Ganz, ganz weit weg von Wien

HINTERGRUND / SCHUBERT IN GASTEIN

04/09/15 Als Franz Schubert, der bekanntlich selten über die Gegend um den Kahlenberg hinaus gekommen ist, sich Salzburg entlang der heutigen Linzergasse, also entlang des Kapuzinerbergs, näherte, hat er sich gar nicht einkriegen können über die Größe der Berge. Da kannte er das Gasteinertal noch nicht...

Nicht alle Stationen dieser – für den „stationären“ Wiener Franz Schubert – kamen in seinen Aufzeichnungen so gut weg. Vöcklabruck („ein elendes Nest“) wird kaum ein Schubert-Zitat in seine Tourismuswerbung aufnehmen (so es diese denn gibt). Auch für Hallein taugt Schubert nicht als Werbetexter, zu sehr ist ihm die Armut der Salinenarbeiter ins Auge gestochen.

Aber eben Gastein: 1825 war er für ungefähr drei Wochen da, und es war der zu Wien entfernteste Ort, den er je besucht hat. Wieder gibt es das Festival „Schubert in Gastein“, ein künstlerisch von der Camerata Salzburg getragenes viertägiges Unternehmen (10.-13.9.). Kur- und Tourismusverband Bad Gastein und die Nürnberger Versicherung sind Veranstalter und Hauptförderer.

In Schuberts zeit war das Wandern nicht nur eine körperliche Betätigung, es war ein Lebensgefühl, eine Sehnsucht. Kaum jemand hat dieses Gefühl besser ausgedrückt als Franz Schubert. Mit Schuberts „Der Wanderer“ und „Auf der Riesenkoppe“ im Eröffnungskonzert läuten die Camerata Salzburg unter ihrem Chefdirigenten Louis Langrée und die Sängerin Bernarda Fink (im Bild rechts oben) das Leitthema des diesjährigen Festivals ein.

Shane Woodborne, Geschäftsführer der Camerata Salzburg, hat das diesjährige Programm so konzipiert, dass die Musiker gemeinsam mit dem Publikum auch durch Zeitepochen und Länder wandern. Sogar Richard Strauss‘ „Metamorphosen“ werden zu hören sein, und die Solistinnen Bernarda Fink und Aleksandra Zamojska Lieder aus ihrer Heimat Argentinien und Polen singen. Neben zwei Matineen und einem Liederabend erwartet die Besucher der Kammerkonzerte Schuberts „Wandererfantasie“ sowie Schuberts F-Dur Oktett. In einem Kammerkonzert wird neben dem Oktett ein neues Werk der Südtirolerin Manuela Kerer zu hören sein. Sie hat es eigens für „Schubert in Gastein“ komponiert. Sogar das universitäre Projekt „Atelier Gespräche“ verlässt Salzburg: Im Dialog mit Sabine Coelsch-Foisner, der Leiterin der Atelier Gespräche, werden die Mezzosopranistin Bernarda Fink und Shane Woodborne ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. (dpk)

Schubert in Gastein, von 10. bis 13..9. – www.schubertingastein.com
Bilder: www.schubertingastein.com
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