Ein paar Monate Vorsprung gegenüber Karajan

IM PORTRÄT / ZUBIN MEHTA

07/08/16 Ein nettes Apercu lieferte Helga Rabl-Stadler, als sie Zubin Mehta am Samstag (7.8.) nach dem Konzert mit der Festspielnadel ehrte: Mehta habe den Karajan'schen Rekord gebrochen. Dieser habe die Wiener Philharmoniker über den Zeitraum von 54 Jahren und 8 Monaten dirigiert. Bei Mehta seien es nun über 55 Jahre.

Von Anne Zeuner

Nicht nur das Konzert und da insbesondere die Interpretation von Bruckners „Romantischer“ habe die enge Beziehung zu den Wienern gezeigt. Mit der Ehrung wollten die Festspiele, so Rabl-Stadler, „diesen Kosmopoliten, der mit  Musik Brücken zwischen den Kulturen baut“ auf Salzburger Boden nachfeiern. Er ist achtzig Jahre alt.

Es waren die Wiener Philharmoniker, mit denen er am 3. August 1962 sein Debüt in Salzburg gegeben hat. 39 Orchesterkonzerte hat er seither dirigiert. „Die junge Generation rückt nach…“, titelte damals Erik Werba (der Klavierbegleiter war ja auch Kritiker) und erklärte weiter: „Es ist das Recht der jungen Generation, sich ein eigenes Bild von dem Werk der Großen zu machen. Mehta hatte die Kraft, uns seine Auffassung plausibel zu machen, mehr noch, sie uns erlebnishaft zu vermitteln. Der allem Gegenwärtigen so aufgeschlossene Dirigent hatte Anton Weberns Sechs Stücke für Orchester an den Programmanfang gestellt, Klangexperimente, die auch dem internationalen Festspielpublikum Kunde von der Trauer um einen schöpferischen Musiker unseres Landes gaben, der vor zwanzig Jahren in Mittersill tragisch verunglückt ist…“

Das war ein frühes Beispiel der beeindruckenden stilistischen Bandbreite seines Repertoires: Klassik, Romantik, Moderne, Neue Musik, Symphonisches, Oper, Oratorium. In seiner langen Karriere gelang und gelingt es Zubin Mehta immer wieder, mit Neuem, Unkonventionellem zu überraschen. „Besonders in Erinnerung bleibt mir in diesem Zusammenhang Dein Orchesterkonzert mit den Wiener Philharmonikern Turangalila im Jahr 2000, als Du an einem Sonntagvormittag ein doch sehr verwöhntes Publikum mit einem schwierigen musikalischen Stoff zu wahren Begeisterungsstürmen mitgerissen hast“ sagte Helga Rabl-Stadler bei der feier.

1965 hat Mehta sein Operndebüt in Salzburg mit der „Entführung aus dem Serail“ gegeben. Die Kritiken waren hymnisch. Karl Löbl schrieb im „Express“: „Vergnügen bereitet es, einer starken Persönlichkeit bei der Arbeit zusehen zu können. Zubin Mehta, der damit in Salzburg debütiert hat, ist solch eine starke Persönlichkeit. Was auch immer man an Klanggefühl, rhythmischer Prägnanz, Überzeugungskraft, Intensität und technischer Elegance von einem Dirigenten verlangen mag – Mehta hat es zu bieten, und er bietet eine glänzende musikalische Begabung, seine Sicherheit und seine manuelle Geschicklichkeit in einer sehr effektvollen Weise an, die dem Publikum großartig gefällt.“ Erfolgreich war Mehta auch mit Opern im Verdi-Jahr 2013. Er dirigierte „Falstaff“.

Mehta bedankte sich auf indisch, englisch und deutsch und sagte: „Es ist ganz wichtig, dass Salzburg die zeitgenössische Musik stark einbindet. Es war mir auch ganz wichtig in diesem Konzert mit Arvo Pärt zu beginnen.“ (PSF)

Bild: Salzburger Festspiele / Andreas Kolarik
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