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Wie das Leben selbst

MATTSEE / DAS BESONDERE TRIO

30/06/11 Mit einem Programm, das wie ein Längsschnitt durch die Möglichkeiten menschlichen Lebens schien, von der heiteren Oberfläche bis ins zutiefst Existenzielle, beglückte beim Mattseer Diabelli-Sommer das „besondere Trio“: Benjamin Schmid, Clemens Hagen und Ariane Haering.

Von Christiane Keckeis

„Es wird so viel über Musik gesprochen und so wenig gesagt. Ich glaube überhaupt, die Worte reichen nicht hin zu, und fände ich, dass sie hinreichten, so würde ich am Ende keine Musik mehr machen.“ Am Mittwoch (29.6.) hat "Das besondere Trio" das Diktum von Felix Mendelsson-Bartholdy bestätigt: Die musikalische Sprache, die Schmid, Haering und Hagen miteinander finden, ist in der Tat mit Worten kaum adäquat zu beschreiben: intensiv, in jedem Ton, in jeder Phrase stimmig, von einer höchst sensiblen Farbigkeit, ausbalanciert, wie man es eigentlich nur von CD-Aufnahmen kennt – und von einer Leidenschaftlichkeit für die Musik, die zutiefst berührt.

Haydns Klaviertrio G-Dur „all´Ongarese“, das sogenannte Zigeunertrio, macht einen heiteren Beginn, die drei Künstler gestalten mit verspielter Delikatesse, fein und lebendig: Klavier und Violine durchweben sich, um dann wieder in Dialog zu treten, eine Liebesbeziehung, die im Adagio bis zu inniger Atemlosigkeit gespannt wird, aus der die Geige eine berührende Melodie entwickelt. Es ist aber nicht nur Haydns Leichtigkeit, auch die Untertöne kommen zum Tragen, die nicht so hellen, freundlichen Stimmungen werden sorgsam herausgeschält. Temperamentvollst der dritte, der „Zigeunersatz“: da reißt es Benjamin Schmid immer wieder aus dem Sessel, der ungarische Stehgeiger bricht durch mit mitreißender Vitalität und Freude am Tempo. Und wer glaubt, Haydn habe dem Cello im Trio den eher uninteressanten Part zugedacht, der wird von Clemens Hagen eines Besseren belehrt: Wie viele musikalische Impulse kommen doch von der Bass-Stimme, wenn sie musikalisch ernstgenommen wird.

In Mendelssohn-Bartholdys Trio in d-moll übernehmen die Partner gleichberechtigte Parts: Die drei Künstlerpersönlichkeiten drücken sich aus und spielen sich zu, es ist ein achtsames Miteinander, wo ein jeder intensiv individuell gestaltet, um dann doch zu einem runden gemeinsamen Ergebnis zu kommen. Das schwebende „Andante“ wird von Ariane Haering pianistisch zu einem beglückenden Traum, in den sich die Streicher verzaubert hineinfügen, während das Publikum den Atem anhält.

Atemlosigkeit anderer Art stellt sich mit Schostakowitschs zweitem Klaviertrio ein: gespenstische Hoffnungslosigkeit, erstarrte Beklemmung, vibratolose Fahlheit münden in grausamer Härte, in unerbittlicher Grausamkeit: Krieg, Vernichtung und das Rühren an jede Art von Existenz, Bilder von menschlicher Verzweiflung und Resignation werden von den Musikern in tiefster Intensität übermittelt und lösen Betroffenheit und Luftanhalten aus. Die Härte im Klavier, die fast tonlose Ergebenheit der Geige, das weinende Cello, die tieftraurigen Streicherklangfarben des Tangos, der kräftezehrende, bis an die Grenzen gehende Totentanz sind kaum mit mehr Konsequenz und Tiefe denkbar, als sie dem Publikum in Mattsee entgegengestellt wurden. Das Innehalten mündete schließlich in langem Applaus, auf eine Zugabe wurde nach dem starken Eindruck verzichtet.

Die Pianistin Ariane Haering ist gleich wieder beim Mattseer Diabellisommer zu hören, gemeinsam mit dem Klarinettisten Ib Hausmann am Mittwoch, 6. Juli, um 20 Uhr in der Stiftskirche. - www.diabellisommer.at

 

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