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Salzgeschichte auch aus chinsesischem Blick

HINTERGRUND / HALLEIN / IM FLUSS

09/07/19 Wenn ein Skigebiet schwächelt, sucht man nach Investoren. In Gaissau-Hintersee ist das mit solchen aus China ordentlich in die Hose gegangen. In Sachen Hallein, Salzgeschichte und Kultur ist nichts Böses zu befürchten. Denn im Gegensatz zu den reichen Chinesen, die Liftbetreiber zappeln und sich selbst nie blicken lassen, hat der chinesische Künstler Wang Jixin sich wirklich am Ort umgesehen.

Von Reinhard Kriechbaum

Da sind also Gebäude,vom Verdampferturm bis zum Ziegelstadel. Wo marode Industrie mal draußen ist, kommt nicht selten Kultur rein. Das ist allemal gut für die Lebensqualität an einem Ort. Hallein bietet viele gute Beispiele dafür, von der alten Tabakfabrik (wo es seit langem einen Theatersaal gibt) bis zur jüngsten Kunstaktion Im Fluss in der Alten Saline.

„Nichts verschwindet – alles verändert sich“, wusste der französische Chemiker Antoine Lavoisier schon im 18. Jahrhundert. Mit Bauwerken ist es nicht viel anders. Das Projekt Im Fluss – dreißig Jahre nach Ende der Salzindustrie in Hallein – will „mit sensiblem aber gleichzeitig scharfem

Blick klar machen, dass stetiger Wandel nicht nur als Verlust empfunden werden soll, sondern auch für positive Veränderung, neue Blickwinkel und Aufbruch steht“. So formulieren es die Veranstalter.

Der chinesische Künstler Wang Jixin thematisiert in der Alten Saline die Rolle des Salzes und dessen Einfluss auf Halleins Identität. Seit Jahren beschäftigt er sich mit der künstlerischen Darstellung von sozialem Wandel und der Transformation nach wirtschaftlichen Brüchen. So verarbeitete er etwa die abrupte Schließung der jahrtausendalten kaiserlichen Porzellanmanufaktur in Jingdezhen in seinem monumentalen Werkzyklus Lost Glory (2009-2011).

Basis für Wang Jixins Arbeiten sind Ansichten und Bilder, historische Dokumente und Gesprächsaufnahmen mit ZeitzeugInnen. Die verbrannte Baumskulptur im Eingangsbereich symbolisiert die zentralen historischen Elemente des Salzabbaus: Salz, Holz, Feuer. Scheinbar unzerstörbar und für immer in Salz konserviert empfängt der massive Stamm sein Publikum. Nicht weniger beeindruckend sind Wangs große Ölgemälde, feinsinnig und von großem technischem Können geprägt. Collagenartig nähert er sich dabei einem facettenreichen Bild dieses besonderen Ortes an – immer sinnlich, immer intensiv.

Wang Jixin wurde 1966 in der chinesischen Provinz Shandong geboren. Er studierte an der renommierten Central Academy of Fine Arts (CAFA) in Peking. In seinem künstlerischen Werk beschäftigt er sich mit Geschichte und Geschichten von Kulturen und deren Vergänglichkeit. Von 2009–2011 war er Artist in Residence im Gastatelier des Landes im Künstlerhaus und unterstützte bis 2018 das Land Salzburg beim Auslandsatelierprogramm für Salzburger Künstlerinnen und Künstler in Peking. Er lebt und arbeitet seit 2013 in Salzburg.

Für Im Fluss machen Gemeinde Hallein, Sudhaus, Keltenmuseum und die Initiative Halleiner G´schichten gemeinsame Sache. Das Keltenmuseum steuert in den historischen Räumen der alten Saline auf der Pernerinsel die Schau SalzHOCHburg Hallein bei – sie speist sich aus den für die Salinengeschichte relevanten Ausschnitten der Ausstellung, die im Jubiläumsjahr „200 Jahre Salzburg bei Österreich“ 2016 im Keltenmuseum Hallein entstanden ist.

Die Rundgänge der Initiative Halleiner G’schichten zu Salzgeschichten. Von der Salzindustrie zum Geschichtserlebnis laden ein, die Industriegeschichte am historischen

Ort – in Europas ältester noch erhaltener Sudpfanne – kennen zu lernen.

Die Ausstellungen Im Fluss sind kostenlos von Donnerstag bis Samstag, sowie jeweils eine Stunde vor Beginn der lokalen Festspielaufführungen und bei Anfrage und speziellen Anlässen zugänglich – sudhaus-hallein.at
Bilder: Sudhaus Hallein / Adi Aschauer

 

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