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Zum Stichwort Bannbulle (8.9.)

15/09/11 Ich kenne den Inhalt dieser „Bannbulle“ Mozart betreffend nicht, kann mir aber für eine so mächtige Institution, wie es die katholische Kirche damals war und noch immer ist, schwer vorstellen, dass das Notieren des „Miserere“ von Allegri alleine die Kirche zu einer diesbezüglichen Eintragung veranlasst haben soll. Mozart ist der katholischen Weltmacht keineswegs „höchstens“ dadurch „unliebsam aufgefallen“, sondern war ihr als praktizierender Freimaurer - wenn  nicht auch noch als Illuminat? - sicher mehr als verdächtig; schließlich war er ein europaweit gefeierter Prominenter und somit ein für die Kirche nicht ungefährliches Idol.
Es hat den Anschein, als ob immer wieder gerne übersehen oder heruntergespielt wird, dass Mozart in nicht nur künstlerischer Hinsicht ein Unangepasster war, der sich - zum Beispiel gemeinsam mit seinen Librettisten Da Ponte und Schikaneder - scheinbar unbeeindruckt von Obrigkeiten und gesellschaftspolitischen Usancen Freiheiten (die uns heute selbstverständlich scheinen) herausnahm, welche ihm vom aufklärerischen Joseph II. gerade noch zugestanden wurden, nicht mehr jedoch von dessen kaiserlichem Nachfolger Leopold II.. Somit musste Mozart zu einer „persona non grata“ für jene von Staat und Kirche, denen die Freiheiten unter Joseph II. zu weit gegangen waren, geworden sein. Ob er aus spielerisch-naiver Unbekümmertheit (was für seine nur mit hohen Schulden zu bewältigenden Lebensart spräche) oder aus politischem Kalkül so handelte, wird kaum mehr heraus zu finden sein. Spätestens mit dem für den damaligen Zeitgeschmack geradezu desaströs-kühnen „Don Giovanni“ musste die Stimmung jener Mächtigen, die wieder einem konservativen Weltbild huldigten, kippen, was sich übrigens in Mozarts Biographie über seine beruflichen Erfolge bzw. der zunehmenden Abnahme eben dieser sehr gut nachvollziehen lässt.
Wolfgang Danzmayr

 

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