Jung- und Altmeister-Trios

MATTSEER DIABELLI SOMMER / DAS BESONDERE TRIO

26/06/17 „Ich glaube, das ist zu schnell“, so die Mama. „Ich glaube, das ist zu langsam“, so der Papa. „Ich glaube, es passt“, so der Komponist schüchtern dazwischen. „Du bist still“, wird der zwölfjährige Erich Wolfgang Korngold niedergezischt.

Von Heidemarie Klabacher

Um eine Rarität, wie das Klaviertrio D-Dur op. 1 des Wunderkindes Erich Wolfgang Korngold, zu hören, muss man im Diabelli Sommer nach Mattsee fahren, wo Intendant Gottfried Franz Kasparek auch heuer wieder ein spannendes Programm zwischen Bekanntem und Unbekannten – gespielt von Meisterinterpreten – vorgelegt hat. Am Freitag (23.6.) in der Stiftskirche spielte die Formation „Das besondere Trio“, es besteht aus Benjamin Schmid, Clemens Hagen und Ariane Haering.

Erich Wolfgang Korngold (1897 bis 1957) sei zweimal vergessen worden, so Kasparek bei der Begrüßung, einmal „wegen der Nazis“ und einmal „wegen seines Stils“, der nicht mit der Zeit und der Avantgarde gegangen ist. Tatsächlich braucht es Meisterinterpreten, die das 1910 von einem Zwölfjährigen geschriebene Werk, in all seiner verblüffenden romantischen Opulenz auszukosten und in seinen durchaus vorhandenen und ebenso verblüffenden modernen Anklängen auszuloten wissen.

Weit ausschwingende Kantilene, die - quasi auf einem Bogenstrich - sich zurückzieht auf ein schlichtes Terzmotiv. Erstaunlich mutige Reibungen, hinweg gerissen von neuem großem Aufschwung. Beinahe „debussyhafter“ jazziger Duktus. Große Celloklage oder beinahe schönberghafter Walzer-Landler-Anklang im Finale: Bei allem überbordenden Ideenreichtum ist Korngolds op. 1 auch formal ein überzeugendes Werk, das alle auslotende Aufmerksamkeit, die ihm „Das besondere Trio“ geschenkt hat, bis heute verdient.

Das braucht man bei Antonin Dvoraks Klaviertrio Nr. 3 f-Moll op. 65 auf dem Jahr 1883 nicht dazuzusagen. Fast ebenso wenig muss geschildert werden, wie mitreißend die drei Vollblutmusiker das aus symphonischer Fülle, liedhafter Intimität und urmusikantischer böhmischer „Tanzmusik“ bestehende Werk des tschechischen Melodienkönigs interpretieren. Die überirdische - keineswegs nur „schöne“ sondern durchaus auch dramatisch überschattete - Cellokantilene des dritten Satzes wird ganz einfach abgespeichert unter „unvergesslich“.

Weiter geht es beim Mattseer Diabelli Sommer am Freitag (30.6.) mit „Brahms & Freunde“ – www.diabellisommer.at
Bild: dpk-klaba