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Der Stadtmensch und die Provinz

MATTSEER DIABELLI SOMMER / KRENEKS REISEBUCH

12/07/17 „Im Frühling 1929 entschied ich, dass es für mich an der Zeit sei, das Land zu erkunden, zu dem ich eine eigenartige und leidenschaftliche Liebe entwickelt hatte…“ Die Reise führte Ernst Krenek von Wien nach Mariazell über den Großglockner und den Semmering zurück nach Wien. Geblieben ist das „Reisebuch aus den österreichischen Alpen.

Von Heidemarie Klabacher

Von Wolfgang Holzmair hat man es da und dort live hören können, von ihm gibt es geradezu eine Referenz-Aufnahme des viel zu selten aufgeführten Liederkreises über die Österreichische Seele und ihre Geografie. Doch nun steht Ernst Kreneks „Reisebuch aus den österreichischen Alpen“ beim Diabelli Sommer auf dem Programm: am Donnerstag (13.7.) im Tassilo Saal auf Schloss Mattsee. Singen wird der Tenor Alexander Kaimbacher, begleiten wird Krenkes op. 62 aus dem Jahr 1929 die Pianistin Anna Sushon.

„Der Wiener Ernst Krenek, Sohn eines k.uk. Offiziers aus Böhmen, studierte Komposition bei Franz Schreker, lebte zeitweilig in Berlin und in der Schweiz, emigrierte 1938 in die USA und pendelte nach 1945 zwischen Europa und seinem festen Wohnsitz in Palm Springs in Kalifornien“, schreibt Gottfried Franz Kasparek im Almanach des Diabelli Sommers.

Nach spätromantischen und atonalen Anfängen habe Krenek sich unter dem Einfluss Strawinskys auch vom Jazz inspirieren lassen, sei zur Tonalität zurückgekehrt und habe hatte 1927 mit „Jonny spielt auf“ einen Welterfolg landen können.

Der verehrte Franz Schubert stand Pate für das „Reisebuch“: „Im Frühling 1929 entschied ich, dass es für mich an der Zeit sei, das Land zu erkunden, zu dem ich eine eigenartige und leidenschaftliche Liebe entwickelt hatte. Ich entdeckte, dass ich einen großen Teil Österreichs gar nicht kannte, und ich wollte seine entlegenen Wege und Winkel besichtigen“, schrieb Krenek. Unterwegs reifte der Entschluss, einen Liederzyklus zu schreiben, „der das eben Erlebte zum Ausdruck bringen sollte“. Er begann gleich nach der Heimkehr zu komponieren, „in zwanzig Tagen beendete ich die zwanzig Lieder“, schreibt Krenek in seiner posthum erschienenen Autobiographie. „Nach 1945 machte der im wienerisch gefärbten Idiom unschlagbare Tenor Julius Patzak das Werk regelrecht populär. Heute gehört sein Stimmfachkollege Alexander Kaimbacher zu den erfolgreichsten Interpreten des Reisebuchs“, sagt Gottfried Franz Kasparek.

Auch wenn Krenek Schuberts „Winterreise“ liebte, und sein Zyklus durchaus als Hommage zu verstehen sei, handle es sich bei Krenek „nicht um die Wanderung eines tragisch Vereinsamten, sondern um die Vergnügungsreise eines neugierigen und kritisch betrachtenden Städters in die Provinz“, so Kasparek im Almanach. Krenek selbst hat auch die romantisch-ironischen oder ironisch-romantischen Texte geschrieben und nannte sie „sentimentale, ironische und philosophische Skizzen“.

Mattseer Diabelli Sommer – Donnerstag (13.7.), 19.30 Uhr, Schloss Mattsee - Alexander Kaimbacher, Tenor, und Anna Sushon, Klavier - „Reisebuch aus den österreichischen Alpen – www.diabellisommer.at
Bild: www.kaimbacher.com / Lena Kern

 

 

 

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