Nostalgisches Schwimmvergnügen mit Schlossblick

LESEPROBE / FRANZISKA LIPP / BESTE AUSSICHTEN

07/05/14 „66 Lieblingsplätze“ beschreibt Franziska Lipp – und wenn es schon um „Beste Aussichten im Salzburger Land“ geht, drängen sich natürlich auch Almhütten auf. Deren elf finden sich in dem Buch. Jakob Lipp ist einer der wenigen hauptberuflichen Zauberkünstler Deutschlands, aber für das Buch seiner Gattin hat er mit dem Fotoapparat gezaubert. - Eine Lese- und Schauprobe.

Von Franziska Lipp

185Schon der Name lässt erahnen, dass es sich bei der Moorbadeanstalt nicht um eine neumodische Erfindung handelt: Heute würde eine ähnlich geartete Einrichtung vielleicht Freizeit- oder Strandband genannt. Doch als die Badeanstalt im Jahre 1912 am moorigen Goldegger See erbaut wurde, setzte man auf Schlichtheit. Immerhin war es nicht ausschließlich das Vergnügen, dem man mit der Anstalt Rechnung tragen wollte. Es ging vielmehr um die Gesundheit des eigenen Körpers.

Denn nicht weit von Goldegg entfernt, befand sich mit Bad Gastein ein Kurort von Weltruhm: Nach Goldegg kam die hohe Herrschaft samt Entourage nach ihrem Aufenthalt im Gasteinertal zum ›Nachkuren‹. In der Familie Gesinger, Besitzer des Hotel Post und der Moorbadeanstalt, erinnert man sich gut an die Erzählungen des Urgroßvaters Josef, der die reichen Scheichs aus dem Nahen Osten noch selbst miterlebte.

186Ihnen zum Vergnügen wurde die Badeanstalt samt Badehaus errichtet. Heute muss man kein Scheich, Kurgast oder Kaiser mehr sein, um die Moorbadeanstalt zu benutzen. Königlich fühlt es sich aber an, nach einem ausgedehnten Sonnenbad auf den Holzpritschen in das dunkle, samtige Moorwasser des Goldegger Sees zu steigen. Kein Chlor brennt in den Augen, nur ein Hecht könnte die eigene Schwimmbahn kreuzen.

Das Moorwasser tut nach wie vor seine heilsame Wirkung: Zu beobachten an einem 90-jährigen Stammgast, der zu Saisonbeginn noch mit Schmerzen zum täglichen Schwimmen kommt, zu Saisonende aber vielfach behänder seine Runden dreht. Moor besteht zum größten Teil aus organischen Substanzen und gilt als einzigartiger Naturcocktail: Es soll die Abwehrkräfte steigern, den Stoffwechsel aktivieren und die Haut schöner machen. Natürlich alles in Minidosis! Doch auch für den Fall, dass das Badevernügen nicht schöner macht, glücklicher macht es mit Sicherheit.

Die nostalgischen Kabinen in dem halbrunden Gebäude aus Holz können den ganzen Sommer über gemietet werden: Besonders praktisch für Stammgäste!

Franziska Lipp: Beste Aussichten im Salzburger Land - Von den hohen Tauern bis ins Salzkammergut. 192 Seiten. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2014. 15,50 Euro. – www.gmeiner-verlag.de
Bild: Jakob Lipp
 
Mit freundlicher Genehmigung des Gmeiner Verlags