / KILIAN OFENBÖCK

14/07/16 Wer sagt, dass das Jahresstipendium für Musik immer an Protagonisten aus dem Feld der „klassischen“ Musik, vorzugsweise der zeitgenössischen Sparte, vergeben werden soll? In der Ausschreibung ist das nicht festgeschrieben. Erstmals geht es nun an einen Bewerber aus der Popmusik.

Kilian Ofenböck alias Chili Tomasson, geboren 1992 in Oberndorf bei Salzburg, ist Mitbegründer der Band Chili and the Whalekillers. Er lebt und arbeitet in Wien. Mit dem Jahresstipendium will der Künstler insbesondere die beiden Projekte „The Gardener" und „Lilly and the Tattooist“ verwirklichen. „The Gardener“ ist eine Musik-Kurzgeschichte. Musikalisch verbindet das Projekt psychodelische Ansätze der Popmusik in den späten sechziger Jahren in den USA und europäische Chansons und Schlager aus derselben Epoche. „The Gardener" besteht aus acht Liedern, die miteinander verbunden sind bzw. ineinander überleiten. Geschwindigkeiten, Tonarten, Takte wechseln nahezu unbemerkt und tragen das Publikum durch die Erzählung.

„Lilly and the Tattooist" ist eine weitere Musik-Kurzgeschichte. Inspiriert durch  britische Romane aus dem 19. Jahrhundert hat Ofenböck begonnen, ein Konzept-Album zu schreiben, das wie einer dieser Romane funktioniert. Eine Aneinanderreihung eigenständiger Lieder erzählt wie die Kapitel in einem Buch die Liebesgeschichte eines traurigen Tätowierers und einer jungen Dame namens Lilly.

In der Jurybegründung heißt es unter anderem: „Kilian Ofenböck überzeugt mit einem sehr offenen Zugang, popularmusikalische Idiome in seine kompositorischen Arbeiten einfließen zu lassen. Souverän schimmern musikalische Vorbilder durch, ohne dabei in der Falle einer nostalgischen Rückschau stecken zu bleiben. In seinen Arbeiten zeigt sich ein spielerisch kreativer Umgang mit den stilistischen Bausteinen auf der Suche nach dem ‚perfekten Song‘. Mit viel Liebe zum Detail werden die breitgefächerten Thematiken der Texte abwechslungsreich in gezielt und filigran gesetzten Arrangements eingebettet. Der Drang, sich musikalisch nicht zu wiederholen, ist in den einzelnen Arbeiten deutlich sichtbar, die künstlerisch musikalische Wiedererkennbarkeit aber deutlich hörbar.“

Fünfzehn Bewerbungen hat es um das mit 10.000 Euro dotierte Jahresstipendium Musik gegeben, aus den Genres Jazz, Pop, Rock, Neue Musik, Avantgarde. Die Jury bildeten Barbara Dobretsberger (Universität Mozarteum), Markus Grüner-Musil (ARGEkultur) und Helge Hinteregger (mica - music austria). In den vergangenen Jahren gingen die Jahresstipendien für Musik an Agustin Castilla-Àvila (2013, Neue Musik), Marco Döttlinger (2014, Neue Musik, computerunterstützte Komposition) und Reinhold Schinwald (2015, Neue Musik).

„Der Erhalt des Jahresstipendiums für Musik ermöglicht es mir, über ein Jahr lang intensiv an Kompositionen, diversen Kunst- und Musik-Projekten arbeiten zu können – freudvoll und unbeschwert, fern jeglicher Existenzängste“, sagt Kilian Ofenböck. „Kunst zu produzieren ist Arbeit – auch wenn diese zeitweise sehr schlecht oder oft gar nicht bezahlt wird.“ Diese Problematik begleite Kunstschaffende, vor allem wenn es darum geht, den eigenen Lebensunterhalt zu sichern. „Arbeit generell ist mehr als Lohnarbeit.“ Das Jahresstipendiums ermögliche es ihm, „dem allgemeinen Lohnarbeitszwang eine Zeit lang zu entkommen und Kunst kreieren zu können, die sich finanziell zwar augenscheinlich nicht rechnet, jedoch in Wirklichkeit Menschen bereichert.“ (Landeskorrespondenz)

Hör- und Sehproben des Schaffens von Kilian Ofenböck: The Fish; The Museum
Bilder: LMZ (1); youtube (1)

 

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