Edle Dinge aus unedlem Metall

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31/08/17 Es ist kein Wunder, dass der Kunsthandwerksmarkt in Radstadt auch über die engeren regionalen Grenzen hinaus guten Ruf besitzt. Nicht nur, weil er seit über einem Vierteljahrhundert, exakt zum 27. Mal stattfindet. Es darf auch niemand Ramsch anbieten.

Von Reinhard Kriechbaum

„Der Verkauf von Bastel- und Hobbyarbeiten sowie Handelsware jeglicher Art ist nicht gestattet“, heißt es in der Ausschreibung gleich im ersten Punkt. Möchtegern-Kunsthandwerker haben in Radstadt also keine Chance. Obendrein ist der Markt ja auch mit einem Wettbewerb verbunden. Auch das sichert ein gewisses Niveau. Da sind zwar keine Riesensummen zu gewinnen (maximal 500 Euro), aber es ist ein Anreiz für die Aussteller. Es gibt übrigens sogar eine Kinderjury.

„Seit Jahren zählt der Markt zu den kulturellen Höhepunkten des oberen Ennstals“, freut sich jedenfalls Elisabeth Schneider, Leiterin des Radstädter Kulturvereins „Das Zentrum“. „Über hundert Aussteller werden am kommenden Wochenende (2./3. September) Ihre Stände aufstellen und exklusives Kunsthandwerk aus allen Materialbereichen anbieten.“ Nach originellen Dingen muss man beim Kunsthandwerkmarkt in Radstadt nicht lange suchen. In den beiden „Pagoden“ am Hauptplatz sind heuer beispielsweise Artefakte zu kaufen, die mit viel Kreativität aus alten Fahrradteilen zusammengebaut sind. Und auch die „Skimöbel“ - gefertigt aus alten Skiern – werden staunen lassen.

„Wir freuen uns auf das Öko-Ringelspiel, ein Ereignis für Klein & Groß, auf Straßentheater mit den Sputniks & den Delikaten Sonaten und auf die Prager Straßenmusikanten Motovidlo“, sagt Elisabeth Schneider. Der Kunsthandwerksmarkt hat ja auch ein kulturelles Beiprogramm.

Und es gibt immer auch eine Ausstellung, und die gibt diesmal einem besonderen Kunsthandwerksunternehmen aus Wien ein Podium: Mit feinster Handarbeit in Messing, Kupfer und Zink“ präsentiert sich die Kunstspenglerei und Gürtlerei Ludwig Kyral. Der Urgroßvater des heutigen Firmenchefs hat das Unternehmen 1910 in Wien gegründet Wilhelm Kyral hatte als Spenglermeister in einem großen Betrieb an Bauten wie der Pariser Oper, dem Louvre und dem Belgrader Königspalast Ornamentarbeiten ausgeführt. In Wien machte er sich schließlich selbständig und eröffnete in der Wiener Palmgasse seine Werkstätte für kunstgewerbliche Metallarbeiten. Josef Hoffmann ließ in der Zwischenkriegszeit viele Entwürfe seiner berühmt gewordenen Metallarbeiten hier ausführen.

Das Gewerbe „Gürtler“ muss man heutzutage schon erklären: Im Gegensatz zu Gold- und Silberschmieden verarbeiten Gürtler unedle Metalle wie Kupfer, Zinn und Messing. Heute ist dem Familienunternehmen die Zusammenarbeit mit Architekten und Designern wichtig. Aus der Werkstatt Kyral kommt jedes Jahr die Nestroy-Trophäe.

27. Kunsthandwerksmarkt Radstadt, 2. und 3. September, 10-18 Uhr – www.daszentrum.at
Bilder: Das Zentrum