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Die Hochzeit und die Unterhose

BUCHBESPRECHUNG / SALZBURGER HOCHZEITSLADER

16/09/16 Hochzeitslader, neudeutsch „Wedding planner“: Hier geht es um solche im Trachtenanzug und mit „Ladstecken“. Vor der Erfindung von Schneckenpost & Facebook war ihre Aufgabe, Hochzeiten kundzutun und dazu einzuladen. Heute sind sie hilfreiche Fest-Begleiter.

Von Reinhard Kriechbaum

„Leider kommt der Hochzeitslader mehr und mehr ab; man muss schon weit suchen, bis man einen findet“: Das war 1972 der Befund des Salzburger Brauchkenners Karl Zinnburg. Das Verhältnis zur Volkskultur, zu Tracht und Brauch hat sich entschieden geändert. Heutzutage gibt es wieder 99 Hochzeitslader im Land Salzburg. So viele sind jedenfalls auf der Homepage der Salzburger Heimatvereine aufgelistet. Von einer Dunkelziffer darf man ausgehen.

Wehe, dem Hochzeitslader, wird sein Stab entwendet! Das wäre genau so schmachvoll, wie wenn die Braut ihren Strauß einbüßte. Der Ladstecken ist mit vielen vielen bestickten Bändern geschmückt. Hat der Hochzeitslader seine Sache gut gemacht, dann bekommt er vom Brautpaar ein solches Band mit den eingestickten Namen der Brautleute.

Mit Ausnahme des Lungaus gibt es sie überall (wieder), diese Auskenner in Sachen Hochzeit. Weil sie für Salzburg so typisch und hier so häufig sind, hat der Landesverband Salzburger Heimatvereine ein Buch herausgegeben: Die Salzburger Hochzeitslader berichten, Ort für Ort, über das, was bei einer Hochzeit, die man heutzutage als „traditionell“ bezeichnet, jeweils typisch ist. In der Kirche Frauen links, Männer rechts, diese Sitzordnung ist mancherorts noch üblich. Warum geht in Elsbethen eine traditionsbewusste Braut am Hochzeitstag rückwärts aus dem Elternhaus? Sie sieht ein letztes Mal diesem entgegen. Warum wird in Wals die Hochzeitsgesellschaft auf dem Weg von der Kirche ins Wirtshaus aufgehalten durch das „Hochzeitslaufen“? Ein Wettrennen der ledigen Burschen in Unterhosen! Hat damit zu tun, dass die Ledigen früher so die Blicke der Damenwelt auf sich gezogen haben. Der Sieger hat später, ordentlich angezogen, übrigens die Ehre, die Braut zu stehlen.

Solche Dinge wissen die Hochzeitslader zu erzählen. Sie wissen, wie das Brautstehlen abläuft, wann man zum „Weisen“ (zum Überreichen der Geschenke) antritt und wie die „Ehrentänze“ geregelt sind. Im Dorf folgt man gerne überlieferten Formen, und gerade der Hochzeitstag ist voll mit Ritualen. Das „Viimåchn“ – das Aufhalten des Hochzeitszugs mit Possen – ist nicht nur im Pinzgau gang und gäbe. Im Lungau heißt es „Verspengen“. Das kann schon auch peinlich werden für die Hochzeiter, wenn ihre „Ledigenzeit“ nicht ganz so untadelig war. In Maria Alm bleibt es nicht beim Vorspielen von Jugendsünden. Da wird einer ehemaligen Liebschaft am Tag der Hochzeit ein Strohkranz auf den Dachgiebel gehängt. In Viehhofen, auch in Niedernsill gibt es noch das „Strohauslegen“ vor dem Haus des Ex-Freundes der Braut. Wer den Schaden hat, braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen.

Landesverband Salzburger Heimatvereine (Hg.), Walli Ebner (Redaktion): Salzburger Hochzeitslader. Salzburg 2016. Zu beziehen über den Landesverband Salzburger Heimatvereine. 25 Euro – www.heimatvereine.at

 

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