Welt in Flammen

RAURISER LITERATURTAGE / LESUNG FREUDENTHALER

09/04/24 Es ist warm, nicht nur drinnen. Auch draußen erleben wir außerordentlich warme Apriltage. Der Saal ist voll. Ich hocke an einem Tisch neben den Aufnahmegeräten. Der Platz ist nicht schlecht, man sieht, wie die Autoren verkabelt werden. Eine Drehleier wird gestimmt. Die Autorin verschwindet mit dem Tontechniker, der ihr das Micro angelegt.

Von Helga Hofer

Jeans und schwarzer Pulli. Die rote Korallenkette der Autorin passt perfekt zum Umschlag ihres Buches. Arson. Laura Freudenthaler ist eine junge aparte Frau. Sie schaut ernst. Fast ein bisserl gequält. Mag sie keine Aufmerksamkeit um ihre Person? Ich habe noch kein Buch von Laura Freudenthaler gelesen. Ich bin gespannt, ob mich die Lesung begeistern kann.

Manfred Mittermayer nimmt mit der Autorin auf der Bühne Platz und die Drehleier erklingt traurig. Wir hören, dass die Autorin viele Preise gewonnen hat, ihre bisher veröffentlichten Bücher werden aufgezählt. Im Gespräch wird schnell wird klar, dass Laura Freudenthaler eine sehr ernsthafte Autorin ist. Schreiben und Leben sind für sie eine Handlung. Sie sagt: „Mein in der Welt sein und mein Schreiben ist eins.“

Freudenthaler liest aus Arson, ihrem neusten Buch. Sie habe sich lange mit den Fakten der Klimaerwärmung beschäftigt und verzweifele an den Mitmenschen, „die immer noch glauben, es gäbe noch eine Rettung für die Menschheit“. Die Leseproben über eine Welt in Flammen und Asche sind bedrückend, aber werden schon bald unsere Realität sein. Brände, Luftverschmutzung, unerträgliche Hitze – ein Inferno und mitten drinnen die Ich-Erzählerin. Bei ihr Arson, ein Brandwächter, der ihr zum Vertrauten wird.

Laura Freudenthaler entwirft ein Szenario ohne Rettung. Was kann Literatur dann noch leisten, will Manfred Mittermayer wissen. Für die Autorin geht es um Erkenntnis, um das Eingeständnis der globalen Katastrophe. Die Menschen könnten dann gemeinsam um den Verlust der Erde, wie wir sie kennen, trauern. „Erst wenn wir uns eingestehen, dass es keine Rettung mehr für uns gibt, können wir unsere Gefühle teilen.“ Die Wahrheit befreie uns vor dem Zwang zur Verdrängung und vor der einsamen Angst: „Solange ich noch schreibe, gibt es eine Sinnstiftung durch mein Schreiben.“ Die Lesung ist aus. Nachdenklich gehe ich weg. Mein Weg führt mich zur Buchhandlung, die extra für die Literaturtage eingerichtet wurde. Ich besorge mir das Buch. Ich muss es lesen.

Bild: RLT / David Sailer
Die Rauriser Literaturtage sind am Sonntag (7.4.) zu Ende gegangen. Einzelne Veranstaltungen sind weiterhin über die Website abrufbar. Alle Lesungen und Gespräche werden in den kommenden Wochen von FS1 Community TV Salzburg ausgestrahlt – www.rauriser-literaturtage.at
Für DrehPunktKultur berichten Studentinnen und Studenten von Uta Degner im Rahmen der Lehrveranstaltung „Literaturbetrieb und literarisches Leben in Österreich (Rauriser Literaturtage 2024)“ am Fachbereich Germanistik von den Rauriser Literaturtagen