Der Opa wird’s schon richten

DIE WELT IST GROSS UND RETTUNG LAUERT ÜBERALL

01/02/10 Stefan Komandarev verfilmte Ilija Trojanows ersten Roman. Bulgarien hat den Film für den Oscar in der Kategorie fremdsprachiger Film eingereicht.

Von Michael Russ

Nach einem Autounfall liegt Alexander (Carlo Ljubek) mit Gedächtnisverlust im Krankenhaus in Leipzig. Als ein alter Mann (Miki Manojlovic) auftaucht und behauptet sein Großvater zu sein, gibt sich Alex abweisend und an seiner eigenen Vergangenheit uninteressiert.

Der alte Mann lässt sich nicht beirren und versucht Alex mit Hilfe von Fotos und Erzählungen eine Orientierungshilfe zu geben. Alexander – Sascha – ist 1983 im Alter von acht Jahren mit seinen Eltern aus Bulgarien nach Italien geflohen, nach einem tristen Intermezzo im Internierungslager floh die Familie weiter nach Deutschland, wo Alexander seit 15 Jahren lebt.

Der Großvater, ehemaliger Radrennfahrer, politischer Häftling und passionierter Backgammon-Spieler versucht den Enkel aus der Lethargie zu reißen und bringt ihn schließlich dazu, das Krankenhaus zu verlassen und mit ihm nach Bulgarien zurückzukehren – auf einem Tandem. Dazu entwirft er eine dem Backgammon entlehnte Strategie, die Alex Punkt für Punkt erfüllen soll, um den Neuanfang zu schaffen.

Komandarev erzählt die Geschichte mit vielen Rückblenden auf Saschas Kindheit in Bulgarien und im italienischen Lager. Diese Rückblenden sind oft sehr klein portioniert und zerhacken den Film manchmal unnötig.

Getragen wird der Film von der Figur des Großvaters, für die mit Manojlovic wohl die Idealbesetzung gefunden wurde. Obwohl dieser Bai Dan, wie er wegen seiner Meisterschaft im Backgammon genannt wird, ein bisschen Heidis Alm-Öhi entlehnt scheint, muss man ihn einfach gerne haben, schließlich hat er in jungen Jahren die Bulgarienradrundfahrt gewonnen und ein Stalindenkmal gesprengt.

Er erkennt rasch, dass die Ärzte Alexander nicht helfen können und findet selbst den richtigen Weg dazu. (So ist es bei Heidis Klara ja auch gelaufen.) Jetzt aber im Ernst, Miki Manojlovic ist ein großartiger Schauspieler, der sicher seinen Teil dazu beiträgt, dass der Film nicht in den Kitsch abgleitet.

So ist der Streifen empfehlenswert, Humor und Wehmut halten sich die Waage und auch wenn das Ende nicht überrascht, wird man doch gut unterhalten. Appetit auf das Buch macht der Film ebenfalls. Wegen der Lagerszenen sollte man Film denjenigen besonders empfehlen, die sich in der aktuellen Asyldebatte wieder so unappetitlich hervorgetan haben. Aber selbst wenn sie sich den Streifen anschauen würden, es hülfe ja nichts.

Bilder: Polyfilm