Güterwege statt Kulturprojekte

HINTERGRUND / RADIOFABRIK / EU-FÖRDERUNG

08/08/12 Auf den ersten Blick ist das Regionalförderprogramm LEADER der EU eine gute Sache. Doch wie sieht es konkret aus, wenn eine Kultureinrichtung im Land daran partizipieren will? Am Beispiel der Radiofabrik, die im Tennengau ein „Radioauto“ etablieren wollte.

Worauf haben die Radiofabrik-Leute gehofft? Sie hätten gerne mit Mitteln aus dem EU-LEADER-Programm ein  „Radioauto“ finanziert. Damit wollte man auf Tour durch die Dörfer gehen und Menschen zur Medienproduktion animieren. Die Idee zu einem solchen mobilen Ausbildungs- und Sendestudios wurde vorerst aufgeschoben. „Die Vorfinanzierung hätte für eine Kultureinrichtung wie die Radiofabrik, die an sich schon schlecht abgesichert ist, ein unkalkulierbares Risiko dargestellt“, erklärt Eva Schmidhuber, die für die Radiofabrik bereits mehrere EU-Projekte geplant und umgesetzt hat.

Das Regionalförderprogramm LEADER der EU ist bereits durch seine Struktur stark auf die Förderung der Landwirtschaft ausgerichtet. Obwohl bei den Zielen des Programms ein breiter Ansatz in der Entwicklung des ländlichen Raumes verfolgt wird, ist es für Kulturinitiativen in der Praxis äußerst schwierig aus diesem Topf Mittel zu lukrieren.

Das kann man in einem Bericht des Rechnungshofes über den Umgang mit den LEADER-Mitteln im Land Salzburg nachlesen. Demnach fließen 43 Prozent der Fördergelder in den Wegebau, wogegen magere 3,3 Prozent für Bildung, Soziales, Frauen, Jugend und Kinder aufgewandt werden.

„Natürlich ist die geforderte Nachhaltigkeit eines Projektes beim Wegebau einfacher zu leisten. Ein fertiger Weg kostet nicht mehr viel. Kultur- und Sozialprojekte müssten sich nach der Anschubfinanzierung durch LEADER selbst weitertragen“, sagt Eva Schmidhuber.

Aber selbst die Anschubfinanzierung beträgt von Land und EU gemeinsam nur rund die Hälfte der jeweils tatsächlichen Kosten. „Für die Abdeckung der zweiten Hälfte sowie den laufenden Betrieb kommen in erster Linie die Gemeinden in Frage, die damit in der Regel überfordert sind“, heißt es bei der Radiofabrik. Hinzu komme, dass bei LEADER-Förderungen jeder Projektträger – im Gegensatz zu anderen EU-Programmen - die gesamte Summe selbst vorfinanzieren muss. Das könne sich keine Kulturinitiative leisten. (Radiofabrik)