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Spazieren, wandern, dazulernen

BUCHBESPRECHUNG / NATUR- UND KULTURERLEBNIS

30/10/13 Hoch hinaus kann man in dieser Jahreszeit bald nicht mehr - aber die meisten der „75 Lehrwege und  Erlebnispfade“, die Tatjana Rasbortschan in einem kompakten Führer im Taschenbuchformat vorstellt, entfalten auch an einem schönen Herbsttag ihre Reize.

Von Reinhard Kriechbaum

118Vielleicht gerade im Spätherbst, wenn das Laub lichter und der Durchblick im Wortsinn besser ist. Der „Zwei-Städte-und zwei-Staaten-Rundweg“ sollte sowieso immer gehen, sogar mit Kinderwagen. Da geht es um den kleinen Grenzverkehr zwischen Oberndorf und Laufen. Von Kultur ist in dem Buch mindestens so oft die Rede wie von Natur. Vor allem geht es um das genaue Hinschauen, zu welchem Spezialthema auch immer. Was es da nicht alles gibt in Salzburg, Oberösterreich und im bayerischen Nachbarraum! Im „Gläsernen Tal“ (Weißenkirchen im Attergau) erfährt man viel über die Glasherstellung, und durch besonders dickes Glas kann man dort sogar in ein „Teich-Freiluftaquarium“ blicken.

Marmor in Adnet, Urwald im Lammertal, ein Almblumenweg auf der Postalm, eine Bruckner-Sinfonienwanderung in der Gegend von  Arnsdorf/St. Florian, ein Bienenlehrpfad in St.Ulrich am Pillersee, ein Orchideenweg in der Vorderkaserklamm, ein halbes Dutzend Moor-Erkundungspfade und sogar noch mehr Mühlen-Wege: Auf Jahre ist man mit Erlebnis- und Lernpotential eingedeckt. Die Autorin hat das so genau beschrieben, dass man zuletzt überzeugt davon ist, sie habe all das wirklich ausprobiert. Sie muss natur- und heimatkundlich jetzt also echt gut drauf sein.

Ob man aus dem „Bauernregelweg“ in Altenmarkt auch in Zeiten der globalen Erwärmung Nutzen ziehen kann, sollte man am besten selbst erkunden. Auf einem „Pilgerlehrpfad“ kann man sich en miniature einstimmen auf Santiago daCompostela – aber gewiss ist in dem Fall: Von St. Gilgen nach  St. Wolfgang handelt man sich deutlich weniger Blasen an den Füßen ein.

Ein „Kelten.Baum.Weg“ könnte Esoteriker anlachen und solche, die es werden wollen. Vielleicht fühlt man sich ja wirklich wie neugeboren nach der einen oder anderen lehrreichen und erquickenden Wanderung. Jedenfalls weckt der „Jungbrunnenweg“ in Russbach einschlägige Erwartungen. Im Mondseeland könnte man sich bei den „Lebensrois:zeit.spuren“ mit Lebensbedingungen und alten Berufen vertraut machen, in Goldegg auf einem „Brauchtumsweg“ alte Lebensart dazulernen und in Maria Alm die alpenländische Schmetterlingswelt erkunden. Die Feitelmacher haben es im Museumsdorf Trattenbach (OÖ) zu einem Themenweg gebracht, so wie Sisi in Bad Ischl, obwohl die eigentlich lieber auf Korfu urlaubte anstatt kaisertreu die Sommerfrische zu verbrigen. Apropos kaisertreu: Täte sich nicht in Bad Ischl ein „Katharina-Schratt-Weg“ für Swinger aufdrängen. Den gibt’s unseres Wissens noch nicht.

Tatjana Rasbortschan: 75 Lehrwege und Erlebnispfade. Oberösterreich, Salzburg,Berchtesgaden. 215 Seiten. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2013, € 22.- –  www.pustet.at

 

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