„Einen Link kann ich nicht verschenken“

HINTERGRUND / BUCHHANDEL (2)

04/11/11 Was wird gelesen? Und wonach besteht im Buchhandel weniger Nachfrage? Wo schadet das Internet dem Ladenverkauf entscheidend? – Das Weihnachtsgeschäft ist jedes Jahr wieder eine Hoffnung.

altDie Umsatzsteigerung im Vorjahr war vor allem auf die verstärkte Nachfrage im Sachbuchbereich zurückzuführen, der ein Plus von rund 11 Prozent erzielte (verantwortlich dafür waren unter anderem die Autobiographie von Natascha Kampusch „3096 Tage“ oder Thilo Sarrazins Aufregerbuch „Deutschland schafft sich ab“). Das Plus bei Kinder- und Jugendbüchern fiel mit 0,5 Prozent bescheiden aus. Rückgänge mussten die Segmente Medizin, Informatik, Technik, Recht und Wirtschaft hinnehmen.

Rückgänge bemerkt Seufer-Wasserthal auch bei Buchbestellungen von Institutionen: „Dort wird der Sparstift angesetzt, wenn z. B. Amtsbibliotheken oder Universitäten nicht mehr zwanzig, sondern nur zwei Exemplare ankaufen. Es wird sehr genau auf die Kosten geachtet.“ Überhaupt sei der Bereich der wissenschaftlichen Literatur im Umbruch. „Verlage bieten wissenschaftliche Bücher oft nur noch in digitaler Form an, ein Trend, der sich in den nächsten Jahren zum Nachteil des Buchhandels noch verstärken dürfte.“

altAber es gibt auch boomende Bereiche: „Die vielen Kochshows im Fernsehen haben den Kochbüchern zu einer Renaissance verholfen. Noch immer wird in diesem Bereich viel publiziert. Mittlerweile bringen ja nicht nur Starköche eigene Bücher heraus, auch viele Prominente versuchen sich zuerst am Herd und dann am Kochbuch.“

Noch ist für heuer die Buch-Schlacht nicht verloren, im Weihnachtsgeschäft 2010 verzeichnete der Buchhandel immerhin ein Umsatzplus von rund 14 Prozent gegenüber 2009. Entsprechend optimistisch sind die Erwartungen auch jetzt. Seufer-Wasserthal: „Das Buch ist ein klassisches Geschenk, auf das immer gern zurückgegriffen wird, mit großer Auswahl und Preisen je nach Geldbörse. Immerhin werden fast zwei Drittel aller Bücher als Geschenke gekauft. Einen Link im Internet kann ich nicht verschenken.“

„Elektronische Lesegeräte und E-Books werden auch im heurigen Weihnachtsgeschäft nur ein Nebenschauplatz sein“, prognostizierte Seufer-Wasserthal. „Denn die heimischen Konsumentinnen und Konsumenten warten noch immer ab, welches System sich durchsetzen wird und wie  sich die Preise für die Geräte und die Contents entwickeln werden.“

Die Lesegeräte können nach Ansicht von Seufer-Wasserthal aber auch neue Zielgruppen ansprechen, etwa junge, technikbegeisterte Menschen. „Das gedruckte Buch wird gegenüber dem E-Book jedoch nicht ins Hintertreffen geraten“, ist Seufer-Wasserthal überzeugt. „Bücher in ihrer jetzigen Form wird es immer geben. Allerdings haben Internet und Handy das gedruckte Buch in kleineren Bereichen schon abgelöst, etwa bei Lexika, Wörterbüchern oder juristischer Literatur.“

Im Verhältnis zu ihrer Größe verfügt die Stadt Salzburg über eine hohe Dichte und eine lebhafte Szene an Buchverlagen. Im ganzen Bundesland gibt es zehn Verlage, einige davon gehören auch bundesweit zu den erfolgreichsten. So ist etwa der Ecowin-Verlag inzwischen einer der wichtigsten Sachbuchverlage Österreichs, dessen Titel regelmäßig auf den Bestsellerlisten aufscheinen. Andere wie etwa der Verlag Jung und Jung machen immer wieder mit Auszeichnungen ihrer Autoren auf sich aufmerksam. (Wirtschaftskammer Salzburg)

Bild: WKS/Neumayr
Zum ersten Teil der Serie {ln:Amazon ist der große Konkurrent}