Dreißig Jahre in Zahlen gegossen

DOKUMENTATION / KULTURFORUM HALLEIN

30/12/15 „No documents found“ liest man, wenn man jetzt auf die Veranstaltungsseite des Kulturforum Hallein klickt. Das Kulturforum zieht sich ja aus dem operativen Geschäft der Halleiner Kultur zurück. – Die Bilanz von drei Jahrzehnten Arbeit an einem schwierigen Ort.

Von Reinhard Kriechbaum

Friedl Bahner hat für sein unermüdliches Engagement schon 1998 den Landespreis für Kulturarbeit bekommen. Wenn jemand wie er nach drei Jahrzehnten Bilanz zieht, dann stehen imponierende Zahlen auf dem Papier. Zwischen 1985 und 2015 haben er und sein Team 4.420 kulturelle Veranstaltungen ausgerichtet. 861 Konzerte mit klassischer und Neuer Musik waren darunter, weitere 506 mit Weltmusik und 349 Konzerte, denen man das Etikett „U-Musik“ gegeben hat. Auch Chöre (51 Termine) und die Volksmusik (34) bekamen ihre Nischen. Theateraufführungen schlugen in den dreißig Jahren mit 587 Terminen zu Buche und es wurden 296 Ausstellungen organisiert. Etwas über eine halbe Million Menschen wurden erreicht, man zählte 508.070 Besucherinnen und Besucher.

Das Kulturforum Hallein wurde ins Leben gerufen, um ein Mal im Jahr „in konzentrierter Form kulturelle Aktivitäten zu organisieren“, erklärt Friedl Bahner. Dies war also die Geburtsstunde der Halleiner Stadtfestwochen. „Diese Festwochen waren bis 1990, von einigen Ausnahmen abgesehen, die einzige Aktivität kultureller Art in der Stadt“, erinnert sich Bahner. Unter seiner Leitung blieb es nicht bei einem Festival, denn Bahner sah das Potential im Umfeld der Stadt und er erkannte die bestehenden Defizite.

Rückschauend beschreibt Friedl Bahner das Bemühen des Kulturforums, „eine Inventarisierung der vorhandenen kulturellen Ressourcen und Synergien vorzunehmen um daraus Schlüsse für die Zukunft der weiteren kulturellen Entwicklung der Kommune zu ziehen“ und „alles daran zu setzen, der Bevölkerung die Begriffe 'Kunst und Kultur' mit all ihren positiven Aspekten verständlich zu machen und näher zu bringen“. In diesem Sinne habe man die Stadtpolitik in die Pflicht genommen, „den kulturellen Bemühungen im Sinn ihrer Bedeutung für die Gesellschaft größte Aufmerksamkeit zu widmen“. Über Jahrze war es ja so, dass Bahner quasi die Agenden der kommunalen Kulturpolitik wahrgenommen hat. „Abgesehen von den oftmals dokumentierten Erkenntnissen über den Wert kultureller Bemühungen, sahen wir es als unsere Aufgabe qualitätsvolle kulturelle Aktivitäten der verschiedensten Art als wichtiges Instrument zur Bewältigung der Auswirkungen eines negativen Zeitgeistes anzubieten.“

Die Arbeit des Kulturforums sei immer primär darauf ausgelegt gewesen, „andere Kulturinitiativen zu eigenständigen Aktivitäten zu animieren und kulturelle Basisarbeit zu leisten“, sagt Bahner. Eben dadurch sei der Grundstock zu einem Kulturverständnis gelegt worden, „das zu den wichtigsten Erziehungs- und Bildungsfaktoren gehört“.

Im Portfolio der Ehrungen für Friedl Bahner stehen nicht nur Kulturpreise im engeren Sinn. Der Kulturpreis der Halleiner Industrie“, der ihm 2008 überreicht wurde, spricht einen nicht unwesentlichen Aspekt an, zu dem man in der Rückschau auf die drei Jahrzehnte ebenfalls Erhellendes erfährt: Umwegrentabilität wird ja meist nur bei großen Institutionen wie den Festspielen beziffert. Beim Kulturforum Hallein als immerhin zweitgrößtem Kulturveranstalter im Land sieht der Synergieeffekt aus drei Jahrzehnten so aus: Für Einnahmen aus dem wiederholtem Besuch der Stadt und den damit zusammenhängenden Ausgaben für Gastronomie, Einkäufe, Besichtigungen und dergleichen veranschlagt man 7,3 Millionen Euro. „Diese Summe resultiert aus der Annahme, dass von jedem der 508.070 Besucher 14,53 Euro ausgegeben wurden.“ Im Licht dieser Umwegrentabilität sind die städtischen Subventionen an den Verein zwischen 1990 und 2015 zu sehen: Es waren 818.460 Euro.

Vom Kulturforum Hallein direkt wurden zwischen 1985 und 2015 an Halleiner Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe, Wirtschaftstreibende, Gemeinde und Arbeitskräfte Aufträge im Wert von 176.310 Euro erteilt.

Ein so vielfältiges Programm macht man nicht alleine. „Es wurden 76.400 zum Großteil ehrenamtliche Stunden aufgewendet“, heißt es in der Rückschau, eben das bedinge den „atypisch niedrigen Prozentsatz für Personal- und Verwaltungskosten im jährlichen Durchschnitt von 8,4 Prozent“. „Bei einem fiktiven Stundensatz von 21,80 Euro ergäbe das Engagement der Ehrenamtlichen eine Summe von 1,66 Millionen Euro.

Der Tätigkeitsbericht „30 Jahre Kulturforum Hallein 1985-2015“ zum Download
Bild: Friedl Bahner/privat
Zum Porträt Friedl Bahner Das Interesse und die Freude an der Sache