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Prachtkerle, diese Salzburger!

BUCHBESPRECHUNG / FREILICHTMUSEUM

30/10/13 Er habe „das Salzburgische mit einem gewissen Vorurteil und Misstrauen gegen diese Leute“ betreten, die ihm „als bigott und höchst abergläubisch verschrien“ worden seien, schrieb ein gewisser Stephan Ludwig Roth, der 1817 eine Fußreise unternahm.

Von Reinhard Kriechbaum

120Ganz so schlimm war's dann gar nicht: Die Leutlein, denen Herr Roth begegnete, wirkten auf ihn schließlich „sanfter und duldsamer“, als er es sich zuvor ausgemalt hatte. Salzbürger wussten sich offenbar gegenüber Touristen schon damals zum Vorteil zu verstellen. Immer hat es nicht funktioniert: „Das schöne Geschlecht ist nicht durchgehends so schön wie in München, doch giebt es einzelne ganz schöne Mädchen.“ Dem Herrn Johann Pezzl, einem Mozart-Zeitgenossen, konnte keine etwas vormachen. Die Lungauerinnen hingegen hatten es Ignaz von Kürsinger angetan, sie gehörten „zu den schönsten Mädchen“, befand er und lobte „ihren Wuchs, ihre edle Haltung, ihre sehr geregelten Züge, ihre blühende Gesichtsfarbe“. Und der Clou: „Was ihre Schönheit noch schöner macht – sie wissen nicht, dass sie schön sind.“

Das Salzburger Freilichtmuseum hat unter dem Titel „Die Salzburger sind ein munteres Volk...“ ein Büchlein mit dieser erhellenden Außen- und Innensicht auf die Salzburger Bevölkerung, auf landeskundliche Besonderheiten, Landwirtschaft, Lebensbedingungen und Lebensart herausgegeben. Guido Müller hat dafür Zeitzeugenberichte aus dem späten 18. und 19. Jahrhundert zusammengetragen.

121Der Außenblick schärfte schon damals die Wahrnehmung: „Hier der ruhige, ernste, gutmütige, friedfertige Pinzgauer, dorten der lebenslustige, kecke, rauflustige Tyroler.“ Darf man diesem Zeitzeugenurteil trauen? Immerhin berichtet ein anderer, „Bier und Branntewein“ saufe der Salzburger „wie Wasser“. „Schlägereyen“ seien nicht selten, beobachtete ein anderer. Zudem sei „der Hang zur Wilddieberey in einigen Gegenden zur Leidenschaft geworden“. Echte Kerle eben, diese Salzburger!

Die Zederhauser müssen Salzburgs Ostfriesen gewesen sein: „Es kursieren über sie eine Menge guter und schlechter Witze und jeder naive, pfiffig alberne Streich wird gewiss einem Zederhauser zugeschrieben.“ Ernsthaft wundern darf einen das nicht, betrachtet man die im Lungau ortsübliche Kindererziehung: „Das Kind wird geboren, einige Male gewaschen, mit Mehlbrei gefüttert; alles Übrige überlässt man so ziemlich der lieben Natur.“

Guido Müller: Die Salzburger sind ein munteres Volk... Der ländliche Raum Salzburgs und dessen Bewohner in früherer Zeit (1784-1895), aus Schilderungen von Zeitgenossen aus Nah und Fern. 104 Seiten. Veröffentlichungen des Salzburger Freilichtmuseums,Band 20. Salzburg, 2013. 8.- Euro € – www.freilichtmuseum.com

 

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