Migranten-Paar rettet Weihnachten in Klagenfurt

FILMKRITIK / OPERATION WHITE CHRISTMAS

29/08/23 Lust auf Weihnachten? Die „beste Weihnachtskomödie dieses Sommers“ startete am 24. August. Trotzdem lässt Operation White Christmas den sehnlichsten Wunsch vieler heimischer Filmfans offen: Endlich wieder einmal eine originelle skurrile österreichische Komödie im Kino zu erleben.

Von Andreas Öttl

Hauptfigur des Films ist der türkischstämmige Enis (Rauand Taleb), der die letzte Videothek in Kärnten betreibt und damit jeden Menge Schulden aufgestellt hat. Im Darknet treibt Domino (Yvonne Yung Lee Bormann), koreanische Hobby-Hackerin und Enis beste Freundin, den durchgeknallten Geschäftsmann Bob (Roland Düringer) auf, der bereit ist, die Schulden zu begleichen. Doch Bob will eine Gegenleistung: Enis soll den Staatsbesuch der kasachischen Präsidentin (in der ursprünglichen Drehbuchfassung wäre es noch ein russischer Präsident gewesen) verhindern, die sich für den Heiligen Abend angekündigt hat. Eine unmögliche Mission, doch einen Plan B gibt es nicht. Und so muss das türkisch-koreanische Duo ausgerechnet den berüchtigten Skinhead Fred (Tim Wilde) um Hilfe bitten, um nicht nur die Videothek, sondern auch weiße Weihnachten zu retten.

Das Kinodebüt des jungen Kärntner Regisseurs Flo Lackner ist vor allem etwas für Freunde von aberwitzigem Brachial-Humor. Der Film – obwohl einigermaßen aufwendig produziert – zelebriert seine eigene Trashigkeit und lässt keine Gelegenheit für einen peinlichen Moment aus. Dies ist zwar in manchen Szenen durchaus amüsant, jedoch selten wirklich lustig. Es geht zwar rasant zur Sache (Anspielungen an amerikanische Actionfilme wie Mission: Impossible inklusive), doch in Sachen Unterhaltungswert erreicht der Film nicht annähernd das Niveau weder von internationalen (Trash-)Vorbildern noch von österreichischen Komödien-Klassikern. Selbst die Auftritte von Roland Düringer, Andreas Vitasek und dem Kärntner Local Hero Otto Retzer können daran nur wenig ändern. Zu wenig wird auch aus dem Kontrast der überdrehten Action mit der beschaulichen Advent-Atmosphäre im vorweihnachtlichen Klagenfurt gemacht. Politische Seitenhiebe wie etwa der Auftritt von Petra Morzé als Kärntner Landeshauptfrau sind zu klischeebeladen, um treffsicher zu sein.
Dass ein Migranten-Paar in Kärnten Weihnachten rettet hätte durchaus Potential zur Subversion gehabt doch auch in diesem Aspekt ist der Film nicht konsequent genug, sondern gibt sich mit oberflächlichem Klamauk und einem weihnachtlich-süßlichen Ende zufrieden. Ein wenig Herz kann man dem Film und der sympathischen Hauptfigur nicht absprechen, am Ende überwiegt aber der Eindruck einer am Reißbrett entworfenen Actionkomödie, die an einem heißen Sommertag kaum mehr Freude macht als Schoko-Weihnachtsmänner in den Supermarktregalen.

Bilder: monafilm.tv