„Unerhört“ vielfältig auch diesmal

RADSTADT / PAUL HOFHAIMER TAGE

11/05/15 Europäische Konzerthäuser haben ihn schon als „rising star“ durch die Lande geschickt. Bei den bevorstehenden Paul Hofhaimer Tagen in Radstadt, von 3. bis 7. Juni, wird der junge Cellist Leonhard Roczek Artist in residence.

Von Reinhard Kriechbaum

Unter anderem wird Leonhard Roczek das Konzert für Violoncello und Blasorchester von Friedrich Gulda spielen, wobei letzteres die Musikerinnen und Musiker der Philharmonie Salzburg unter der Leitung von Elisabeth Fuchs stellen werden. Das wird – ergänzt um Mendelssohn Bartholdys „Reformations-Symphonie“ und Ravels „Bolero“ – das eigentliche Eröffnungskonzert sein (am 4. Juni). Aber am Vorabend schickt man ein „Konzert zur Festival-Einstimmung“ voraus: Auch da ist Leonhard Roczek an den Cello-Saiten und spielt in der Klosterkirche Radstadt zwei Suiten von Bach.

Elisabeth Schneider, Leiterin des Kulturkreises „Das Zentrum“, hat heuer das Thema „unerhört“ für die Paul Hofhaimer Tage gewählt. Das Wort will sie in beiden Bedeutungen verstanden wissen, im Sinn von ungebührlich, verstörend, aber auch sehr positiv: „Was muss man tun, um gehört zu werden?“ Das Gulda-Konzert (das bei dem zum 29. Mal stattfindenden Festival vor langer, langer Zeit schon einmal zu hören war) hat es ihr angetan. Da sieht Elisabeth Schneider die Option eines „Brückenschlags zum Regionalen“.

Der Mix bei den Paul Hofhaimer Tagen ist wieder attraktiv: Der Schriftsteller Stefan Slupetzky (der auch die Eröffnungsrede hält) liest im Schloss Höch, wo ihm das unangepasste „Trio Lepschi“ mit seinem Programm „z’tod gfiacht“ assistieren wird (5.6.). Mit der Gruppe „Federspiel“, einem im besten Sinn grenzüberschreitenden Ensemble von virtuosen und wagemutig-kreativen Bläsern, hofft die Festival-Leiterin auch Freunde der Blasmusik zu den Hofhaimer-Tagen zu locken (6.6.). Die Trennung von U- und E-Musik ist in Radstadt ohnedies kein Thema. Da gibt es eine Wirtshaus-Musik mit der „Gimpelsinger Saitenmusi“ (6.6.), eine Matinee mit dem Minetti Quartett und Peter Langgartner (7. Juni, Schloss Höch), und – schließlich ist Paul Hofhaimer der Namensgeber des Festivals – ein Orgelkonzert mit Gabriel Romberger in der Stadtpfarrkirche. Er spielt dort am Tag zuvor auch für Kinder.

Die zu diesem Anlass gerne in einen Konzertsaal verwandelte Halle der Firma k-tec kommt heuer zwei Mal zu Ehren: Im Eröffnungskonzert mit der Philharmonie Salzburg unter Elisabeth Fuchs und dann, wenn Bernhard Schneider wieder den Projektchor und das Orchester der Hofhaimer-Tage zusammen führt. Für Sonntag, 7. Juni, hat er sich Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Paulus“ vorgenommen.

Zeitlich, nicht inhaltlich und auch nicht hinsichtlich der Zahl der Konzerte sind die Paul Hofhaimer Tage geschrumpft. Es sind nun fünf statt zehn Festival-Tage, wobei einige Schülerkonzerte zu Wochenbeginn nicht mitgerechnet sind. Das Publikum – etwas über tausend Besucher – schätze die Komprimierung, und so sei es auch „für unser minimalistisches Organisationsteam“ leichter zu bewältigen, erklärt Elisabeth Schneider. Für diese verdienstvolle Kultureinrichtung bedeuten die Paul Hofhaimer Tage rund ein Drittel des Jahresbudgets: Von den rund 60.000 bis 70.000 Euro sind vierzig Prozent durch Subventionen gedeckt, der Rest kommt zu gleichen Teilen von privaten Sponsoren und durch eigene Kartenverkäufe. Seitens der Kulturpolitik erlebt Elisabeth Schneider „eine positive Stimmung“, was die Förderung der Kulturarbeit seitens des Landes betrifft. Mit der Unterstützung durch die eigene Kommune ist man sowieso glücklich. Sorgen macht der Bund, dessen (geringer) Beitrag erstmals gekürzt wurde.

29. Paul Hofhaimer Tage. Felstival für Alte Musik & Neue Töne. Von 3. Bis 7. Juni in Radstadt und Flachau. – www.daszentrum.at