Ein Miserere mit Saxophon

RADSTADT / PAUL-HOFHAIMER-TAGE

28/05/14 Ein Meister des Frühbarock, Mozart und das Saxophon? Wenn man es kreativ angeht, gehen die Dinge zusammen. Der „Chorus sine nomine“ eröffnet morgen Donnerstag (29.5.) die Paul-Hofhaimer-Tage in Radstadt.

Mit dem ersten Artist in Residence, dem Organisten Martin Riccabona, läuft das Programm ja schon seit einigen Tagen. Aber so richtig los geht das Radstädter Festival erst morgen Donnerstag (29.5.). Da wird zuerst (ab 19 Uhr) die Schauspielerin Heilwig Pfanzelter eine Texcollage vortragen: Schülerinnen und Schüler der MHS Radstadt haben nämlich Texte geschrieben zum Thema „Word up! Wie stehts mit dir und deiner Musik“, Ergebnis von schulischen Textwerkstätten mit dem Autor Robert Kleindienst.

Und danach wird man im erprobten Radstädter Festspielhaus, der Produktionshalle der Firma k-tec, hören, wie es mit der Chormusik steht, wenn sie ein ambitioniertes Kollektiv wie der „Chorus sine nomine“ realisiert. 1991 hat Johannes Hiemetsberger das Ensemble gegründet, der Chor zählt unterdessen zur Chorspitze in Österreich. Er war schon zu Gast bei Festivals wie dem Osterklang Wien, der Styriarte, den Salzburger Pfingstfestspielen, beim Internationalen Brucknerfest in Linz, beim Kammermusikfest in Lockenhaus, in Grafenegg und beim Ravenna Festival. Tourneen führten den Chor in viele europäische Musikmetropolen, nach Amerika, Südamerika, Taiwan und auf die Philippinen.

Die Pflege der a cappella Musik ist Johannes Hiemetsberger ein besonderes Anliegen. Also Musik wie das legendäre „Miserere“ von Gregorio Allegri (1582-1652). Papst Urban VIII. hatte das Stück in Auftrag gegeben, und es wurde bis 1870 jedes Jahr in den Tagen der Karwoche in der Sixtinischen Kapelle aufgeführt. Die Mär besagt, dass man im Vatikan so pingelig war mit der Exklusivität dieses neunstimmigen Stücks, so dass keine Noten davon rausgerückt werden durften. Aber da tritt Mozart auf den Plan: Der junge Mann hörte sich die Sache am Gründonnerstag 1770 an, schrieb das Stück aus dem Kopf nieder und kontrollierte die Sache dann tags darauf nochmal. Musiker, die das Studien-Pflichtfach Gehörbildung erfolgreich abgeschlossen haben, werden davon weniger beeindruckt sein als unbedarfte Konzertbesucher. Allegris „Notendiktat“ ist nicht so furchtbar anspruchsvoll für einen Sechzehnjährigen, der zu dem Zeitpunkt schon seine ersten Opern komponiert hatte und gerade am „Mitridate“ arbeitete. Aber eine hübsche Musik-Anekdote war damit jedenfalls in die Welt gesetzt.

Dieses „Miserere“ wird man also auch morgen Donnerstag (29.5.) in Radstadt zu hören bekommen, in dem Konzert unter dem Motto „Meditation & Extase“. Freilich nicht ganz im Original, sondern in einer Fassung für Saxophon und Chor. Sowohl Allegri als auch Mozart täten sich wundern. Das Saxophon wurde nämlich erst 1840 erfunden…

Außergewöhnliches findet sich sonst noch im Programm, etwa Der „Chor der Puppen“ von dem prominenten Avantgardekomponisten Anestis Logothetis, Stücke vcon Brahms und Francis Poulenc und zuletzt das klangsinnlich mitreißende „Alleluja“ von Eric Whitacre. (dpk-krie)

28. Paul Hofhaimer Tage, Festival für Alte Musik & Neue Töne. Bis 1. Juni in Radstadt und im Schloss Höch bei Flachau – www.daszentrum.at ; das Programmheft zum Download

Bilder: www.chorussinenomine.at (1); dpk/Archiv