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Haltbarer als Blumen: Bücher

JUNG UND JUNG VERLAG / JUBILÄUMSPROGRAMM

17/09/10 „Der Verlag wird zu seiner Überraschung zehn Jahre alt.“ Es war, so Jochen Jung im Gespräch mit DrehPunktKultur, eine riskante Zeit für eine Verlagsgründung, „ein Experiment mit ungewissem Ausgang“. Das Konzept hat sich bewährt: „Anspruchsvolle Literatur, die ihr Publikum gefunden hat“.

Von Heidemarie Klabacher

Das will der Verlag mit seinem Jubiläumsprogramm auch zeigen: „Man ist als Verleger stolz, wenn man einen Originaltitel von Peter Handke bekommt.“ Es ist nicht der erste Handke, der bei Jung und Jung herauskommt: „Er hat uns ja immer wieder uns was gegeben.“ Handke sei ein „exzellenter Tagebuchschreiber“. Jetzt habe er ein „Nachtbuch“ vorgelegt: „Literatur vor der Literatur ist das. Sätze, die ihm zwischen Wachen und Traum in den Sinn kommen“, beschreibt der Verleger das jüngste Buch seines wohl namhaftesten Autors: „Lustige abstruse Gedanken und Einfälle sind das. Über fünfhundert sind in diesem Buch versammelt.“

Dem Jubiläumsprogramm liege, so Jochen Jung, keine bestimmte „Linie“ zugrunde: „Aber von den vielen Möglichkeiten von Literatur wollten wir etwas dabei haben.“ Werke junge Autorinnen und Autoren dürfen dabei nicht fehlen: „Tauben fliegen auf“ heißt das Buch von Melinda Nadj Abonji. Ihre Eltern stammen aus der Vojvodina und zogen vor vielen Jahren in die Schweiz, wo die Autorin aufgewachsen ist, erzählt Jung. „Bei Geburtstagen, Begräbnissen fährt man in die Heimat, hat das temperamentvolle pralle Leben des Balkans hinter sich. Und dann kehrt man zurück in die Schweiz - oder nach Deutschland - und wird als Fremder angesehen, auch wenn man schon dreißig Jahre hier daheim ist.“ Davon erzähle Melinda Nadj Abonji: „Wie man sich in einem Europa, das nichts voneinander wissen will, einrichten kann.“

„Der Leuchtturm“: „Das ist das Buch, von dem sich ein Verlag wünscht, dass man darauf stößt.“ Geschrieben wurde es bereits vor dreißig Jahren von Jean Pierre Abraham. Er erzählt von einem Leuchtturmwärter: „Damals saß man tatsächlich noch im Turm. Auf dem am weitesten hinausgestellten, ausgesetztesten Leuchtturm vor der Bretange: „Da saß er meerumtost.“ Zwei Wochen dauerte die Schicht, dann wurde man wieder abgeholt. „Man muss das Feuer bedienen. Sonst hat man Vögel, das Meer, sich selber - und lernt zu unterscheiden, was wichtig ist und was nicht. Davon erzählt dieser Mensch auf eindringliche Weise.“ Das Bedürfnis nach Einsamkeit kenn, „aber das ist die extreme Variante.“ Tatsächlich geht „Der Leuchtturm“ derzeit bereits in die zweite Auflage.

Junge Autoren, Fundstücke - und auch ein großer „Alter“ darf nicht fehlen: Im Jubiläumsprogramm von Jung und Jung ist „Der Strand von Falesá“ eine der letzten Erzählungen von Robert Louis Stevenson: Sie wurde erst vor einigen Jahren in amerikanischen Bibliothek entdeckt und erscheint erstmals auf Deutsch. Erzählt wird eine Liebesgeschichte aus der Südsee, die weder den Klischees von der Südsee noch den Kolonialismusvorstellung von damals entsprach.

Peter Waterhouse, Autoren-Säule von Jung und Jung „fängt irgendwo an und erzählt“. Titel: „Der Honigverkäufer im Palastgarten und das Auditorium Maximum“. Die Erzählung sei, so Jochen Jung, „etwas leichter“ als das Magnum Opus „Krieg und Welt“. Eine Wanderung durch ein großes Alpental, Charles Dickens dort einen Roman geschrieben hat, Spaziergänge in der Umgebung von Wien, und die streikenden Studenten im Auditorium Maximum verschmelzen zu „politische Beobachtungen und persönlichen Betrachtungen“.

"33 Versuche (k)einen Opernführer zu schreiben" unternahm der Musikkritiker Hans-Klaus Jungheinrich.

Vergangenes Jahr habe Jung und Jung trotz „Krise“ den bisher besten Umsatz verzeinet, erzählt der Verlagsgründer und -leiter: „Seit diesen Krisenzeiten geht es dem Buchhandel in Österreich besser“, so Jung. Nicht weil er meine, „dass man in schwierigen Zeiten eher zum guten Buch greift“. Vielmehr vermute er, dass „bei uns“ das Krisenbewusstsein geringer sei, „weil Politik sich davor drückt“ etwas dagegen zu unternehmen: „Die Leute haben nicht so den Eindruck, dass ihnen was genommen wird oder sie sparen müssten und fühlen sich als Konsumenten ganz wohl.“ Auch sei das Buch als Geschenkobjekt gefragter als früher: „Ein Buch ist ein solides Geschenk. Es ist länger als ein Blumenstrauß oder eine Flasche Wein ein Zeichen dafür, dass jemand an einen gedacht hat.“

Weitere Bücher www.jungundjung.at

 

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