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Wie sieht die Frau?

ST. GILGEN / ZINKENBACHER MALERKOLONIE

11/08/16 „Die schaffende Österreicherin – 90 Jahre Wiener Frauenkunst“ heißt die diesjährige Sommerausstellung der Zinkenbacher Malerkolonie in den Räumen des neuen Kulturhauses in St. Gilgen am Wolfgangsee.

Ein aufschlussreiches Zeitbild liefert ein Artikel in der Wiener Zeitung, erschienen 1928: „Während es den Frauen auf politischem, wirtschaftlichem und wissenschaftlichem Gebiete bereits gelungen ist, die völlige Gleichberechtigung mit den Männern durchzusetzen, und auch auf dem Felde des Theaters, der Musik und der Literatur längst kein Zweifel mehr an ihrer Ebenbürtigkeit mit dem anderen Geschlecht besteht, werden ihre Leistungen in der bildenden Kunst noch immer nicht so weit für voll genommen, daß ihnen auch die Aufnahme in die großen Künstlervereinigungen gestattet würde. Das zwingt sie, sich zu eigenen Organisationen zusammenzuschließen, deren Hauptzweck die Veranstaltung von Ausstellungen ist.“

Die „völlige Gleichberechtigung“ in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft müsste man hinterfragen. Die Kunsthochschulen waren jedenfalls reine Männersache, auch Künstlerhaus, Secession oder Hagenbund verwehrten Frauen die Aufnahme. „Als Konsequenz gründete Olga Brand-Krieghammer, Schülerin Carl Molls, 1910 die Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs“, erklärt die Kuratorin der Schau in St. Gilgen, Marie-Theres Arnbom. „Davon wieder hat sich, vergleichbar mit der Secession, 1926 die Vereinigung Wiener Frauenkunst abgespaltet.“

„Die Frau von heute“ hieß die erste Ausstellung Ende 1926 statt, und – höchst bemerkenswert – der Wiener Stadtschulrat empfahl „den Besuch ganzer Schulen“. Zur Eröffnung der zweiten Schau rückte schon der Bundespräsident an. Es folgen Ausstellungen mit dem Titeln „Das Bild im Raum“, „Wie sieht die Frau“ oder „Die schöne Wand“, auch beteiligen sich die Künstlerinnen 1928 an einer Ausstellung in London.

1938 zerfällt die Vereinigung „Wiener Frauenkunst“ ebenso wie die Zinkenbacher Malerkolonie. Künstlerinnen wie Bettina Bauer, Lisl Weil, Lisel Salzer, Emmy Zweybrück der Margarete Hamerschlag müssen auf Grund ihrer jüdischen Herkunft fliehen und versuchen, in ihren Zufluchtsländern Fuß zu fassen. Illustrationen von Kinderbüchern und die Erteilung von Kunstunterricht ermöglichen ihnen eine neue Existenz.
Zu den Mitgliedern der Vereinigung „Wiener Frauenkunst“ zählte eine beeindruckende Menge vielfältig tätiger Künstlerinnen, darunter Bettina Bauer-Ehrlich, Gudrun Baudisch, Helene Funke, Camilla Göbl-Wahl, Margarete Hamerschlag, Fanni Harlfinger, Stephanie Hollenstein, Silvia Koller, Broncia Koller, Sascha Kronburg, Dina Kuhn, Anna Lesznai, Luise Merkel-Romee, Elfriede Miller-Hauenfels, Zoe Munteanu, Mitzi Otten-Friedmann, Lucie Rie-Gomperz, Teresa Ries, Kitty Rix, Irma Rothstein, Ena  Rottenberg, Lisel Salzer, Emma Schlangenhausen, Gertrude Schwarz-Hellberger, Marianne Seeland, Susi Singer, Fini Skarica-Ehrendorfer, Luise Spannring, Herta Strzygowski, Helene Taussig, Lisl Weil, Pepi Weixelgärtner, Grete Wilhelm, Poldi Wojtek-Mühlmann, Franziska Zach, Liane Zimbler, Emmy Zweybrück.
Die Exponate der Schau in St. Gilgen stammen aus Privatsammlungen und dem Museum Zinkenbacher Malerkolonie. „Die Gestaltung folgt den Ideen Liane Zimblers, der ersten Architektin Österreichs“, erklärt die Kuratorin Marie-Theres Arnbom.

„Die schaffende Österreicherin – 90 Jahre Wiener Frauenkunst“. Bis 9. Oktober im neuen Kulturhaus St. Gilgen – www.malerkolonie.at
Bild: Zinkenbacher Malerkolonie

 

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