Der Trend zum Buch scheint ungebrochen

HINTERGRUND / BUCHHANDEL

05/11/10 Während andere Branchen die Krise zu spüren bekommen haben, sind die Umsätze im heimischen Buchhandel gestiegen, meldet die Wirtschaftskammer Salzburg. Der Salzburger Branchen-Obmann Klaus Seufer-Wasserthal spricht vom Buch als "einem billigen Vergnügen".

altDas Buch scheint ein krisenfestes Produkt zu sein: Gaben Österreicherinnen und Österreicher vor zwei  Jahren noch etwa 500 Millionen Euro pro Jahr für Bücher aus, waren es im Krisenjahr 2009 stattliche 620 Millionen. Für heuer rechnet der Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels, Gerald Schantin, mit einer nochmaligen Umsatzsteigerung von 4,5 Prozent.

„Zuwächse konnten vor allem die großen Filialisten verzeichnen“, sagt der Obmann der Fachgruppe Buch- und Medienwirtschaft in der Wirtschaftskammer Salzburg, Klaus Seufer-Wasserthal. Problematisch sei die Lage hingegen oft bei kleinen, unternehmergeführten Buchhandlungen. „Generell lässt sich aber sagen, dass der Buchhandel – zumindest derzeit – noch immer ein Gewinner der Krise ist, wo es sich die Menschen lieber zuhause gemütlich machen und ein Buch lesen, als ins Theater oder essen zu gehen.“ Im Verhältnis zu einem Restaurantbesuch sei „ein Buch noch immer ein billiges Vergnügen“.

Rückgänge bemerkt Seufer-Wasserthal allerdings bei Buchbestellungen von Institutionen: „Dort wird der Sparstift angesetzt, wenn z. B. Amtsbibliotheken oder Universitäten nicht mehr zwanzig, sondern nur zwei Exemplare ankaufen. Es wird sehr genau auf die Kosten geachtet.“ Überhaupt sei der Bereich der wissenschaftlichen Literatur im Umbruch. „Verlage bieten wissenschaftliche Bücher oft nur noch in digitaler Form an, ein Trend, der sich in den nächsten Jahren zum Nachteil des Buchhandels noch verstärken dürfte.“

Eine ungebrochen gute Nachfrage gibt es hingegen im Bereich der Unterhaltungsliteratur bei Belletristik, Krimis und Kinderbüchern. „Krimis haben in den vergangenen Jahren ihr ‚Schmuddelimage‘ altabgelegt und sind zu echten Rennern geworden, etwa durch die Bücher von Wolf Haas“, stellt Seufer-Wasserthal fest.

Ein „Glücksfall“ für den heimischen Buchhandel sei die Verleihung des „Deutschen Buchpreises“ für den im Salzburger Verlag Jung und Jung erschienenen Roman „Tauben fliegen auf“ von Melinda Nadj Abonji.

Gefragt seien aber auch Sachbücher, vom Ratgeber bis zum Kochbuch. Seufer-Wasserthal: „Die vielen Kochshows im Fernsehen haben den Kochbüchern zu einer Renaissance verholfen. Noch immer wird in diesem Bereich viel publiziert. Mittlerweile bringen ja nicht nur Starköche eigene Bücher heraus, auch viele Prominente versuchen sich zuerst am Herd und dann am Kochbuch.“

Optimistisch sind die Erwartungen des Buchhandels für das kommende Weihnachtsgeschäft. Seufer-Wasserthal: „Das Buch ist ein klassisches Geschenk, auf das immer gern zurückgegriffen wird, mit großer Auswahl und Preisen je nach Geldbörse.“ Immerhin würden fast zwei Drittel aller Bücher als Geschenke gekauft.“ Das Buch als Geschenk bekomme allerdings immer mehr Konkurrenz, vom Wellness-Gutschein bis zur Flasche Wein. „Jetzt liegt es am Buchhandel, den Kunden klarzumachen, dass ein Buch noch immer ein besonderes Geschenk ist.“

Trotz einer derzeit guten Wirtschaftslage stehen dem heimischen Buchhandel in Zukunft Veränderungen bevor. „Elektronische Lesegeräte und E-Books werden auch im heurigen Weihnachtsgeschäft ein Thema sein“, prognostiziert Seufer-Wasserthal. Vor allem dann, wenn die Geräte und auch die Contents billiger werden. „Neue Generationen haben eben neue Lesegewohnheiten. Die Lesegeräte können auch neue Zielgruppen ansprechen, etwa junge, technikbegeisterte Menschen.“ Das gedruckte Buch werde aber gegenüber dem E-Book sicherlich nicht ins Hintertreffen geraten, ist Seufer-Wasserthal überzeugt. Allerdings hätten „Internet und Handy das gedruckte Buch in kleineren Bereichen schon abgelöst, etwa Lexika oder juristische Literatur“. (WKS/dpk)

Bilder: WKS / Neumayr (2)