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Euthanasie und Vernichtung

HINTERGRUND / SCHWARZACH / SYMPHONIE DER HOFFNUNG

14/10/11 Harri Stojka und seine Band treffen auf Blasmusiker aus dem Pongau. Friede und Eintracht ist die Botschaft dieser Musik-Verschmelzung – aber hoffentlich gibt es doch auch erhitzende Reibung, denn das Konzert heute, Freitag, um 19 Uhr in Schwarzach ist eine Open-Air-Veranstaltung.

Die Idee zu einer „Symphonie der Hoffnung“ wurde geboren, nachdem Michael Mooslechner und Robert Stadler ihr viel beachtetes Buch „St.Johann im Pongau 1938-1945“ veröffentlicht hatten. Hans Mayr, damaliger Bezirksobmann des Pongauer Blasmusikverbandes und Obmann der Trachtenmusikkapelle Goldegg initiierte das Auftragswerk.

2005 ist das Stück von dem Komponisten Thomas Doss uraufgeführt worden, nun wurde eine neue Fassung erarbeitet. Die Erstfassung war textlich nämlich den Jubiläen "60 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs" und "50 Jahre Staatsvertrag" gewidmet. In der aktuellen Fassung erinnert man an zeitgeschichtliche Ereignisse, die sich vor 70 Jahren zugetragen haben. Themen sind nun beispielsweise der Kampf gegen die Euthanasie in der Versorgungsanstalt Schernberg und die Deportation der Roma und Sinti in Vernichtungslager. Vor dem St. Vinzenz Heim in Schwarzach findet heute, Freitag (14.10.) das Konzert statt.

1941 veranlasste das nationalsozialistische Regime drei gewaltsame Abtransporte von Bewohnern der Versorgungsanstalt Schernberg, dem heutigen St. Vinzenz Heim. Insgesamt wurden 123 geistig behinderte Menschen ins Vernichtungslager Hartheim in Oberösterreich gebracht und dort getötet. Schwester Anna Bertha von Königsegg leistete als damalige Visitatorin Widerstand gegen diese ablehnende Ideologie und das Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten und wurde zweimal verhaftet.

Darüber hinaus begann 1941 die "Zigeuner-Deportation", korrekt die Deportation der Roma und Sinti, in die Vernichtungsstätten des Dritten Reiches. Mongo Stojka beschreibt in seinem Buch "Papierene Kinder", wie die Roma und Sinti auf der Hellerwiese in Wien-Favoriten ihre Wohnwägen abstellten und diese am nächsten Morgen leer auf dem Platz standen, weil die Bewohner bereits in ein Konzentrationslager abtransportiert worden waren. Diese Volksgruppe befand sich ähnlich wie die Juden am Rande der Gesellschaft, wurde verachtet und mitleidlos verfolgt. Rund 85 Prozent der österreichischen Roma und Sinti haben das nationalsozialistische Regime nicht überlebt.

Nach Texten von Erich Fried und Mongo Stojka sowie einem Exposé von Michael Mooslechner wurde nunmehr ein Werk geschaffen, das die dramatischen historischen Ereignisse und die damit verbundenen Emotionen musikalisch aufbereitet. Der Part des Sprechers wird per Video eingespielt: Ben Becker hat die Texte aufgenommen.

Die "Symphonie der Hoffnung" sei, so Initiator Hans Mayr, allein in ihrer Klangsprache ein Zeichen der Toleranz, da sich in ihr die verschiedenen Genres nicht bekämpfen, sondern ein gemeinsames Ganzes bilden“. (Landeskorrespondenz)

Erstaufführung der Neufassung heute, Freitag (14.10.) um 19 Uhr vor dem St. Vinzenz Heim in Schwarzach. Eien weitere Aufführung ist am Mittwoch, 26. Oktober, um 19 Uhr in der Amari-Industriehalle in St. Johann. Auch in Wien wird man die "Symphonie der Hoffnung" aufführen (14. März 2012) - www.symphoniederhoffnung.at
Bilder: www.symphoniederhoffnung.at (1); www.gypsyspirit.at (1)

 

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