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Ritter von der angenehmen Gestalt

IM KINO / KNIGHT AND DAY

23/07/10 Tom Cruise schützt Tag und Nacht die naiven Guten: eine aktionsfreudige Prinzessin und einen weltfremden Knaben. Und das tut er mit gehörigem Effekt auch vor der Kulisse Salzburgs. Die Stadt ist beinahe eine Viertelstunde lang im Bild.

Von Erhard Petzel

altWas macht jemand, der diesem Genre der Unterhaltungsbranche, bei der jeder Logik bar mit Revolvern bewaffnete Superhelden gegen eine Übermacht hochgerüsteter Gegner siegreich ankämpfen, nichts abgewinnen kann, in diesem Film? Er amüsiert sich wunderbar. Natürlich ist da das übliche Programm mit massenhaft verschrotteten schwarzen Limousinen. Natürlich steht dem Guten als Opfer einer Intrige der sinistre Saubermann gegenüber, dessen Fiesheit und Tücke von der obrigkeitlichen Behörde erst sehr spät erkannt wird. Natürlich geht es um ein technisches Wunderwerk (hier eine kleine Super-Batterie altzur groß dimensionierten Energieversorgung), das die Begehrlichkeit der heimischen Geheimdienste ebenso weckt wie die der bösen Waffen-Mafia.

Aber wie das erzählt wird, ist schon sehr charmant. Von Anfang an liegt der Fokus auf der Beziehung zwischen den beiden Hauptdarstellern, die durch eine ungewöhnliche Bedeutung von Detail- und Portraiteinstellungen in der Kameraführung bestimmt wird. Dass da Poren und Fältchen im Gesicht von Cameron Diaz gegen die glatte Oberfläche Cruises kontrastieren dürfen, erzeugt tatsächlich etwas Intimes und Unmittelbares. Beide Charaktere stehen im Gleichgewicht. Sie darf am Schluss die Rollenverteilung vertauschen, wenn sie ihren Liebling aus seinem eigentlich unentrinnbaren Agenten-Schicksal erlöst und sogar Familien-Zusammenführung betreibt. Amerikanische Prüderie wird mit Augenzwinkern bestätigt in alteinem Film, dessen erotischer Höhepunkt ein Kuss ist und dessen einzige sexähnliche Stellung den Schusswechsel auf einem Motorrad ermöglicht.

Also uneingeschränkt familientauglich. Humor stellt tatsächlich eine Grundhaltung dieser Humoreske dar und Gags können erfrischend kindlich sein. Wenn allerdings ein Attentäter sich in einer ÖBB-Speisewagen-Küche an einer Wurstkette festhält um nicht aus dem Fenster zu fallen, ist das angesichts des Zustandes des hiesigen Bahnwesens nicht einmal mehr Ironie.

Womit die unausweichliche Diskussion erreicht ist: Was hat Salzburg davon, dass es im November 2009 einen Drehort abgegeben hat? Dass Wilfried Haslauer den Bürgermeister, die beteiligten Salzburger Unternehmen und sich für das Projekt feiert, darf ihm neidlos unbenommen bleiben. Immerhin 18 von 109 Minuten Österreich, zwölf davon unsere schöne Stadt. Der Tourist auf Spurensuche hat es allerdings nicht so leicht wie der klassische Sound of music-Tourist, müsste er doch im Haus für Mozart Quartier nehmen. Die dunklen Gassen, durch die sich Polizeiauto-Kolonnen wälzen, und die Dachlandschaften, über die Cruise hetzt, könnten überall aufgetrieben werden.

Die Drehorte sind identifiziert und als solche gut erkennbar. Aber ein enger lokaler Bezug wie in der hiesigen Filmproduktion fehlt natürlich. Die hat dafür auch eher nur lokale Bedeutung, selbst bei Klassikern wie den alten Antel-Produktionen. Freilich kann man die Höhe der Unterstützung durch die Öffentliche Hand kritisch sehen und gegen den kulturellen Wert der lokalen Filmproduktion stellen und so möglicherweise die StandortAgentur Salzburg ärgern. Vielleicht ist es aber auch falsch, eine internationale Kommerzproduktions-Schiene gegen die heimische Kulturproduktion auszuspielen. Die 300.000 Euro aus Steuergeldern sind für diesen Film wahrscheinlich besser angelegt als die vielen Boni und Beratungshonorare an unsere Not leidende Funktionärsklüngel.

 

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