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Mord, Maibaum, alles.

BUCHBESPRECHUNG / OSKAR FEIFAR / DORFTRATSCH

06/03/12 Der erschlagene Fußballtrainer, blutüberströmt im Clubhaus, wäre gar nicht so sehr das Problem. Die Familie nie angesehen, Zugezogene halt, der Großvater ein Brandstifter... Aber jetzt ist der junge Höllerer Hans tot - und die Ermittlung zieht Kreise hinauf bis in höchste Dorfkreise und hinunter in tiefste Sümpfe.

Von Heidemarie Klabacher

Auffällt an Oskar Feifars Krimi-Erstling „Dorftratsch“ zunächst der kunstvolle Aufbau: Ein Ich-Erzähler, der damals noch ein Kind war, berichtet im Rückblick aus einer heutigen Position heraus von den grausigen Ereignissen im Jahr 1971. Das ist die Rahmenhandlung. Sie erlaubt dem Autor hinreißend komische Rückblenden auf die „Frühzeit“ des Fernsehens ebenso, wie elegante Seitenhiebe auf eine Zeit, in der es unvorstellbar für junge die Leute sei, „einem Fremden in den USA nicht von seinen Hämorriden zu berichten“.

Innerhalb der Rückblende wird immer wieder noch weiter zurück in die Vergangenheit der Dorfbewohner geschaut, weitet sich der Sumpf aus Verleumdung und Verdrängung, Ignoranz und Gemeinheit immer bedrohlicher aus. Es gibt aber auch Anspielungen auf eine düstere Zukunft einzelner Mitglieder der ach so ehrenwerten Dorfgesellschaft. Und ironische Kommentare zur gesellschaftlichen Situation heute - im Handy- und Internet-Zeitalter – kann der Autor seinem Ich-Erzähler auch nicht immer ausreden.

Dieser scheinbar so kunstvolle Aufbau wird vom Autor Oskar Feifar mit locker gesponnenem  Erzählgarn und mit scheinbar assoziativ dahinplätscherndem Geplauder gut verhängt. Das Abgründige blitzt da und dort hervor, wie etwa die Beine der geköpften Leiche hinter dem blutigen Hackstock. Immer mehr Verdächtige hat Postenkommandant Leopold „Poldi“ Strobl zu vernehmen. Und seine Mitarbeiter machen ihm das Leben - gewollt oder ungewollt - auch nicht leichter.

Ein Ich-Erzähler, der seinen Leser mit „Du“ anspricht, und eine skurrile Mordgeschichte aus der Einschicht erzählt: Da fallen einem natürlich sofort Wolf Haas und seine Brenner-Krimis ein (besonders "Der Knochenmann"). Man staunt daher umso erfreuter, dass es sich hier keineswegs um eine Stil-Kopie handelt, sondern um eine ebenfalls eigenständige und bewundernswert konsequent durchgehaltene Kunst-Mundart.

Dörfliche Idylle mit Leiche in fast jedem Keller, böswillige Verleumdung in Gestalt von abgründiger Dummheit, genannt „Dorftratsch“, Kindesmissbrauch – es ist eine bittere Gesellschaftssatire, die Oskar Feifar da malt. Umso wohtuender die feinen Einschläge von Witz und Ironie. "Immerhin ein schönes Beweisstück, so eine Tatwaffe."

Zum Porträt von Oskar Feifar Inspektor gibt’s kan
Oskar Feifar: Dorftratsch. Kriminalroman. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2012. 322 Seiten, 11,90 Euro.


 

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