Ein "klassischer" Fremder

RAURISER LITERATURTAGE / IM PORTRÄT / SENTHURAN VARATHARAJAH

29/03/17 „… und ich sah, dass auf der Brücke nicht stand, dass wir flüchtig sind, sondern dass wir flüchtig sein werden...“ Den Rauriser Literaturpreis 2017 erhält Senthuran Varatharajah für seinen Roman „Vor der Zunahme der Zeichen“ heute Mittwoch (29.3.) bei der Eröffnung der Rauriser Literaturtage 2017.

Von Heidemarie Klabacher

„Ein Romandebüt von enormer gedanklicher Konsequenz und einer sprachlichen Radikalität, die selten geworden ist in der deutschen Gegenwartsliteratur“, schrieb Meike Fessmann vor ziemlich genau einem Jahr, am 23. März 2016, in der Süddeutschen Zeitung über den Debütroman „Vor der Zunahme der Zeichen“ von Senthuran Varatharajah.

Ausgezeichnet mit dem 3Sat-Preis bei den 38. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt 2014, mit dem Kranichsteiner Literaturförderpreis 2016 und dem Bremer Literaturförderpreis 2017 – sowie zahlreichen Stipendien und Förderungen wie etwa dem Institutspreis für den besten Studienabschluss im akademischen Jahr 2010/2011 am Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin, verliehen von der Carl und Max Schneider Stiftung zur Förderung der Philosophie – erhält der Autor den mit 8000 Euro dotierten Rauriser Literaturpreis 2017.

Senthuran Varatharajah wurde 1984 in Jaffna geboren. Er ist tamilischer Herkunft seine Familie floh in den 1980er-Jahren vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka nach Deutschland. Senthuran Varatharajah studierte Philosophie, evangelische Theologie und Kulturwissenschaft in Marburg, Berlin und London und lebt heute in Berlin. Bei seinem Studien- und Forschungsaufenthalt am King‘s College der University of London verfolgte er sein Dissertationsprojekt über das „Fremde in der Klassischen Deutschen Philosophie“.

Aus den wenigen Seiten – einem Chat- oder Mailwechsel – aus dem Varatharajah 2014 beim Bachmann-Wettbewerb gelesen hatte, ohne je zuvor etwas publiziert zu haben – wurde der der 256-Seiten Roman „Vor der Zunahme der Zeichen“. Die Jurorin Meike Feßmann hatte ihn 2014 nach Klagenfurt eingeladen und in ihrer Laudatio gemeint, Varatharajah werde die „deutschsprachige Literatur auf einmalige Weise prägen“ - und mit dieser Prophezeiung schier singulären literarischen Weitblick bewiesen.

„Man könnte sagen, dass Senthuran Varatharajah für seine Erfahrung eine neue Sprache gefunden hat. Es ist eine höchst bewusste Sprache“, schrieb Susanne Lenz im Juni vorigen Jahres in der „Berliner Zeitung“. Heute Mittwoch (29.3.) wird der philosophisch-literarische Senkrechtstarter das Publikum der Rauriser Literaturtage mit dieser seiner Sprache konfrontieren.

Die Rauriser Literaturtage 2017 stehen unter dem Motto „Körper.Sprache“ und dauern von 29. März bis 2. April
Bild: Rauriser Literaturtage/Heike Steinweg