Drehpause!

HINTERGRUND / FILMFÖRDERUNG

17/06/10 Dieser Tage erst waren Cameron Diaz und Tom Cruise in Salzburg, um vor der Stadt-Kulisse international für den auch hier gedrehten Film „Knight and Day“ zu werben. Für solche Projekte gibt es in Salzburg viel Fördergeld. - Auf der Kultur-Seite sind aber filmmäßig derzeit die finanziellen Daumenschrauben angelegt.

Von Reinhard Kriechbaum

Im Vorjahr bei der „Diagonale“, dem Festival des österreichischen Films in Graz: Da ist Salzburg noch bestens dagestanden: Kein Festival-Tag ohne Projektion eines hier erstandenen Films. Und schließlich hat sogar „Mein halbes Leben“ von Marko Doringer den Dokumentarfilmpreis abgeräumt. Damals gab es viele lobende Worte für die Filmbranche, auch von der heimischen Politik. Zeitgleich aber wurden, in einer kulturpolitischen Nachgt- und Nebelaktion, die Filmförder-Richtlinien seitens des Landes verändert. Seither heißt es vor allem für die professionellen Filmemacher im Land: Drehpause. Im Jahr 2009 sind herzlich wenige Filme entstanden. Die „Diagonale“ heuer im März hat weitgehend ohne Salzburg stattgefunden.

Und auch 2010 wird wohl nicht als Hausse in die Annalen des lokalen künstlerischen Filmschaffens eingehen, eher als Hungerjahr: „Da wir Interesse an der Umsetzung Ihres Projektes haben, bitten wir Sie, sich noch einmal Ende Oktober 2010 zu melden....”  Ein Brief mit diesem „schönen Satz“ (wie es ein Filmemacher gegenüber dem DrehPunktKultur sarkastisch formuliert) ist in den letzten Monaten jenen Salzburger Filmschaffenden ins Haus geflattert, die um Unterstützung von Filmvorhaben angesucht haben.

In diesem Bereich der Kulturförderung geht – aus Perspektive der Filmbranche beim Land derzeit fördergeldmäßig gar nichts. „Wir Filmschaffenden bekommen alle der Reihe nach Absagen von Seiten des Landes, auch für jene Projekte, die bereits von 2009 auf heuer verschoben wurden“, klagt die Salzburger Regisseurin Karin Helml. Sie verweist darauf, dass um Förderung ansuchende Filmemacher schon im Juli 2009 „mit einem fast identen Schreiben“ aufs nächste Jahr - also auf heuer - verwiesen worden seien. „Das erscheint mir als totale Verhöhnung.“

In den Jahren zuvor, so Karin Helml im DrehPunktKultur-Gespräch, habe sich das Land „als sehr verlässlicher Partner“ gezeigt. Doch dann, im ersten Halbjahr 2009, sei plötzlich nichts mehr erledigt worden. Neun Leute allein im Umkreis des von ihr geleiteten „Studio West“ warten auf grünes Licht, sprich: Summen von 15.000 bis 20.000 Euro.

Gibt es überhaupt noch Geld für Filmprojekte? Wenn ja, wer bekommt eigentlich noch was? DrehPunktKultur hat nachgefragt beim zuständigen Referenten in der Kulturabteilung des Landes, Olaf Weinhold. „Seit Jahren versuche ich, mehr Geld zu bekommen, denn es werden immer mehr Antragsteller“, klagt er. Es wird aber nicht mehr: 400.000 Euro hat Weinhold im Jahr aus dem Kulturbudget für Filmagenden zu verteilen. 200.000 gehen auf in „filmkulturelle Einrichtungen“, bleiben für die Filmförderung 200.000 Euro. Im ersten Jahresdrittel 2010 seien über vierzig Anträge bei ihm eingelangt, im zweiten Drittel auch über zwanzig. So viele seien es früher im ganzen Jahr nicht gewesen, erklärt Weinhold, dem aus dem Büro Brenner neue Richtlinien für die Förderung angeschafft wurden: „Was sich herauskristallisiert ist, dass wir vor allem den Nachwuchs fördern“, sagt Weinhold. Sprich: Man wird die 200.000 Euro in kleinere Häppchen aufteilen als bisher, denn „Studenten drehen anders, kommen an der Uni billiger zu Kameras, zu Schnittplätzen – und sie können statt professioneller Schauspieler Kollegen heranziehen, die kriegen dann ein Bier.“

Klingt das nicht sehr nach Selbstausbeutung? „Das ist es. Kämpfen müssen alle, auch die Arrivierten“, setzt Weinhold noch eins drauf.

Die neuen Kriterien: 20.000 Euro ist künftig die Höchst-Fördersumme, und die wird bei Summen über 10.000 Euro in Raten ausbezahlt. Grundsätzlich werde es nur noch eine Förderung pro Film geben. Hoffnung, für Drehbuch, Herstellung und Post-Produktion Geld erheischen zu können, gibt es künftig also keine mehr.

Was Weinhold so nebenbei auch noch erzählt: Der Bundesrechnungshof habe überprüft, und er empfehle unter anderem eine Fördergeld-Zahlung im Nachhinein. Da wenigstens sind sich Weinghold  Referent und David Brenner, einig, dass das für die Filmemacher verheerend wäre. Das Filmemachen ist ein geldaufwändiger Vorgang. Drehen auf Pump – das wäre wohl das Letzte, was der Branche passieren darf.

Zur Meldung Wir sind ein Pappendeckel-Hollywood
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