Ein verärgerter Salzburger Buchautor

06/11/17 Jeder durchschnittlich intelligente Mensch geht davon aus, dass ein Kulturportal namens „Drehpunktkultur Salzburg“ sich mit kulturellen Angelegenheiten aus Stadt und Land Salzburg befasst. Tatsächlich entspricht das genannte Portal dieser Erwartungshaltung in vielen Teilen. Und es ist ja auch logisch und konsequent, dass z.B. die „Drehpunktkultur“-Theaterkritik sich nicht mit Premieren im Wiener Burgtheater oder in den Münchner Kammerspielen befasst, sondern mit den neuesten Produktionen im Salzburger Landestheater oder im Schauspielhaus Salzburg. Ebenso werden natürlich nicht Kunstausstellungen im New Yorker Museum of Modern Art oder im Tiroler Landesmuseum besprochen, sondern Ausstellungen im Salzburger Rupertinum oder im Salzburg-Museum.
Allerdings gibt es eine bemerkenswerte künstlerische Sparte, bei der die "Drehpunktkultur"-Redaktion regelmäßig so tut, als interessiere sie sich nicht für lokale oder regionale Vorgänge. Es handelt sich hierbei um den Bereich der Literatur. Denn seit langer Zeit schütteln heimische Autoren und Literaturfreunde den Kopf darüber, dass zwar seitenlange Rezensionen zu Büchern erscheinen, die ohnehin von jeder nationalen Tageszeitung zwischen Hamburg und Bozen besprochen werden, dass aber Neuerscheinungen von Salzburger Autoren völlig ignoriert werden. Ist es z.B. wirklich notwendig, Oswald Eggers „Val di Non“ zu rezensieren, das im Suhrkamp-Verlag (!) erschien und die (für politisch hyperkorrekte Nonsensdichtung üblichen) Lobeshymnen in den großen Tagesblättern einkassierte – von der „Frankfurter Allgemeinen“ über die „Neue Zürcher“ bis zum Wiener „Standard“? Welche Leser eines Salzburger Kulturportals interessieren Bücher, zu denen man auf Knopfdruck im Internet ohnehin hunderte Einträge und Rezensionen finden kann?
Ich schickte Ihnen (als Salzburger Autor) vor vielen Monaten meinen neuen Lyrikband „Taxham Blues“. Weshalb wurde er nicht besprochen? Hätte mein Verlag (Innsalz) vielleicht besser daran getan, einen kleinen „Sponsorbeitrag“ an Ihr Portal zu überweisen? Wäre dann eine Besprechung erfolgt?
Es wäre löblich, wenn sich die „Drehpunktkultur“-Redaktion auf Ihre eigentlichen Aufgaben besinnen würde – Aufgaben, die im Bereich des Lokalen und des Regionalen liegen. Auf die Gschaftlhuberei betreffend internationale Großprojekte würden die Salzburger Leser gerne verzichten.
Dr. Dietmar Horst

Oswald Eggers „Val di Non“ haben wir nicht besprochen, weil uns von Suhrkamp „ein kleiner 'Sponsorbeitrag“' überwiesen worden wäre, sondern weil der Autor vor wenigen Tagen – in Salzburg! – den Georg-Trakl-Preis für Lyrik bekommen hat. Es ist uns freilich nur zu bewusst, dass wir bei der vielfältigen Salzburger Kultur-Produktion manches nicht so breit und umfänglich abbilden können, wie wir uns das selbst wünschten.
Im übrigen überlassen wir die Einschätzung dieses Statements und unseres Mediums den angesprochenen „durchschnittlich intelligenten“ Menschen und den vielen, vielen Leserinnen und Lesern, deren einschlägigen Pegel wir deutlich höher einschätzen. Sie bestätigen uns mit ihren Zugriffen Tag für Tag, dass DrehPunktKultur auch ohne „Taxham Blues“ ganz so falsch nicht liegt.
Heidemarie Klabacher, Reinhard Kriechbaum, Chefredaktion