Zur Hintergrund-Serie übers neue Gotteslob Vom (heiligen) Geist, der dahinter steckt (20.12.)

21/12/13 Immer öfter fällt mir auf, wie sehr sich die veröffentlichte Meinung vom zunehmenden Machtanspruch der monotheistischen Religionen abhängig macht, obwohl Österreich ein säkularisierter Staat ist. Damit das nicht zur Selbstverständlichkeit ausartet, sei wieder einmal darauf hingewiesen, dass ein Drittel der österreichischen Bevölkerung mit Religion nichts am Hut hat.
Zu ihrem kritischen Bericht über das mehrsprachige („ökumenische“) Gesangbuch „Gotteslob“: Dieser PR-Gag aus der katholischen Marketing-Abteilung soll wohl einen kleinen Teil der religiös bewegten Menschen in diesem Land ansprechen. Aber müssen wir anderen unbedingt daran teilhaben? Muss sich nun auch der DrehPunktKultur als Multiplikator einer klerikalen Werbetrommel gerieren?
Wie absurd ist allein schon der Begriff „Gotteslob“! Was ist das für ein eitler Gott, der eines Lobes bedarf?
Mein Unbehagen geht allerdings tiefer:
Es rührt daher, dass sich die monotheistischen Religionen immer mehr in gesellschaftspolitische Fragen einmischen, bei Gesetzesvorlagen mitreden und Menschenrechte beschneiden (freie Meinungsäußerung = Beleidigung religiöser Gefühle, körperliche Unversehrtheit = Widerspruch zur Religionsfreiheit). Sie stellen damit einen ständig wachsenden Machtanspruch, dem sich Politik und Medien längst gefügt haben. Wie sonst ist es zu erklären, dass die meist unkritische Berichterstattung über klerikale Themen einen immer breiteren Raum einnimmt? Und dass dies bereits so weit auf die Politik abfärbt, dass Minister ihr Gelöbnis mit scheinheiligen Floskeln verballhornisieren?
Silvester Schröger