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Wortreich trifft verschwiegen

LITERATURHAUS / LESUNGEN EINZINGER, PETRIK

27/03/11 Erwin Einzinger nimmt die Tatsache, dass er seine Gedichte an diesem Abend nur sechs Besuchern vorliest, mit Humor: Er habe auch schon vor zwei Menschen vorgelesen, sagt er, grinst, zuckt mit den Schultern und beginnt zu lesen.

Von Nina Ainz

„Fest zusammengeschmolzen zu einem vielfarbigen / Klecks aus Eindrücken & vage Erinnertem, dessen Ränder / Rasch ausfransen.“ So lassen sich Erwin Einzingers Gedichte mit seinen eigenen Worten (aus dem Gedicht „Reisende soll man nicht aufhalten“) vortrefflich beschreiben. Die Gedichte Einzingers, der 2010 den H.C.-Artmann-Preis erhalten hat, sind von einer ungewöhnlichen Unmittelbarkeit. Scheinbar zusammenhanglos werden da Episoden des Alltags humorvoll in Szene gesetzt, die Grenzen zwischen Lyrik und Prosa sind stets fließend.

Erwin Einzinger und Dine Petrik lasen am Donnerstag (24.3.) auf Einladung der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung im Literaturhaus aus ihren jüngsten Lyrikbänden Ein Messer aus Odessa und wortreich.verschwiegen.

Wo liegen die Gemeinsamkeiten dieser auf den ersten Blick doch recht unterschiedlichen Autoren? Während Petrik zum Beispiel äußerst sparsam mit Wörtern umgeht, ist Einzingers Wortverbrauch pro Zeile dagegen höchst verschwenderisch. Und doch gibt es ein Merkmal, das beide verbindet: Eine gewisse Leichtigkeit, die ihre Gedichte auszeichnet und die Fähigkeit, das Alltägliche, manchmal fast schon Banale, in ein neues Licht zu rücken.

Dine Petrik lässt in wortreich.verschwiegen mit wenigen Worten Bilder im Kopf des Zuhörers entstehen. Wort- und Sprachspiele prägen diesen Band, denn die Dichterin zerlegt die Wörter in deren Einzelteile und probiert sämtliche Bedeutungsmöglichkeiten aus. Auch ihre Vortragsweise ist eine ganz eigene: Beim Vorlesen wiegt sich Petrik zum Rhythmus ihrer Gedichte. Diese nehmen dabei eine fast wellenartige Melodik an, passend zum Motiv des Wassers, das sich durch ihre Werke zieht. Hier wird Lyrik beinah zu Musik.

Im Dunkeln ist das Literaturhaus schwer zu finden. Der kleine Platz vor dem Gebäude ist völlig finster, die Tür nur einen Spalt breit geöffnet. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum zu „Lyrik im März“ nur so wenige Besucher den Weg dorthin gefunden haben. So schade es ist, dass diese Lesung in einem derartig intimen Rahmen stattfand, so schön war es, diese zwei herausragenden Dichter ganz für sich allein zu haben.

 

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